Die Disco - ein kleiner stampfender Nostalgierückblick
Musik hören, tanzen, Leute treffen: Disco hieß früher, was man heute den Club nennt: es läuft Musik, zu der möglichst viele feiern und eine gute Zeit haben. Die früher so beliebte Landdisco, ist aber offenbar vom Aussterben bedroht.
Es war eine Frage des Charakters. Eine Frage der Haltung. Eine über ein gelingendes Leben: in welche Disco gehen wir? Da gab es die eine, die für die Kleinen war: Kinderdisco. Ha! Oder die, in die die Popper gingen. Geschenkt. Und natürlich die, wo die Coolen waren. Also wir. Sowie noch irgendwo, weit entfernt, Orte, von denen man nur gehört hatte, weil da nicht jeder reinkam. Und da Dinge passierten. Doch zurück zum Wesentlichen.
Ein Discobesuch ist nicht einfach ein Discobesuch
Die Vorbereitung. Was anziehen? So manches Goldkettchen oder manch hochgestellter Kragen konnte rasch alle Ambition zerstören. Wer kommt heute noch? Oder ist zumindest zu erwarten? Und: auf dem Land unerlässlich: wer fährt? Und kann später auch noch fahren?
Vorglühen, ankommen, Jacke im Auto lassen. Die Disco: Rummelplatz, Tummelplatz, Marktplatz. California, Flamingo, Cheyenne, Domino und immer wieder Roxy hießen die Discos, wenn man dem Haus der Jugend entwachsen war. Lebensräume im Blinklicht, wenn man reinkam. Kam man aber, weil man Charlie an der Tür kannte. Oder weil man eine attraktive Begleitung hatte. Oder weil man es einfach draufhatte.
Disco - wie man sie kennt und liebt
Hier ging es in den Nächten um alles: Starrer am Rand, Tänzer in der Mitte. Mädchen, die alles gaben. Jungs, die sich mit zwei rechts, zwei links durchmogelten. Der Rest starrte. Männer mit Sonnenbrillen. Schuppen auf dunklen Jacken im Schwarzlicht. Gebrüllte Fragen, möglichst kurz, nichts allzu Kompliziertes wie etwa: wie schätzt du das Verhältnis von Atomkraft und Naturschutz ein? Oder, musikalisch: denkst du auch, dass das popkulturelle Erbe der Pet Shop Boys lange unterbewertet wurde? Oder könntest du dir vorstellen, dass wir unsere erste Begegnung noch etwas ausweiten? Nein. Einfacher: öfter hier? Trinkst du was? Ist das da dein Freund? Hast du mich grad angemacht? Oder wie Ulla Meinecke es mal sang: "Geständnisse im rotblauen Licht, dann die Antwort: ich dich nicht."
Getränke der Discokultur
Die Musik: klar, die Signatur des Abends, des Ladens. Treibstoff, Zündfunke. Gesprächsstoff. Was spielt der denn da? Hat sich das einer gewünscht? Und guck mal, wie die tanzen. Da waren sie wieder: die Starrer am Rand, die Tänzer in der Mitte. Zerrissene Mäuler - vor allem von den Ungeküssten. Drinks? Klar. Auf Getränkebon: Jeder Ort hatte so seine eigenen Regeln, Sitten, Getränke. Afri-Cola-Kümmerling, oder Fanta-Korn. Oder Pola - Pernod-Cola. Schlimm. Und meistens teuer. Deshalb, auch das kein Einzelfall.
Die Schauplätze fernab der Tanzfläche
Auch deshalb spielte sich das Spannende nicht selten woanders ab. Vor der Disco. Auf dem Parkplatz. Flaschen in Innentaschen. Korn im Kofferraum. Gib mal rüber. Wie es endete? Die Reise ans Ende der Nacht. Das kam ganz darauf an. Nicht jedes Abenteuer war ruhmreich. Und war der Fahrer überhaupt noch tauglich? Abkömmlich? Wo überhaupt? Schon auf dem Rückweg wurde bewertet. Hast du das gesehen? Nein? Doch, wirklich! Das zog sich dann noch hin bis mindestens zur großen Pause am Montag. Und dann wurde es ja langsam auch schon wieder Zeit, Pläne für das kommende Wochenende zu machen - zum Tanzen, zum Starren, zur Disco.