Festspiele MV: Martynas Levickis spielt besonderes Preisträger-Konzert
Was haben ein Akkordeon, eine Fräse und ein Stiefelknecht miteinander zu tun? Beim Preisträger-Konzert der Festspiele MV gab Musiker Martynas Levickis ein besonderes Konzert - in einer Tischlerei.
Die Eisengießerei Torgelow, die Bootswerft Freest oder eine Flugzeughalle in Laage - das sind nur einige der "unerhörten Orte", an denen die Festspiele Mecklenburg-Vorpommern in den vergangenen Jahren Konzerte organisierten. Solch einen "unerhörten Ort" gab es nun auch in einer Tischlerei in Kröpelin.
Ulrich Timm konnte gemeinsam mit seiner Frau Frauke in ihrer Werkstatt rund 100 Gäste begrüßen: "Bekannte, die wir kennen, wo wir dachten, dass sie vielleicht Interesse daran haben und die umliegenden Nachbarn aus dem Ort, die man so kennt", erzählt Frauke Timm. Und ihr Mann ergänzt: "Anliegende Firmen, Firmenpartner und Freunde, unsere Familie natürlich, Chormitglieder, ein sehr breites Spektrum."
Für das Konzert konnten sich Unternehmen bewerben
Das Ehepaar Timm besucht seit Jahren Konzerte der Festspiele und einmal haben sie beide auch schon den Akkordeonspieler Martynas Levickis erlebt: "Letztes Jahr in der Dorfkirche Beidendorf. Das hat uns beide so mitgerissen, diese Vielfalt und die verschiedenen Kompositionen, das war so anrührend", berichtet Ulrich Timm.
Ulrich Timm erzählt seinen Gästen, wie es dazu kam, dass der Litauer nun in einer Tischlerei in Kröpelin auftritt: "Neulich war eine Karte in der Festspielpost und da stand drauf: 'Gastgeber gesucht. Heimspiel - Auswärtsspiel.' Heimwärts heißt zu Hause, das hätten wir auch hingekriegt, aber ich dachte, da haben nicht so viele etwas von. Und dann war auswärts, das hieß: auf der Arbeit. Die Arbeit ist hier, das bestimmt zum Teil auch mein Leben." Er habe geschrieben, er könne sich nicht vorstellen, dass Martynas Levickis schon mal in einer Tischlerei ein Konzert gegeben habe. "Eine Woche später wurde ich angerufen und mir wurde mitgeteilt: Ja, Herr Timm, er wird bei ihnen spielen."
So bauten die Mitarbeiter eine Bühne: Auf eine große Fräsmaschine kam eine Holzplatte, und auch für den Künstler wurden Namensschilder entworfen. Festspiel-Intendantin Ursula Haselböck war auch nach Kröpelin gekommen: "Danke, dass wir Ihren Arbeitsplatz zweckentfremden und heute hier Musik machen dürfen. Mit unserem Preisträger in Residence Martynas Levickis, der ja den ganzen Sommer über hier in Mecklenburg-Vorpommern sein Unwesen treiben wird und heute hier schon einmal einen ersten Vorgeschmack dessen gibt", sagte Haselböck.
Martynas Levickis: Erstes Konzert in einer Tischlerei
Martynas Levickis spielte tatsächlich in Kröpelin erstmals in einer Tischlerei, dabei hat er schon eine besondere Verbindung zu Holz: "Der Geruch des Holzes in dem Raum erinnerte mich an meine Kindheit", so der Musiker. "Ich hatte einen Onkel, der viel mit Holz arbeitete, er war Tischler. Der Geruch des Holzes ist nostalgisch für mich. Der Ort selbst ist sehr geeignet für ein Konzert und ganz ehrlich, ich würde gern mit einem größeren Programm wiederkommen."
Nach dem gut halbstündigen Auftritt überreichte Tischleimeister Ulrich Timm dem Künstler ein ausgefallenes Geschenk - einen Stiefelknecht. Damit sich der 32-Jährige nach seinen Konzerten die Schuhe leichter ausziehen kann.
Der Festspielsommer in Mecklenburg-Vorpommern beginnt am 17. Juni in der Neubrandenburger Konzertkirche mit der NDR Radiophilharmonie und Martynas Levickis - er präsentiert dann auch die diesjährige Festspielouvertüre.