"Rome" von The National: Flirrende E-Gitarren, stoisches Schlagzeug
Sie produzierten Taylor Swifts neuntes Album und Songs für den Soundtrack von "Game Of Thrones" und "Hunger Games": Nun erscheint ihr erstes Live-Album: "Rome". Darauf präsentieren The National 21 Stücke aus vielen ihrer Schaffensphasen.
"Adult-Oriented Indie Rock" nennt das Musikportal Allmusic den Stil von The National: "Indie Rock für Erwachsene". Diese Beschreibung passt! Denn das New Yorker Quintett verbindet coole, großstädtische Rockmusik und literarisches Storytelling mit Pop-Sensibilität und dem Sound des ruralen Amerika: Folk, Americana (die fünf Mitglieder stammen allesamt aus den amerikanischen Südstaaten). Viele Fans dürften seit den Nuller-Jahren mit der Musik von The National älter geworden sein.
The National: Ausgezeichneter Sound der ruralen USA
Die Band wurde für drei Grammys nominiert. Sie hat Songs für die Soundtracks von "Game Of Thrones" und "Hunger Games" geschrieben. 2020 produzierten Aaron und Bryce Dessner Taylor Swifts neuntes Album "Evermore". Erst letztes Jahr brachten The National gleich zwei Alben heraus. Nun erscheint mit "Rome" eine erste Live-Aufnahme.
Düstere Lyrik, flirrende E-Gitarren, stoisches Schlagzeugspiel und der Bariton von Matt Berninger: The National haben einen eigenen musikalischen Kosmos erschaffen; zwischen Post Punk, New Wave, College Rock, Neoklassik, Folk. Über zwei Jahrzehnte hat die passionierte Live-Band Konzerte auf aller Welt gespielt - bis die Corona-Pandemie das Tourneeleben abrupt beendete.
The National spielte bei der Amtseinführung von Barack Obama
"Während der Pandemie gab es diese Jahre, in denen niemand mehr auf Tour gehen konnte. Ich vertrocknete buchstäblich zuhause, wurde depressiv. Jetzt erwacht die Maschine wieder zum Leben. Das fühlt sich gut und gesund an", sagt Matt Berninger im Interview mit dem "New Musical Express". Im Juli 2024 spielten The National ein Konzert im Auditorium Parco della Musica Ennio Morricone, einem Kulturzentrum in Rom, benannt nach dem berühmten Filmkomponisten.
Auf ihrem ersten Live-Album "Rome" präsentieren The National 21 Stücke aus fast all ihren Schaffensphasen. Songs der letzten Alben "Laugh Track" und "First Two Pages of Frankenstein" stehen neben Band-Klassikern wie "Fake Empire". Ein Stück, das The National schon bei der Amtseinführung von Barack Obama zum Besten gaben.
Ein denkwürdiges Konzert in Rom
Die Brüderpaare Scott und Bryan Devendorf, sowie Aaron und Bryce Dessner spielen fehlerlos, konzentriert und druckvoll. Aber es ist Berningers grüblerischer Singsang, der der Musik ein Gesicht gibt. Wenn der 53-Jährige von falschen Königreichen, Rauchmeldern oder einem Band-T-Shirt von New Order singt, dann öffnen sich durchaus inspirierende Assoziationsräume.
Ja, man kann The National hassen - das Selbstmitleid, die Wohlstandsmelancholie, die manchmal generischen Stücke. An diesem Sommerabend auf der Bühne eines nachgebauten Amphitheaters in Rom spielen The National aber ein denkwürdiges Konzert. Die Geburtsstadt der römischen Tragödie scheint den New Yorkern wohlgesonnen zu sein. Das italienische Publikum will die Musiker nach anderthalb Stunden kaum gehen lassen. "Rome" ist das abendfüllende Konzertdokument einer außergewöhnlichen Rockband.
Rome
- Label:
- 4AD
- Veröffentlichungsdatum:
- 13. Dezember 2024