Wie Ukrainerinnen in Hamburg Weihnachten feiern
Weihnachten ohne die Familie. Viele Geflüchtete aus der Ukraine können jetzt keine Zeit mit ihren Liebsten verbringen. Wie feiern sie sonst in der Ukraine und wie begehen sie das Fest jetzt in Hamburg?
"Christ ist geboren", schmettert der Chor aus ukrainischen Studierenden der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg. Mit einem Weihnachtskonzert bedanken sie sich bei deutschen Unterstützern und Gastgebern.
Die meisten von ihnen sind erst in diesem Jahr nach Hamburg gekommen - auf der Flucht vor dem Krieg in ihrer Heimat. Sängerin Vlada Shchavinska, die das Programm für den Verein Feine Ukraine zusammengestellt hat, lebt seit 2015 hier. Weihnachten in der Ukraine, sagt sie, dazu gehören unbedingt Musik und Lieder. "Wir singen, wir singen Weihnachtslieder", erklärt sie. "Es gibt Koliadky, es gibt Shchedrivky. Koliadky singt man am Heiligen Abend. Eine Gruppe von Menschen kommt zusammen und dann gehen sie von Haus zu Haus und bringen eine schöne Nachricht. Christ ist geboren, wir müssen ihn loben."
Große Geschenke zu Weihnachten in der Ukraine nicht üblich
Zwölf Fastenspeisen kommen in der Ukraine traditionell am Heiligabend auf den Tisch - in Anlehnung an die zwölf Apostel. Die wichtigste Speise, Kutja, wird zuerst serviert, ein Brei mit Honig, Rosinen und Nüssen. "Wir fangen an zu essen, wenn der erste Stern da ist", sagt Vlada Shchavinska. Am ersten Weihnachtstag folgt ein üppiges Festmahl.
Große Geschenke zu Weihnachten sind in der Ukraine nicht üblich: "Zu Weihnachten schenken wir nicht so oft, wir schenken eher zu Silvester." Zu Silvester ziehen die Menschen dann noch einmal von Haus zu Haus. Dann kommen Shchedrivky, die Lieder zum Neuen Jahr. Die Aufgabe der Sternensinger ist, ein schönes Jahr zu wünschen.
Das Wichtigste: Zusammenkommen
Textzeilen, die zurzeit auch an vielen Orten in Hamburg zu hören sind. Ukrainerinnen kommen zusammen und singen. Etwa in St. Georg, wo gleich neben dem Mariendom ein Treffpunkt für Geflüchtete entstanden ist. Eine Gruppe Frauen steht im Kreis. Auf den Köpfen tragen sie selbst gebastelte Kränze mit roten und weißen Stoffbällen - dem ukrainischen Weihnachtskranz nachempfunden. Was sie nicht haben, wird improvisiert. Etwa der Stern an einem Stab - ein Symbol für den Stern von Bethlehem.
Ukrainische Besonderheit: Zwei Mal Weihnachten
Olga Shvets kommt aus Dnipro und lebt seit neun Monaten in Deutschland. In der Ukraine, erklärt sie, gibt es noch eine Besonderheit: "Zwei Mal Weihnacht, ja." Katholiken und Protestanten feiern am 25. Dezember. Ukrainisch-orthodoxe Christen, die in der Mehrheit sind, traditionell erst am 7. und 8. Januar. "Als ich Kind war, hatten wir Weihnacht am 7. Januar. Und jetzt seit vier Jahren haben wir auch Weihnacht am 25. Dezember." - Inzwischen sind beide Termine gesetzliche Feiertage. Auch ein Zeichen dafür, dass man sich als Teil Europas fühlt.
So oder so: Wie in Deutschland ist Weihnachten auch in der Ukraine ein Fest der Familie. Umso schmerzhafter, das Fest nicht gemeinsam verbringen können. Durch den Krieg sind viele Familien auseinandergerissen. "Ich bin allein hier. Meine Mutter, die Oma, und der Vater sind auch in der Ukraine. Das ist so schwer, wir können nicht mit ihnen zusammen feiern", sagt Olga. Sie trifft sich zu Weihnachten mit anderen Ukrainerinnen. Auch für Yevheniya aus Charkiw wird das Fest in diesem Jahr ganz anders sein als sonst: "Wir, meine zwei Kinder, meiner Mutter und ich, wir feiern mit einer deutscher Familie, deutsche und ukrainische Weihnachten."
So schwer es auch ist gerade: Sie versuchen, das beste aus der Situation zu machen. Zusammen zu singen tut gut und spendet Trost.