Jazz-Saxofonist David Sanborn gestorben
David Sanborn war einer der einflussreichsten Saxofonisten der letzten Jahrzehnte. Der preisgekrönte Jazzmusiker spielte mit Rock- und Pop-Größen wie David Bowie.
Am 12. Mai 2024 ist der amerikanische Saxofonist David Sanborn im Alter von 78 Jahren an den Folgen einer Krebserkrankung gestorben. Ausgezeichnet mit insgesamt sechs Grammys, bewegte er sich als Musiker zwischen Jazz, Blues, R&B und Pop. Mit unzähligen Künstlern stand er im Laufe seiner Karriere auf der Bühne und war eine Zeit lang auch der Gastgeber einer eigenen Radio-Show. Jetzt ist sein Horn für immer verstummt.
Saxofonspiel als Polio-Therapie
Geboren am 30. Juli 1945 in Tampa, Florida, und aufgewachsen in St. Louis, Missouri, war David Sanborn im Kindesalter an Polio erkrankt und nutzte das Saxofon erfolgreich als Therapie. Schließlich hatte er einen prägnanten, eindringlichen Sound entwickelt. Viele seiner Alben, die er im Laufe seiner Karriere aufnahm, waren Bestseller. Unzähligen Platten anderer Bandleader veredelte er mit seinen Auftritten, quer durch das Spektrum der Musik.
Auftritte mit David Bowie, Rolling Stones, Billy Joel
Ob nun Mainstream Jazz, Blues, Funk, R&B, Soul oder Pop - er hatte mit so ziemlich allen Kollegen auf der Bühne gestanden, die im internationalen Musikbusiness mitmischten: von David Bowie über die Rolling Stones zu James Brown, von Bryan Ferry und Sting über Eric Clapton zu James Taylor, von Donny Hathaway über Billy Joel zu Gil Evans und von Steely Dan über Roger Waters zu den Eagles.
Eigene TV- und Radio-Show
Ab den 1980er-Jahren war Sanborn regelmäßiger Gast-Solist bei der amerikanischen "Late Night Show" von David Letterman. Zudem teilte er sich zwischen 1988 und 1989 mit Jools Holland die Rolle als Gastgeber der NBC Fernsehshow "Night Music". Außerdem hatte er seine eigene Radio-Show, "The Jazz Show With David Sanborn".
Geprägt von Hank Crawford und David "Fathead" Newman
Geprägt war David Sanborn vom Sound der Saxofonisten Hank Crawford und David "Fathead" Newman, die Hauptsolisten in der Band von Ray Charles. "Es waren immer Hank Crawford oder David "Fathead" Newman, wenn man ein Saxofon-Solo auf einer Ray-Charles-Platte hört. Beide waren zweifellos Jazzmusiker", so David Sanborn. Aber auch der Spirit der Kirche und der Rhythm 'n' Blues schwangen bei ihnen mit.
"Die Musik besonders aus den 1940er und frühen 1950er Jahren war ein Mix. Das war alles noch vor dem Rock’n‘ Roll, der auf den sogenannten 'Jumpbands' wie von Louis Jordan und Illinois Jacquet aufbaute. Aber die fortschreitende Entwicklung der Musik durch Swing und Boogie Woogie zum Rhythm ’n’ Blues und Rock ’n’ Roll hat nun mal beim Jazz angefangen", erklärte David Sanborn 2013 im Interview beim "Festival da Jazz" in St. Moritz.
Hingezogen zum Blues und des erdigen Jazz des Mittleren Westens
Der Saxofonist fühlte sich immer zum Blues und zur erdigen Qualität des Jazz aus seiner ehemaligen Heimat St. Louis im Mittleren Westen der USA hingezogen. David Sanborn war ein Musiker mit Hang zum Pop, der auch dem Smooth Jazz zugeordnet wurde. Aber war das tatsächlich gerechtfertigt? David Sanborn mochte den Begriff nicht. Smooth Jazz - für ihn war er negativ konnotiert. Musik, immer auf dem gleichen Level, ohne Drama oder Konflikt. Es war der Tonfall, mit dem der Begriff Smooth Jazz gebraucht wurde.
Wie auch immer man nun darauf blickt - David Sanborn hat in seiner Karriere unendlich viele Aufnahmen mit seinem Saxofon-Spiel bereichert, im Jazz und in etlichen anderen Genres. Eine Legende im US-amerikanischen Musikgeschäft.