Unbedingt eine Reise wert: Anastasia Kobekinas Album "Venice"
Die Cellistin Anastasia Kobekina präsentiert auf ihrem neuen Album nicht nur Werke von italienischen Komponisten, sondern eine persönliche Zusammenstellung ihrer Assoziationen mit Venedig.
Die Barockmusik fasziniert sie. Das ist auch der Grund, warum die Cellistin Anastasia Kobekina aktuell Barockcello studiert und ihr Instrument noch einmal ganz neu kennenlernt. Auf ihrem Debütalbum bei Sony Classical greift sie deshalb mal zu Darmsaiten und mal zu Stahlsaiten. Auf "Venice" pendelt sie zusammen mit dem Kammerorchester Basel zwischen Barockmusik und zeitgenössischer Musik, ohne sich dabei festzulegen.
Anastasia Kobekina: "Eine persönliche Reise in mich selbst"
Sehnsuchtsvolle und doch schwermütige Klänge bilden den Ausgangspunkt auf Anastasia Kobekinas Album: Die Klage der Ariadne aus Claudio Monteverdis Oper "L’Arianna". Ariadne, eine junge Frau, die ihrem Geliebten heldenhaft dabei hilft, den gefährlichen Minotaurus zu besiegen, wird auf dem Rückweg auf Naxos von ihm verlassen. In ihrer Einsamkeit klagt die Verlassene über ihre verlorene Liebe.
Die Geschichte der Ariadne war und ist Inspiration für viele Komponisten. Auch Wladimir Kobekin, Anastasia Kobekinas Vater, hat sie neu vertont. Zusammen mit Monteverdi bildet diese Uraufführung Anfang und Ende des Albums. "Dieses Stück mit so einer großen Palette der Tragik aufzunehmen, war für mich eine persönliche Reise in mich selbst, ins Innere von mir selbst, in alle Erinnerungen, die ich mit dem Wort Klagen oder Tragik verbunden habe", erzählt Anastasia Kobekina.
Kobekinas Venedig mit Vivaldi, Fauré und Eno
Und so bewegt sich Kobekina zwischen diesen beiden Welten: Barock- und zeitgenössischer Musik, alt und neu, historisch und modern. Aber immer aus einem neuen Blickwinkel betrachtet. Eine Stadt, die all das für sie verbindet und ermöglicht, ist Venedig. Ein Sehnsuchtsort, den sie erst vor zwei Jahren kennenlernen durfte: "Das war ein Versuch mit Musik ein Venedig für mich zu kreieren. Ein Ort, meine Vorstellungskraft, wo ich mit der Kraft der Musik immer wieder zurückkehren kann."
Anastasia Kobekinas Venedig ist geprägt von wilden Tänzen in Vivaldis Cellokonzerten, schaukelnd auf dem Wasser der vielen Kanäle mit Faurés "Les Berceaux", aber auch mit Blicken hinter die dunklen Mauern der Stadt mit Brian Enos "Emerald and Stone". Dabei präsentiert Kobekina viele spannende Facetten ihres Spiels und lässt sehr viel Nähe zu. Sie gibt sich der Musik hin, vielleicht auch, weil es ein sehr persönliches Album ist.
Und trotzdem geht es nicht nur um Anastasia Kobekina und ihren Blick auf die italienische Stadt. Sie will die Hörenden dazu bringen, ihre eigene Perspektive zu finden: "Das ist auf jeden Fall eine Einladung, das eigene Venedig zu kreieren oder imaginär Venedig zu besuchen." Anastasia Kobekinas Venedig jedenfalls ist unbedingt eine Reise wert.
Venice
- Genre:
- Klassik
- Zusatzinfo:
- Anastasia Kobekina, Cello; Kammerorchester Basel
- Label:
- Sony Classical