Cigarettes After Sex: Drittes Studioalbum mit Musik für "danach"
Das Indie-Pop-Trio Cigarettes After Sex serviert Töne für das berühmte "Danach" - fürs post-koitale Chillen. Ein Ansatz, mit dem die Texaner ein Millionenpublikum erreichen - und den sie auf ihrem dritten Album "X's" (Ex-es) perfektionieren. Marcel Anders hat reingehört und Mastermind Greg Gonzales getroffen.
"Es gibt den Moment der Liebe und der Romantik, aber auch diesen einen, an dem das Universum stillzustehen scheint. Er dauert nur die Länge einer Zigarette oder eines Popsongs, hat aber etwas ganz Besonderes. Deshalb habe ich mir gedacht: Wie mache ich Musik, die genauso klingt? Die sich ähnlich anfühlt?" Was Greg Gonzales hier beschreibt, ist der post-koitale Moment, wenn unser Körper tiefenentspannt und voller Glücksgefühle ist. Den versucht der 41-Jährige mit seiner Musik einzufangen - mit Erfolg. Was 2008 als fixe Idee begann, ist längst big business - und geht mit "X's", einem Album über Ex-Freundinnen, in die dritte Runde.
Ausschweifendes Liebesleben
Auf den zehn Stücken plaudert Gonzales aus dem Nähkästchen, sprich: dem Schlafzimmer. Einziges Thema: sein ausschweifendes Liebesleben mit diversen Gespielinnen, die er zwar beglücken, aber nie halten kann. Seine Texte seien autobiografisch, sagt Gonzales, garniert mit netten Fantasien - was ihn zu einer Art Henry Miller der Popmusik macht. "Mir ist wichtig, zu beschreiben, was andere Songschreiber weglassen - auch explizite Sachen. Kann sein, dass es einigen Leuten zu viel ist, aber um die Geschichten richtig zu erzählen, ihnen Kraft zu geben und sie therapeutisch zu machen, sollten sie beinhalten, was ich wirklich erlebt habe. Würde ich darauf verzichten, wäre das nicht ehrlich, sondern verwässert."
Sex in allen erdenklichen Konstellationen. Ein Ansatz, den Cigarettes After Sex mit einem sphärischen, tiefenentspannten Sound zwischen New Wave, Latin-Pop und Shoegaze - Mazzy Star, Cocteau Twins und Sade - inszenieren. Ein langer, ruhiger Fluss an Musik, der keine Ausbrüche in Tempo oder Dynamik aufweist, aber umso mehr Groove.
Greg Gonzales' Stimme ist Teil des Spiels
Das Markenzeichen von Greg Gonzales ist jedoch seine androgyne Gesangsstimme. Wegen der wird er immer wieder für eine Frau gehalten. Und: Sie vermittelt den Eindruck, als stammen sämtliche Songs aus einer weiblichen Perspektive. Ein nettes, kleines Spiel mit den Erwartungshaltungen der Hörer - wie alles bei Cigarettes After Sex. "Ich hatte schon immer eine Schwäche für weibliche Stimmen - weil sie ein anderes Gefühl verbreiten als männliche. Vor allem Francoise Hardy, aber auch Hope Sandoval und Julee Cruise - die ich mit meiner Stimme einzufangen versuche. Bei unseren frühen Konzerten hat das oft für Verwirrung gesorgt. In Kopenhagen wollte ein Zuschauer sogar sein Geld zurück, weil ich keine Frau bin. Das ist wirklich passiert."