Einfach himmlisch: Nuria Rial singt Konzerte und Kantaten
Das Kammerorchester Basel ist eines der besonders vielseitigen Ensembles dieser Tage. Die aktuelle CD ist die Fortsetzung des Programms "Bologna 1666" von 2017, eine intensive Beschäftigung mit der Schule Bolognas.
Manchmal scheint die Zeit einfach stehenzubleiben. Wie? 2023? Die Zeit rast doch davon, Veränderungen überall. Dieses Album aber zeigt eine Sopranistin Nuria Rial, an der die Zeit spurlos vorüberzugehen scheint. Wie eh und je strahlt ihre glockenklare Stimme hell und warm zugleich, biegsam, zugewandt. Zum Einschwingen besingt sie die abschweifenden, unsteten Gedanken, die sie doch bitte in Frieden lassen sollen - abschweifen, ein altes Wort für das gegenwärtige Abgelenkt-Sein.
Der Komponist dieser Arie, Giovanni Paolo Colonna, war in Bologna zu seiner Zeit berühmt und produktiv, dann schnell vergessen. Seit einigen Jahren werden seine prachtvollen Oratorien und Motetten wieder ausgegraben, höchst lohnend, man würde gern mehr davon hören nach dieser ersten Arie.
Entdeckungsreise ins 17. und frühe 18. Jahrhundert
Das Kammerorchester Basel mit Konzertmeisterin Julia Schröder nimmt uns aber mit auf eine Entdeckungsreise ins 17. und frühe 18. Jahrhundert. Die vier Concerti von Giuseppe Torelli, die den Stücken für Sopran gegenübergestellt sind, kommen so anmutig wie doch erwartbar daher - hervorragend gespielt, wie hier, wenn Julia Schröder und ihr Duo-Partner Antonio Vinuales Perez sich geigend unterhalten.Z
Erwartbar? Nicht ganz! Es ist eine herrliche Volte, wenn auf einmal für eine halbe Minute die barocke Tonsprache aufgelöst wird und es ein schönes freies Durcheinander gibt - ehe am Ende wieder alles klingt, als sei nichts gewesen.
Nuria Rials neues Album: Einfach himmlisch
In bald 20 Jahren sind etliche Alben zusammen mit der katalanischen Sopranistin Nuria Rial entstanden, für die aktuelle Auswahl sind "luftige Bilder und Metaphern" der rote Faden, wie es im Beiheft heißt. Durch die Lüfte schweben wir von Bologna aus auch einmal nach Venedig: Hier schrieb Carlo Francesco Pollarolo, 25 Jahre älter als Vivaldi, eine Motette für Sopran, "Heilige Lüfte", sehr opernhaft angelegt, bis zum virtuosen Alleluia - das aber am Ende pianissimo entschwebt. Der Zeit entrückt, einfach himmlisch.
Concertos and Cantatas
- Genre:
- Klassik
- Zusatzinfo:
- Nuria Rial, Sopran Kammerorchester Basel Violine und Ltg.: Julia Schröder
- Label:
- deutsche harmonia mundi