Rod Stewart in Hamburg: Überwiegend souverän
Seine Reibeisenstimme ist einzigartig, sein Durchhaltevermögen auch: Der 79-jährige Rod Stewart tourt gerade durch Europa. Gestern Abend war er in Hamburg. Es bleibt ein Erlebnis - mit ein paar wenigen Einschränkungen.
Schon gleich zu Beginn des Abends steht im Parkett der ausverkauften Barclays Arena in Hamburg das gesamte Publikum und jubelt dem Briten zu. Beschwingt gleitet der 79-Jährige über die Bühne und gibt seine vielen weltberühmten Lieder zum besten etwa "Maggie May".
Der Auftritt: überwiegend souverän. Die meisten Songs präsentieren Rod Stewart und seine Band routiniert, manchmal fast zu routiniert. Einzelne Titel wirken wie abgespult.
Outfits, die wohl nur ein Rod Stewart tragen kann
Mehrfach wechselt der Entertainer seine Outfits, eines bunter als das andere. Aber wenn einer zum Zebra-Jackett ein Leopardenhemd und Paillettenslipper tragen kann, dann wohl Rod Stewart wie gestern Abend zu sehen.
Zu "Rhythm of My Heart" erscheint er in blauem Anzug mit gelben Hemd, den Farben der Ukraine, während die Leinwand im Hintergrund der Bühne Fotos aus dem zerstörten Land sowie von Präsident Selenskyj zeigt, singt Rod Stewart voller Inbrunst und widmet die Einlage der angegriffenen Nation. Die meisten der 13.000 Konzertbesucher applaudieren anders als noch vor einer Woche in Leipzig. Dort hatten ihn viele für seine Solidaritätsbekundungen ausgebuht.
Die Reibeisenstimme ist etwas schwächer geworden
Musikalisch gelingen Instrumentalisten das eine oder andere gute Solo, etwa der Harfenistin bei "First Cut" oder dem Saxophonisten bei "Downtown Train".
Die Reibeisenstimme aber klingt mittlerweile etwas schwächer. Teilweise fehlt dem Rockstar der nötige Druck. Auch mancher Einsatz ist verpatzt. "Young Turks" muss Rod Stewart sogar kurz abbrechen und neu ansetzen. Seine Anhänger verzeihen es ihm, lachen und singen immer wieder begeistert mit.
Mitgealterte Fans singen inbrünstig "Forever Young" mit
Zur insgeheimen Hymne für die mitgealterten Fans "Forever Young" hält es niemanden mehr auf den Plätzen. Während der Zugabe des Sport-Enthusiasten werfen die Background Sängerinnen Fußbälle ins Publikum. Ein Höhepunkt der Bühnenshow: "Sailing".
Rod Stewart live zu hören, bleibt ein Ereignis, musikalisch längst kein Hochgenuss mehr, aber hoch unterhaltsam.