Der Komponist Aribert Reimann ist gestorben
Der Komponist Aribert Reimann ist im Alter von 88 Jahren in Berlin gestorben. Das hat sein Musikverlag Schott Music mitgeteilt. Reimann, der auch an der Hamburger Musikhochschule lehrte, gehörte zu den bedeutendsten Komponisten der Gegenwart
Mit seinen mehr als 70 Werken galt er als einer der wichtigsten und meistgespielten Schöpfer zeitgenössischer Musik. Die 1978 uraufgeführte Oper "Lear" machte ihn weltberühmt. Von 1974 bis 1983 hatte er eine Professur für zeitgenössisches Lied an der Hamburger Musikhochschule, danach fast fünfzehn Jahre lang an der Berliner Hochschule der Künste.
Zusammenarbeit mit Dietrich Fischer-Dieskau und Brigitte Fassbaender
Aufgewachsen in einer musikalischen Familie, hatte Reimann nach dem Abitur 1955 bei Boris Blacher und Ernst Pepping Kompositionslehre studiert. Gleichzeitig erarbeitete er sich einen Namen als Konzertpianist und Liedbegleiter - vor allem für die Sänger Dietrich Fischer-Dieskau und Brigitte Fassbaender. Für sie komponierte er einen Großteil seiner Lieder, darunter die "Fünf Gedichte von Paul Celan" (1960). Seine erste Oper "Ein Traumspiel" nach August Strindberg schrieb Reimann mit noch nicht 30 Jahren. Weitere große Werke für das Musiktheater wurden neben dem berühmten "Lear" etwa "Troades", "Das Schloss" und "Medea".
Aribert Reimann wurde am vierten März 1936 in Berlin geboren. Seine Eltern waren der Kirchenmusikers Wolfgang Reimann und die Altistin Irmgard Rühle. Bereits als Zehnjähriger komponierte Reimann erste Klavierlieder. Seine erste Tätigkeit nach der Schule war die des Korrepetitors an der Städtischen Oper Berlin. Daneben begann er Komposition, Kontrapunkt und Klavier an der Hochschule für Musik Berlin zu studieren.
Ein weltberühmter Komponist mit zahllosen Auszeichnungen
1958 ging Reimann zum Musikwissenschaftsstudium an die Universität Wien. Ende der fünfziger Jahre folgten zudem erste Auftritte als Pianist und Liedbegleiter. Anfang der siebziger Jahre wurde Reimann Mitglied der Akademie der Künste. In der Zeit von 1983 bis 1998 übernahm er eine Professur an der Hochschule der Künste Berlin und lehrte dort Zeitgenössisches Lied. Reimann schrieb Kammermusik, Orchesterwerke, Opern sowie breit gefächerte Vokalmusikwerke vom unbegleiteten Sologesang bis zur Chorsinfonik und wurde so zu einem bedeutenden Komponisten der Gegenwart.
Die Ernst von Siemens Musikstiftung, die ihn 2011 für sein Lebenswerk mit ihrem renommierten Preis auszeichnete, nannte ihn den "unumstrittenen Meister" der Vokalmusik. "Aribert Reimann, der nie dem Musikbetrieb nachlief, sich keiner Richtung anschloss, ... hat das Musikgeschehen der letzten Jahrzehnte entscheidend mitgeprägt", hieß es in der Laudatio. Reimann wurde vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Großen Verdienstkreuz mit Stern der Bundesrepublik Deutschland sowie mit dem Verdienstorden des Landes Berlin.
Reaktion von Jörg Widmann: "Ein wirklich Großer ist gegangen"
In einer ersten Reaktion hat sich Komponist Jörg Widmann bei NDR Kultur zum Tod Reimanns geäußert:
„Ein wirklich Großer ist gegangen. Der "Lear" ist ein Jahrhundert-Werk. Er selbst ein komplexer, wunderbarer Mensch. Auch einer, der am genausten das Leiden der Menschen gefühlt und gehört hat und zu Musik hat werden lassen. Wir haben uns teilweise mit Werken geantwortet. Meine Mendelssohn-Andante-Bearbeitung ist ihm gewidmet. Er hat geantwortet – oder war’s umgekehrt? Mit der Kammermusik-Bearbeitung der Schumann-Fantasiestücke op. 73, die wir gleichermaßen vergötterten, ‚in gemeinsamer Schumann-Verehrung‘. Schumann hat er abgöttisch geliebt. Und dass ausgerechnet er die Schumann-Krankenakte gefunden hat, die mit vielem bisher nur Hineingedeutetem aufgeräumt hat. Auch in seiner menschlichen Unbestechlichkeit und Integrität wird er fehlen.“
