Stefan Gwildis präsentiert aktuelles Album "Bunt!"
Muss man diesen Künstler überhaupt noch vorstellen? Seit vier Jahrzehnten ist der Hamburger Sänger Stefan Gwildis eine feste Größe in der deutschsprachigen Pop-Szene.
Alles was er tut, scheint ihm Spaß zu machen - egal ob mit eigener Band, in sinfonischer Begleitung oder als Schauspieler. Stefan Gwilids zieht konsequent sein Ding durch und macht keine Kompromisse. Bei NDR Kultur EXTRA hat er am 15. Februar 2023 sein aktuelles Album "Bunt!" präsentiert, begleitet von dem Pianisten Tobias Neumann, der auch sein Produzent ist. Musik zwischen Soul, Jazz, Reggae und Ska. Eben ziemlich bunt, wie der Titel schon verspricht. Denn Stefan Gwildis passt in keine Schublade.
Stefan, du sorgst Dich um die Welt. Dir ist wichtig, was mit unserer Welt passiert. Bist Du trotz allem Optimist?
Stefan Gwildis: Ja, ich bin auf jeden Fall Optimist, weil ich weiß, wir haben täglich die Möglichkeit, uns zu entscheiden, welchen Weg wir gehen. Wir haben täglich die Möglichkeit zu sagen: Folgen wir dem Weg, der gut ist oder dem, der nicht gut ist. Ich glaube daran, dass die Menschen letztendlich doch so vernünftig sind und sich dafür entscheiden, den guten Weg zu gehen.
Du bist deinen Weg gegangen. 40 Jahre bist Du schon auf der Bühne, aber eben nicht nur als Sänger, sondern auch als Schauspieler und bei Lesungen. Gibt es Stefan Gwildis nur mit allen Facetten? Wäre Dir das zu langweilig, nur eine Sache davon zu machen?
Gwildis: Ich muss ganz ehrlich sagen: Ich habe immer Menschen gesehen, die sich in ihrer Vielfalt dargestellt haben und die auch überall gucken mussten, wie etwas funktioniert und auch viele Sachen ausprobiert haben. So geht es mir auch. Ich habe großen Spaß daran. Gerade auch bei Lesungen zum Beispiel. Wir haben den "Schimmelreiter" oder auch ein neues "Borchert"-Programm gemacht. Ich habe auch Lust am Schauspielen. Ich habe Lust auf der Bühne zu sein, Konzerte zu geben und mich mit anderen Menschen zu treffen und gemeinsam den Dialog des Musizierens und des Spielens einzugehen. Das finde ich einfach großartig. Da gibt es verschiedene Facetten und die sollen auch alle bespielt werden.
Du hast in Deinem Leben wahnsinnig viele Dinge ausprobiert. Du hattest wahnsinnig viele Jobs: Du warst Lkw-Fahrer im Hafen, Du warst Sonnenbank-Aufsteller, das finde ich am kuriosesten. Du warst auch Stuntman am Thalia-Theater. Hast Du trotzdem das Gefühl, Du bist genau da angekommen, wo Du immer hin wolltest?
Gwildis: Ja. Ich bin als junger Mann am Bühneneingang vom Thalia-Theater vorbeigegangen. Da ging ich rein und ging zu dem Pförtner und sagte: "Was muss man denn machen, wenn man hier mitmachen will?" Der Pförtner guckte mich an. Ich hatte damals lange schwarze Haare und einen Bart. Er sagte zu mir: "Komm mal am nächsten Dienstag, da haben wir ein Casting für 'Die drei Musketiere'." Da bin ich hin und die haben mich genommen. So konnte ich über drei Jahre am Hamburger Thalia-Theater Mäuschen spielen.
Ich war dort Statist, habe eine Fecht- und Stunt-Ausbildung bekommen und bin in diesen ganzen Kram, den ich mir eigentlich immer gewünscht hatte, reingerutscht. Ich fand das großartig, die großen Schauspieler und Regisseure zu sehen und das mitzubekommen. Das war für mich die große Lehrzeit. Danach habe ich mir gesagt, es müsste eigentlich noch ein bisschen mehr in Richtung Monty Python gehen, mehr Anarcho-Theater. Und so haben wir angefangen, Straßenmusik zu machen. Daraus hat sich dann alles entwickelt.
Das Gespräch führte Anna Novák.