Hinter den Kulissen: Kurze Verschnaufpause beim SHMF
Die Festivalzentrale an der Kulturwerft Gollan in Lübeck morgens um halb elf: Die Parkplätze sind gut gefüllt und auch am Fahrradständer ist schon einiges los. Drinnen angekommen klingelt es in den Büros, die Tastaturen klackern. Zwei Tage spielfrei heißt für das Team des SHMF nicht unbedingt auch freie Tage, sagt der Geschäftsführer des Festivalvereins Fleming Petersen: "Ich lege nicht die Füße hoch - schön wäre es."
Er ist heute und morgen sogar länger am Schreibtisch als sonst und kümmert sich intensiver um den Jahresabschluss und den Wirtschaftsplan - dafür braucht er Zeit, die spielfreien Tage kommen da ganz gelegen. Auch die 20-jährige Julia Maass hat noch ein bisschen was auf ihrer To-Do-Liste. Sie ist dieses Jahr zum ersten Mal beim SHMF als Künstlerbetreuerin mit dabei: "Nach dem Konzert ist auch immer vor dem Konzert. Bei mir ist das nächste Konzert am Freitag, also ein bisschen Luft habe ich noch. Aber es ist schon einiges, was man die Tage davor machen muss - sei es die Parksituation vor Ort zu klären, die genaue Anfahrt oder die Präsentübergabe. Bei dem Konzert ist es so, dass es keine Zugabe gibt - sonst machen wir es immer vor der Zugabe."
Den Kopf frei haben für Liegengebliebenes
Hinter den Kulissen wird weitergearbeitet, aber ein bisschen Zeit zum Durchatmen bleibt trotzdem, sagt Maria Willenborg aus dem künstlerischen Betriebsbüro: "Bei uns in der Abteilung ist es jetzt dadurch etwas ruhiger, dass keine Künstlerbetreuer*innen heute durchs Land fahren und mit den Künstler*innen bei den Spielstätten ankommen. Das heißt, heute und morgen hat man ein bisschen mehr Ruhe und Gelassenheit, um sich um andere Themen zu kümmern, ohne dass man alle 15 Minuten denkt: Da ruft ein Künstlerbetreuer an, da muss ich jetzt noch etwas klären. Man hat ein bisschen den Kopf frei."
Organisatorisches, Liegengebliebenes - und das Festival fürs nächste Jahr muss natürlich auch vorbereitet werden. Darüber haben die Künstlerbetreuerinnen und -betreuer sicherlich auch schon gesprochen. Am Vormittag waren schon viele da, um sich auszutauschen und teilweise besser kennenzulernen, freut sich Julia Maass. Der Kaffee steht bereit. "Wir sind häufig an den gleichen Spielstätten, zu unterschiedlichen Zeitpunkten. Dann kann man sich gegenseitig fragen: Wie war es denn so? Worauf muss man achten? Auch privat - das ist sehr, sehr schön. Dann setzt man sich einfach mal mit einem Kaffee zusammen, denn wenn nicht spielfreie Tage sind, sieht man sich teilweise auch mal fünf Tage am Stück gar nicht", erzählt Julia Maass.
Zwei Tage Pause zum Austauschen und Weiterplanen
Zwei spielfreie Tage hintereinander beim SHMF - das ist eine Rarität. Fleming Petersen kann sich in seinen neun Jahren beim Festival nicht daran erinnern: "In diesem Jahr war es das erste Mal so, dass das ein starker Wunsch des künstlerischen Betriebsbüros war, zwei Tage hintereinander Pause zu machen - dass Künstlerbetreuer sich kennenlernen können, dass wir uns untereinander austauschen können, aber auch für uns Festangestellte intern, um einmal zu gucken: Wie lief es bisher? Wie läuft der nächste Monat? Auch, um weiter zu planen, denn wir stecken ja parallel in den Folgejahren. Es hilft, wenn in den Monaten Juli und August nicht alles stillsteht, sondern wir auch da weiterkommen."
Bis jetzt sind schon dreiviertel der Konzerte ausverkauft. Die erste Hälfte des SHMF lief gut, die Veranstalter sind zufrieden. Auch am Mittwoch wird gearbeitet, nur diesmal am Grill und am Schneidebrett, denn da findet das traditionelle Bergfest statt. Offiziell heißt das Teambuilding, inoffiziell: Spaß. "Für mich ist es auf jeden Fall, dass alle an einem großen Strang ziehen. Es geht darum, dass sowohl die Künstler*innen glücklich sind, aber eben vor allem auch das Publikum, um das es ganz viel geht", sagt Maria Willenborg. "Es wird in jedem Fall auch spontan eine Lösung gefunden, weil alle an einem Strang ziehen. Das ist das, was es ausmacht."