Posaunentag: 15.000 Blechbläser vertreiben zum Abschluss Regenwolken
Rund 15.000 Blechbläser sind zum Abschlusskonzert in den Hamburger Stadtpark gekommen. Am ganzen Wochenende gab es in ganz Hamburg viele Konzerte und Workshops.
Posaunen, Trompeten und Tuben funkeln am Auftakttag in der Hamburger Abendsonne. Ein warmer, weicher Klang flutet die große Grünfläche am Dammtorbahnhof. Choräle erklingen - entweder ganz klassisch oder in groovigen Arrangements. Dieser Posaunenchor hat trotz seiner Größe nichts Bedrohliches. 15.000 Musikerinnen und Musiker schwingen im selben fröhlichen Sound. Viele halten ihre Handys hoch und filmen diesen besonderen, golden funkelnden Musikmoment.
Das Ländle ist Posaunen-Hotspot
Aus ganz Deutschland sind die Hobbymusiker angereist - einige in Posaunen-Sonderzügen. Der Moderator auf der Bühne, Jan-Malte Andresen, ruft die Namen der Bundesländer in die Menge. Beim lauten Jubel aus Baden-Württemberg wird klar: das Ländle ist eine Posaunenchor-Hochburg. Bei Berlin sind dagegen nur ein paar vereinzelte Tröter zu vernehmen. "Süß!", kommentiert Andresen.
Familienprojekt Posaunenchor
Auch Salomo und Rahel aus Stuttgart sind mit ihrer Familie und dem Posaunenchor dabei. "Es ist eine ganz tolle Gemeinschaft hier, und es macht Spaß, zusammen zu musizieren", schwärmen sie. "Wenn alle gleichzeitig spielen, ist das ein Gänsehautmoment", ergänzt eine ältere Dame aus Sachsen daneben - mit der Trompete in der Hand. Schnell wird klar: Posaunenchöre sind jünger, fetziger und witziger als ihr Ruf. Von acht bis Ende 80 ist alles dabei.
Wie ein Jumbojet
Landesposaunenwart Werner Petersen steht auf der Bühne und dirigiert die 15.000. Allen wurde vorher eingeschärft, nicht auf ihn, sondern auf sein Bild auf den Videowalls zu achten, denn es gibt eine Zeitverzögerung zwischen Bühne und Leinwand. "Gar nicht so leicht, mit dieser Verzögerung zu dirigieren", lacht Petersen. "Es ist aber ein rauschhaftes Gefühl - so, als ob man einen Jumbojet startet."
"Schöner Lärm"
Um den Veranstaltungsort am Dammtorbahnhof hatte es vorher in Hamburg eine Debatte wegen einer möglichen Lärmbelästigung gegeben. Die Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland, Anna Nicole Heinrich, sagt in ihrem Grußwort, sie könne sich keinen schöneren 'Lärm' vorstellen. Auch das Grußwort des Ersten Bürgermeisters, Peter Tschentscher (SPD), wird mit einem Bläser-Applaus goutiert - einem anschwellenden Akkord aus tausenden Instrumenten.
Kontrastprogramm zum Volksparkstadion
Dieser Posaunentag steht im wahrsten Sinne für Harmonie - mit freundlichen Menschen und einer im besten Sinne sympathischen Hemdsärmeligkeit. Kein Müll nirgends. Jeglicher Abfall liegt am Ende rücksichtsvoll auf Mülleimern gestapelt. Nach dem Gottesdienst ziehen die 15.000 ruhig und lachend von der Moorweide zu den anschließenden Kirchenkonzerten in der Stadt. Der Abend ist ein freundliches, angstfreies Kontrastprogramm zum Derby zwischen dem HSV und dem FC St. Pauli, das zeitgleich im Volksparkstadion stattfindet - mit Begleitung einer regelrechten Polizistenarmee und einer spürbaren Angst vor Eskalation. Hamburg könnte ein bisschen mehr Posaunentag vertragen.
Hoffentlich ansteckend!
Nur alle acht Jahre findet der Posaunentag statt. Nach Leipzig und Dresden ist Hamburg die dritte Station des Treffens. Es ist ein seltenes, besonderes Ereignis - das spürt man schon an diesem ersten Abend mit dem besonderen, freundlichen Klang, von dem sich die Stadt hoffentlich anstecken lässt.