CD der Woche: Die märchenhafte Welt Norwegens
Zusammen mit dem Bergen Philharmonic Orchestra und Eivind Aadland stellt die norwegische Geigerin Ragnhild Hemsing Bruchs populäres g-Moll-Violinkonzert in einen neuen Kontext.
Schon auf ihrer Debüt-CD hat die norwegische Geigerin Ragnhild Hemsing gezeigt, wie vielfältig sie unterwegs ist: Damals stellte sie Kammermusik von Grieg oder Svendsen Volksliedmelodien aus ihrer Heimat, gespielt auf der Hardangerfiedel, gegenüber. Jetzt gibt sie ihr sinfonisches Debüt und hat wieder ihre beiden Instrumente dabei
Die märchenhafte Welt Norwegens
Haben Sie schon einmal den Namen Sigurd Lie gehört? Die norwegische Geigerin Ragnhild Hemsing nimmt uns mit in die märchenhafte Welt ihres Landsmanns, sie stellt zusammen mit dem Bergen Philharmonic Orchestra und Eivind Aadland sein atmosphärisches Konzertstück "Die Huldra und Elland" vor. Sigurd Lie war selbst Geiger, er hat aus einem norwegischen Volksmärchen ein sehr farbenreiches kleines Stück gemacht, das sich in seiner poetischen Tonsprache wunderbar vermittelt. Man muss die Geschichte um die verführerische Huldra und den jungen Elland gar nicht kennen.
Ragnhild Hemsings Ton lässt aufhorchen, mal blitzt er fast wie Eis, dann strahlt er wieder eine besondere Wärme aus - sie scheint die Huldra verkörpern zu wollen, dieses verführerische Feenwesen mit den übermenschlichen Eigenschaften. So kommt Ragnhild Hemsing uns auch vom Cover entgegen - stark geschminkt und gekleidet wie für eine Theateraufführung, in der sie eine unbezähmbare Frau spielt, die niemals heiraten will, wie es im informativen Beiheft zu lesen ist.
Werke von Geirr Tveitt, Johann Svendsen und Max Bruch
Wie in einer Märchenlandschaft fühlt man sich auch, wenn Ragnhild Hemsing die Hardangerfiedel zur Hand nimmt, die norwegische Form der Geige. Der schillernde Klang dieses Instruments rührt daher, dass es hier neben den vier Spielsaiten noch fünf weitere Saiten gibt, die nur mitschwingen, ähnlich wie bei der Viola d’Amore. Die Hardangerfiedel ist reich geschmückt mit Perlmutt und individuellen Mustern und sorgt mit ihrem silbrigen Klang für eine märchenhafte, träumerische Stimmung, zumal der norwegische Komponist Geirr Tveitt in seinem Konzert "Drei Fjorde" besingt.
Zu diesen lohnenden Entdeckungen hat Ragnhild Hemsing ganz bewusst eine gern gespielte Romanze von Johann Svendsen und das so irre häufig gespielte g-Moll-Violinkonzert von Max Bruch gesetzt - Bruch passt aber wunderbar in diese norwegische Landschaft und klingt wie neu.
Ragnhild Hemsing zeigt, wie gut sich die klassische Musikerin und die Volksmusikerin vertragen. Mit dem Bergen Philharmonic Orchestra tritt die 35-Jährige schon seit Teenager-Zeiten gemeinsam auf - eine glückliche Verbindung.
Bruch + Tveitt
- Genre:
- Klassik
- Zusatzinfo:
- Bruch und Tveitt Max Bruch, Violinkonzert Nr. 1 g-moll Johan Svendsen, Romanze für Violine und Orchester Sigurd Lie, Konzertstück "Huldra aa’n Elland" für Violine und Orchester Geirr Tveitt, Konzert Nr. 2 für Hardangerfiedel und Orchester "Drei Fjorde" Ragnhild Hemsing, Violine und Hardangerfiedel / Bergen Philharmonic Orchestra / Ltg.: Eivind Aadland
- Label:
- Berlin Classics