Orgelspiele Mecklenburg-Vorpommern sind gestartet
Die deutschlandweit meisten romantischen Orgeln sind in Mecklenburg und Vorpommern zu finden, zumeist in kleinen Dorfkirchen. Auf diesen klingenden Schatz weisen seit 2019 die Orgelspiele des Landes hin - auch in diesem Jahr.
Nach dem Auftakt in Spornitz am 16. Mai bleiben die Orgelspiele an diesem Wochenende in der Region rund um Parchim - mit Konzerten unter anderem in Klinken, Brenz und Raduhn. Eine Woche später sind Veranstaltungen in der Region Woldegk geplant, bevor dann zum Abschluss das Musikfest in Vorpommern im Lassaner Winkel bis zum 2. Juni gastiert: mit Konzerten unter anderem in Schlatkow, Groß Bünzow und Zarnekow.
Anlässlich des 500. Jubiläums des evangelischen Gesangbuchs lautet das Motto in diesem Jahr "Entdeckungen". Andrea Aßelborn, die Vorsitzende des Trägervereins der Orgelspiele, verweist bewusst auf 1524, als damals bereits zum Jahresanfang in Nürnberg das "Achtliederbuch" erschienen war.
Spornitzer Orgel feiert 200. Geburtstag
Beim Eröffnungskonzert erklangen Lieder aus dem Gesangbuch von Georg Christian Schemelli von 1736. Und die Spornitzer Orgel feiert in diesem Jahr Jubiläum, wie der Leiter des Mecklenburgischen Orgelmuseums in Malchow, Friedrich Drese, erzählt: "1824 ist das Gehäuse entstanden, damals mit einer neuen Orgel, die es aber nicht mehr gibt. Aber in das Gehäuse von damals hat Friedrich Albert Memel 50 Jahre später ein völlig neues Werk gesetzt. Man kann auch an einer Vase oben auf einem der Türme des Gehäuses die Jahreszahl 1824 erkennen. Vor einem Jahr ist die Restaurierung abgeschlossen worden, die Orgel ist also in einem guten Zustand."
In den kommenden Wochen sind bei den diesjährigen Orgelspielen weitere besondere Instrumente zu hören: "Wenn ich zum Beispiel an Göhren bei Woldegk denke. Dort steht eine Orgel des Berliner Orgelbauers Wittig. Ein völlig unbekannter Orgelbauer, von dem es kaum Instrumente gibt, vielleicht noch ein zwei in Berlin und Brandenburg. Und was aber viele Orgeln hier auszeichnet, ist, dass sie in einem guten Zustand sind und restauriert wurden. Zum Beispiel in Golm, in Hinrichshagen oder in Cölpin", sagt Drese und fügt hinzu, dass vor zehn, 15 Jahren die Orgelspiele in dieser Form kaum durchführbar gewesen seien.
Improvisationskonzerte in Woldegk und Lassan
Das musikalische Programm des Festivals stellt der Professor für Orgel an der Musikhochschule Lübeck, Franz Danksagmüller, zusammen: "In Woldegk haben wir ein reines Improvisationskonzert mit Enno Gröhn. Das ist ein junger Student aus Hamburg, der aber auch schon unterrichtet. Und der hat es sich eben auch zur Aufgabe gemacht, über ein Bild, über ein Gedicht, über zwei 'Haikus' oder dergleichen zu improvisieren."
Das Thema Improvisation wird auch das Abschlusskonzert am 2. Juni in Lassan bestimmen: "Martin Sturm wird auf Zuruf des Publikums über verschiedene Lieder aus dem evangelischen Gesangbuch improvisieren. Das wird ein total spontanes Konzert. Wir haben gar kein Programm abgedruckt, da weiß niemand, was die Leute erwartet. Die Zuhörerinnen und Zuhörer bestimmen ja selber, was sie jetzt hören wollen."
700 bis 800 historische Orgeln in Mecklenburg-Vorpommern
Die Orgelspiele Mecklenburg-Vorpommern, die von Beginn an vom NDR unterstützt werden, können und wollen in den kommenden Jahren, so Andrea Aßelborn, möglichst noch viele Instrumente des Landes in ihr Programm einbinden: "Wenn ich zum Beispiel daran denke, dass wir jetzt fünf Jahre unterwegs sind: Jedes Jahr 15 Orgeln, das ist schon eine enorme Menge. Aber es sind immer noch genug da, es sind ja 700 bis 800 historische, in der Regel romantische Orgeln im Land vorhanden. Dadurch, dass es also jedes Jahr ein neues Programm gibt, jedes Jahr neue Künstler, jedes Jahr andere Orte, bleibt es spannend."
Spannend bleibt es auch für die Orgel in Spornitz, denn das Instrument steht auf der Liste für die Abstimmung "Orgel des Jahres 2024", dem Wettbewerb der Evangelischen Kirche in Deutschland.