Choreos: Osnabrücker Chor mit 3D-Singen zum Erfolg
Das Ensemble Choreos hat seine Wurzeln in Osnabrück und verbindet klassischen Gesang mit Bewegung und Choreografien. Die 16 Sängerinnen und Sänger sind schon in der Elbphilharmonie und im Berliner Techno-Club Berghain aufgetreten.
Acht Sängerinnen und acht Sänger in Trainingssachen stehen in einem Pulk in der Mitte der Probenfläche. Sie singen und strecken mit kraftvollen Bewegungen die Arme zur Seite, ziehen sie wieder zum Körper, recken sie in die Höhe. Aber das ist keine klassische Aufwärmübung - es ist eine Choreografie, erklärt der Gründer und künstlerische Leiter, Stephan Lutermann: "Wenn man als Sänger oder Sängerin auf die Bühne geht, hat man immer Bilder, die in einem drin sind, damit man der Musik Ausdruck geben kann. Wir geben unseren Leuten die Möglichkeit, diesen Ausdruck körperlich darzustellen auf der Bühne. Das macht das so stark und so eindringlich."
3D-Singen als neues Chorgefühl
Das Wort Tanz vermeidet der 49-Jährige absichtlich. Denn die Sängerinnen und Sänger sind keine ausgebildeten Tänzer. Lutermann spricht stattdessen von 3D-Singen: "Denn es ist nicht nur, das Bewegen und das Sängerische zusammenzubringen. Wenn man das auf der Bühne realisiert hat, muss man trotzdem noch das Ganze ins Publikum transportieren."
Für Sopranistin Flannery Ryan ist das eine Herausforderung. Dennoch möchte sie diese Art zu singen nicht mehr missen. Dadurch ergebe sich ein völlig neues Chorgefühl, sagt sie: "Man steht nicht nur nebeneinander und versucht, die Stimmen zu mischen, sondern man versucht, alles zusammenzumischen. Man weiß immer ganz genau, wo die anderen Chormitglieder auf der Bühne stehen, weil man die Antennen in alle Richtungen ausgespannt hat - sowohl musikalisch als auch körperlich."
Choreos: Multikulturelles Ensemble aus neun Nationen
Die Sängerinnen und Sänger von Choreos stammen aus neun verschiedenen Nationen. Auch das macht die Arbeit mit dem Ensemble für den Choreografen Lars Scheibner besonders, erklärt er: "Das ist ein unglaubliches Geschenk, diese Multikulturalität zu haben. Jeder bringt aus seiner Welt einen riesengroßen Rucksack an Kultur und an Erfahrung mit und bereichert das Ensemble damit unglaublich."
In der neuen Produktion "Essence" begibt sich das Ensemble auf die Suche nach den Wurzeln des kulturellen Daseins - aus Sicht von Lutermann ein sehr zeitgemäßes Thema, "denn es geht um Resonanz. Resonanz ist eigentlich ein Modewort im Moment. Aber es geht tatsächlich darum: Wir Menschen schauen immer danach, wo wir uns wiederfinden können. Was ist unsere Bestimmung auf der Welt? In Einklang zu kommen, miteinander zu schwingen - das ist genau das Thema, was wir hier versuchen, zu beleuchten." Nach der Premiere in Hagen am Teutoburger Wald geht es für die Musikerinnen und Musiker direkt weiter. Die nächste Station: Das Aarhus Vocal Festival in Dänemark.