Jazzalbum der Woche: "The Harlem Suite" von Jacques Schwarz-Bart
Jacques Schwarz-Bart hat 20 Jahre lang in Harlem verbracht und ist dort auf eine lebendige afroamerikanische Geschichte gestoßen. Seine "Harlem Suite" ist eine Hommage an große Jazzlegenden.
Der New Yorker Stadtteil Harlem ist reich an afroamerikanischer Geschichte. Blickt man auf die 1920er und 30er Jahre, fanden sich dort Musiker, Literaten und bildende Künstler, Ballsäle, Clubs und Bigbands. Jacques Schwarz-Bart hat ab Mitte der 1990er Jahre 20 Jahre lang in Harlem verbracht und ist dort auf eine lebendige Vergangenheit gestoßen. Ursprünglich stammt der Saxofonist von der Inselgruppe Guadeloupe, ist Sohn einer schwarzen Mutter und eines französischen Vaters mit polnisch-jüdischen Wurzeln. Mit Anfang 20 noch Sekretär eines Politikers in Paris, besann er sich mit 27 Jahren auf den Jazz, spielte Saxofon, ging zum Jazzstudium nach Boston und landete schließlich in New York.
Ode an die Geschichte Harlems
Mit seinem neuen Album "The Harlem Suite" eröffnet er einen Dialog mit den Jazzahnen. Sieben Stücke hat er dafür selbst geschrieben. Und er interpretiert gleich zwei Stücke von John Coltrane aus seiner heutigen Sicht neu - zusammen mit Musiker*innen der amerikanischen und der karibisch-stämmigen Jazzszene. Darunter die Pianisten Sullivan Fortner und Gregory Privat, der Schlagzeuger Marcus Gilmore und dessen Kollegin Terri Lyne Carrington sowie die Sängerinnen Malika Tirolien und Stephanie McKay.
Der Traum von Freiheit
In der New Yorker Jazzszene traf Jacques Schwarz-Bart Mitte der 1990er Jahre Roy Hargrove und spielte sowohl in dessen Kuba-Projekt "Crisol" als auch in der funky Band "RH Factor". Schwarz-Bart hat daneben auch mit Neo-Soul-Sänger D'Angelo und Bassistin Meshell Ndegeocello zusammen gearbeitet. Sie schwingen in seiner Klangästhetik und in seinen Rhythmen immer noch mit, wenn der Saxofonist neue Alben aufnimmt, genauso wie seine karibischen Wurzeln.
Seine "Harlem Suite" ist in erster Linie akustischer Jazz mit viel improvisatorischem Freiraum und eine Hommage an große Jazzlegenden. Da passt dann auch Schwarz-Barts Neuinterpretation von Herbie Hancocks funky Klassiker "Butterfly" gut ins Programm. Das letzte Stück des Albums ist all den Menschen gewidmet, die aufgrund ihrer Hautfarbe oder Herkunft diskriminiert sind und in Gefangenschaft zubringen. "Dreaming Of Freedom" ist ein berührender Moment, mit dem uns Stephanie McKays Stimme wie in einem Traum aus den Gefängnismauern in die Freiheit begleitet.
"The Harlem Suite"
- Genre:
- Jazz
- Label:
- Ropeadope Records
- Veröffentlichungsdatum:
- 05.05.2023
- Preis:
- 15,99 €