Bruce Springsteen in Hamburg: Schier endlose Rock'n'Roll-Show
Bruce Springsteen hat am Sonnabend in Hamburg gespielt. Das Konzert mit der E Street Band im Volksparkstadion, sein erster Auftritt in der Hansestadt seit 15 Jahren, war anders als sonst - und grandios.
Zu der schier endlosen Rock'n'Roll-Show sind Fans aus der ganzen Welt angereist. Beim Start des Konzerts kann The Boss es wohl nicht mehr aushalten. Schon drei Minuten bevor es losgehen soll, kommt Bruce Springsteen auf die Bühne und entzündet die ohnehin schon euphorischen 50.000 Zuschauer mit dem Hit "No Surrender". Später folgen noch "The River", "Dancing in the Dark" und "Born to Run".
The Boss in Hamburg: Nah am Publikum
Es ist beides: ein Bruce-Springsteen-Abend, wie man ihn kennt - und zugleich ist es auch ein wenig anders als sonst. Wie immer ist es eine lange Show. 170 Minuten, also fast drei Stunden, spielt er sich durch viele seiner Alben. Pause? Das Wort ist Springsteen offensichtlich unbekannt. Er schüttelt Hände, scheint immer ein Gitarrenplektrum in der Hosentasche zu haben, das er ins Publikum wirft, und auch zwei Mundharmonikas überlässt der Boss zwei sehr jungen Fans.
Etwas anders ist es, weil dieser Abend durchgeplanter erscheint, als es Usus bei Springsteen ist. Zum Publikum spricht er im Grunde überhaupt nicht - nur einmal mit einer vorgetexteten Passage über die Vergänglichkeit des Lebens. Pappschilder mit Songwünschen werden kaum hochgehalten. Die meisten wurden am Eingang einkassiert. Früher hat Springsteen fast immer Schilder ausgewählt und die Songs dann, oft zur Überraschung der Band, aufs Programm gesetzt.
Bruce Springsteen brennt für die Musik
Dass es weniger persönlich ist, kann man nicht sagen. Bruce Springsteen brennt für die Musik. Er trägt ein kurzärmeliges schwarzes Hemd, das er, wie üblich, schnell durchgeschwitzt hat. Der Gang ist steifer geworden. Er hat Operationen an Nacken und Hals hinter sich. Aufhalten lässt er sich davon aber nicht.
Im Vorfeld hatte es unter Fans Grummeln gegeben, weil die Tickets für dieses Konzert ziemlich teuer waren - teilweise mehrere Hundert Euro. Egal, wer spielt: Das ist zu teuer. Immerhin: Der Boss ist in Hamburg, wo er einst sein erstes Deutschlandkonzert - 1981 im CCH - spielte, im Rausch. Die E Street Band im Jahr 2023: gealtert, aber phänomenal.
Anders als sonst, aber grandios
Das Wort Legende ist überstrapaziert. Aber Bruce Springsteen verdient es sich an diesem Abend - mal wieder. 73 Jahre ist der Mann alt und so energiegeladen, dass er seine Bandmitglieder am Ende so doll auf die Schulter haut, dass man Angst haben muss, sie könnten umfallen. Schon hinter der Bühne klettert er noch einmal auf eine Absperrung und winkt ins Publikum. Es war anders als sonst, aber es war grandios.