Der 200 Jahre alte Klassiker wird unter der brillanten Leitung von Yoel Gamzou an der Staatsoper zu einem unheimlichen guten Opernabend.
Die Oper "Der Freischütz" wird oft mit Deutschtümelei assoziiert: Regisseur Andreas Kriegenburg und sein Team setzen auf genau dieses "Tümelnde", aber anders als man denkt. Auf der Bühne versammelt sich eine böse wispernde Gruppe - der fabelhafte Opernchor - in braunen Jägerkostümchen, mit Bierkrug in der Hand, wie in einem Heimatfilm der 50er-Jahre. Eine Meute, die sich einen Anführer sucht - und ein Opfer. "Der Chor war völlig irre", merkt eine Besucherin an.
Maximilian Schmitt singt den Freischütz mit zarten, ausdrucksstarken Farben, Julia Kleiter als Agathe mit hochemotionalem, vollen Sopran. Und dann, ein Star des Abends: Alina Wunderlin als Ännchen, die die völlig überforderte Braut immer wieder aufmuntert. Mit einer wundervoll, fast clownesken Gewitztheit.
In dem Bretterverschlag dreht sich ein Rahmen nach vorne, in dem das Zimmer der Braut zu sehen ist: Die Bilder wechseln wie bei einem filmischen Zoom zwischen Intimität und der Totalen. Was diesen Abend so sehenswert macht: Er folgt einem eigenen, fast ruhigen Erzählrhythmus, der trotzdem die Elektrizität der Handlung herauskitzelt.