Christian Wilckens: Werbe-Komponist mit Herzensprojekt
Christian Wilckens ist Komponist. Von ihm stammt die Musik für Fernsehwerbung für bekannte Schokolade- oder Auto-Marken. Sein Studio hat Christian Wilckens in Hamburg-Bahrenfeld. Nun hat er ein Solo-Album herausgebracht. Ein Studiobesuch.
"Immer Orchestermusik gehört zu haben, lässt einen ja nicht los. Auch wenn man Popmusik und Rock und sonst was gemacht hat und an dieser ganzen Welt teilgenommen hat. Zumindest: Diese Art von Ensemble ist auch meine musikalische Heimat", erzählt Christian Wilckens. In den 80ern-Jahren war er Teil der Popband "Channel 5" mit Hits wie "Isn't It You" und "For A Look In Your Eyes". Er war Studiomusiker von Vicky Leandros, Roland Kaiser und Modern Talking.
In jungen Jahren spielte Wilckens Klavier und Cello, mit letzterem auch im Orchester, bevor er das Saxophon für sich entdeckte. Einen Ehrenplatz hat dieses Saxophon auch in seinem Studio und auf seiner neuen Platte "Music Without A Permanent Residence". "Es sind ja jetzt alles instrumentale Stücke, meistens auch ein bisschen größer besetzt und die entstehen aus so einer ganz kleinen Idee - wie meistens", erzählt Wilckens. "Eine kleine Tonfolge oder ein Rhythmus, der sich entwickelt, irgendwas, was sich eignet, größer zu werden. Irgendwas, was man im Kopf hat, was einen nicht loslässt."
Christian Wilckens: Sound- und Musiktüfftler
Diesmal konnte er ausschließlich musikalische Entscheidungen treffen und wie Wilckens sagt: die Musik laufen lassen. Anders als für seine Auftragskompositionen, die sich oft einer Dramaturgie unterordnen oder Raum für Dialoge lassen müssen, wie in der Merci-Werbung. Mit seinem Kollegen Jan Krueger hat Wilckens eine Firma gegründet, die Musik für Werbung, Film und Online produziert: Für Merci, für Krombacher, für die Michael-Schumacher-Doku und viele mehr.
Das inzwischen dritte Studio liegt im Otto-von-Bahrenpark, einem Wohn- und Arbeitspark im Hamburger Westen mit denkmalgeschützten Rotklinkerbauten. Vor etwa 100 Jahren befand sich auf diesem großen Gelände das Gaswerk, das die Stadt mit Energie versorgte. Die Innenräume von Wilckens Studio strahlen Ordnung und Klarheit aus: Mehrere Büroräume - in einem steht auch der alte Familienflügel, ein Blüthner - ein Aufnahmestudio und auf der anderen Seite des Fensters Wilckens Arbeitsplatz: "Wir sitzen hier in einem Regieraum und der ist, glaube ich, deutlich aufgeräumter, als bei anderen Komponisten" findet der Musiker und lacht. "Aber das brauche ich, um mich zu konzentrieren."
"Teil einer großen Musikergemeinschaft"
Zwei Bildschirme, recht und links davon Lautsprecher, unter dem Tisch kann er eine elektronische Klaviertastatur hervorziehen: 15.000 Dateien hat Christian Wilckens auf seinem Computer. Und genau hier hat er auch die verschiedenen Arrangements seines aktuellen Albums zusammengemischt. Da, wo sonst seine Auftragsmusiken entstehen: "Seit Jahren besteht mein Beruf nun darin, Musik für Menschen zu machen, die sie bei mir beauftragen. Das ist jetzt seit langem mal wieder ein eigeninitiatives Projekt, wo ich selbst mein Kunde bin. Ich bin erstaunt, wie kritisch ich bin. Ich habe so viele Änderungsschleifen, wie eigentlich kein Kunde sonst bei mir hat."
Die Melodien seien ihm oft bei seiner täglichen Auftragsarbeit in den Sinn gekommen. Er habe sich das Album quasi selbst geschenkt, sagt Wilckens. Die Stimmen der Arrangements haben Musiker eingespielt, mit denen Wilckens häufig zusammenarbeitet, darunter auch einige aus dem NDR Elbphilharmonie Orchester: "Und alle, die mitgemacht haben, haben für wenig oder gar nix gespielt und das ist natürlich auch toll, dass man merkt, dass man Teil einer großen Musikergemeinschaft ist."