Romely Pfund dirigiert Beethovens Neunte in Schwerin
Beethovens 9. gehört zu Silvester wie Sekt, Luftpapierschlangen und Feuerwerk. Die Mecklenburgische Staatskapelle Schwerin beendet traditionsgemäß jedes Jahr mit dieser Sinfonie. 2023 steht dabei erstmals eine Frau am Pult: Romely Pfund.
"Es ist ein Stück, das für die Ewigkeit geschrieben ist - das ist schon etwas Tolles", sagt Romely Pfund. "Es macht jedes Mal wahnsinnigen Spaß, das wieder neu zu entdecken. Beethoven hat es ja verstanden, aus einer winzigen Zelle, aus zwei Tönen ein gewaltiges Werk zu schaffen. Das ist einfach was Schönes, weil man damit arbeiten darf." Die Dirigentin hat mit diesem Werk etliche Male gearbeitet.
Wie oft, habe sie nicht gezählt, sagt sie. Allerdings sei es inzwischen auch schon eine Weile her, dass sie Beethovens 9. dirigierte. Nun steht Romely Pfund als erste Frau für dieses Meisterwerk am Pult der Mecklenburgischen Staatskapelle Schwerin: "Es gibt ja mittlerweile doch etliche sehr gute Frauen an hervorragenden Positionen. Das sehe ich jetzt nicht als Alleinstellungsmerkmal. Aber ich bin sehr stolz und freue mich sehr, dass ich dieses wunderbare Werk mit so einem tollen Orchester wie der Staatskapelle leiten darf."
Seit 1985 mit der Mecklenburgischen Staatskapelle verbunden
Die gebürtige Dresdnerin wurde mit 24 Jahren Kapellmeisterin in Stendal, mit 32 übernahm sie als Chefdirigentin die Neubrandenburger Philharmonie. 1987 war das. Romely Pfund blieb bis 1996 und war damals die einzige Frau an der Spitze eines Orchesters in Deutschland: "Es war schön und eine große Chance. Ich wurde auch gefragt: Ist es für Sie im Osten ein Vorteil gewesen? Und ich muss eindeutig sagen: ja! Es war einfach üblich, dass man als Frau auch in leitenden Positionen gearbeitet hat, und das habe ich getan. Das Problem ist ja nicht, dass es nicht Frauen gäbe, sondern dass es eben auch Frauen gibt, die ein Orchester als Chef leiten. Das ist eben dann doch eine ganz andere Nummer. Da muss man sich um ganz, ganz viel mehr kümmern. Und da bleibt für die eigentliche künstlerische Arbeit eigentlich kaum etwas."
Für die heute 68-jährige Dirigentin ist das Konzert jetzt zum Jahresende nicht das erste mit der Mecklenburgischen Staatskapelle Schwerin. Das letzte war Anfang der 90er Jahre und das allererste noch zu DDR-Zeiten - 1985.
Viele Erfahrungen für Romely Pfund
Nach Stationen unter anderem bei den Bergischen Symphonikern, am Neustrelitzer Theater, an der Musikhochschule Lübeck sowie am Landestheater Linz ist Romely Pfund beruflich wieder nach Lübeck zurückgekehrt, an das Theater der Hansestadt: "Ich leite die Studien der Sänger. Das ist ein Beruf, der mir auch sehr entgegenkommt. Das Schöne am Dirigenten ist ja, dass man auf sehr vielen Gebieten bewandert ist. Ich arbeite sehr gerne mit Menschen zusammen - auch eben mit Sängern."
Nun dirigiert Romely Pfund bei Beethovens 9. Sinfonie nicht nur die Mecklenburgische Staatskapelle, sondern den Opernchor, die Schweriner Singakademie und vier Solisten vom Schweriner Musiktheater. Die Termine sind am 29. und 30. Dezember jeweils ab 19.30 und an Silvester ab 18 Uhr im Großen Haus des Mecklenburgischen Staatstheater.