CD-Cover "Porgy's Dream" von Hans Lüdemann und Reiner Winterschladen © Double Moon
CD-Cover "Porgy's Dream" von Hans Lüdemann und Reiner Winterschladen © Double Moon
CD-Cover "Porgy's Dream" von Hans Lüdemann und Reiner Winterschladen © Double Moon
AUDIO: Play Jazz! - Magazin am Freitag (61 Min)

Begegnung und Entdeckung

Stand: 24.05.2024 14:21 Uhr

Klassisch, entstpannt, inspiriert - Als Duo nähern sich der Pianist Hans Lüdemann und der Trompeter Reiner Winterschladen mit "Porgy's Dream" George Gershwins berühmter Jazz-Oper "Porgy and Bess".

von Michael Laages

CD-Cover "Porgy's Dream" von Hans Lüdemann und Reiner Winterschladen © Double Moon
AUDIO: Play Jazz! - Magazin am Mittwoch (60 Min)

Für Reiner Winterschladen, der ja über zwei Jahrzehnte hin einer der prägenden Trompeter in der NDR Bigband gewesen ist, war diese Musik zum Highlight der Karriere geworden - als das Orchester "Porgy and Bess" aufführte, die Musik aus der Jazz-Oper von George Gershwin in den Arrangements, die Gil Evans einst für Miles Davis entwarf.

Jetzt hat sich Winterschladen auf ganz andere und eigene Art mit Gershwins Kompositionen beschäftigt: gemeinsam mit dem Hamburger Pianisten Hans Lüdemann entstand "Porgy’s Dream". Mal sehr eng am Original, mal sehr frei bearbeitet, interpretieren und deuten die beiden das klassische Gershwin-Material. Auch deshalb heißt hier kein Titel so, wie es geschrieben steht in der Opern-Partitur; im Theater heißt die Methode "Überschreibung" und ist seit einiger Zeit groß in Mode.

"Summertime" etwa, der Evergreen unter den Songs aus "Porgy and Bess", wurde auf der CD des überaus animierten und inspirierten Duos zu "Indian Summer"; und von Lüdemanns Introduktion am Klavier bleibt noch ein ziemlich weiter Weg bis zum klassischen Thema. Auch Winterschladens Trompeten-Ton bewegt sich eher behutsam hinein in die Wiedererkennbarkeit. Die Methode ist erstaunlich effektiv - über die ganze CD hinweg wechselt die Stimmung zwischen der Frage "Was ist das denn jetzt?" und der Bestätigung "Ach ja, kenn' ich schon".

Eine Collage von zwei Männern die Klavier bzw. Flügelhorn spielen. © Dominik Heer (linkes Foto) // Sven Thielmann (rechtes Foto) Foto: Dominik Heer (linkes Foto) // Sven Thielmann (rechtes Foto)
Der Pianist Hans Lüdemann (l) und der Trompeter und Flügelhornist Reiner Winterschladen.
Connection Hamburg-Rheinland

Winterschladen wuchs auf in der rheinischen Moderne - mit Ensembles wie "Blue Box" oder "Pension Winnetou". Dann wechselte er vom Rheinland nach Hamburg und zum NDR. Bis heute ist er begeistert davon, wie damals etwa Steve Gray für das Ensemble arrangierte.

Der Hamburger Lüdemann zog umgekehrt in Richtung Rhein und hat als junger Pianist noch Erfahrungen mit den großen Einzelgängern des westdeutschen Nachkriegsjazz gesammelt, mit Albert Mangelsdorff etwa oder Heinz Sauer. Ganz eigenständiges Profil erarbeitete er sich dann in der Begegnung mit afrikanischer Musik: mit dem seit vielen Jahren aktiven "Trio Ivoire". Und "Heavy Hearts", die vorige CD im Duo mit Winterschladen, erschien vor über zehn Jahren.

Für "Porgy’s Dream" tauchen beide Protagonisten nun tief und mit immer neuer Inspiration hinein ins klassische Material. Und in der Tat waren Gershwins Songs (die in der Oper ja immer auch Arien sind!) bislang sicher eher selten so zu hören wie hier. So ist die Begegnung zur Entdeckung geworden.

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"Porgy's Dream"

Genre:
Jazz
Label:
Double Moon Records
Veröffentlichungsdatum:
24.05.2024
Preis:
14,99 €

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | NDR Kultur – Jazz | 27.05.2024 | 22:33 Uhr

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