Hauschka kehrt mit "Philantropy" zu experimentellen Wurzeln zurück
In diesem Jahr wurde er mit dem Oscar für die "Beste Filmmusik" geehrt. Jetzt hat Volker Bertelmann, bekannt als "Hauschka", sein neues Album präsentiert: "Philanthropy".
Vor fast 20 Jahren begann die erfolgreiche Karriere von Volker Bertelmann. Unter diesem Künstlernamen hat der deutsche Pianist zahlreiche Solo-Alben veröffentlicht. Daneben hat er Filmmusiken komponiert. Für seine Musik zu dem Kriegsepos "Im Westen nichts Neues" wurde er in diesem Jahr sogar mit dem Oscar für die "Beste Filmmusik" ausgezeichnet.
Dass sich Hollywood für ihn interessiert, hängt mit dem eigenwilligen Stil des deutschen Pianisten zusammen. Sein Markenzeichen ist das präparierte Klavier. Diese Tradition geht auf den amerikanischen Komponist John Cage zurück. Auch auf seinem neuen Album bleibt Hauschka dem Klavier treu. Es heißt "Philantropy".
Eintauchen in verfremdete Klänge des präparierten Klaviers
Das klingt wie ein Klavier, das keines ist. Oder doch? Hauschka hat es präpariert. Ein leichtfüßiges Motiv, das sich in einer kreisenden Bewegung wiederholt und dabei leicht variiert wird. Ein sanfter Bass begleitet die verfremdeten Klänge vom Piano. Dazu gesellt sich ein zurückhaltender Beat. Volker Bertelmann alias "Hauschka" entwirft auf seinem neuen Album feine Klanggewebe, die eine subtile Sogwirkung entfalten: Man kann eintauchen und die Gedanken ziehen lassen.
Premiere: Nicht nur Klaviersounds, sondern auch Synthesizer
Vor nicht ganz 20 Jahren hat Hauschka das präparierte Klavier wieder salonfähig gemacht und damit in Deutschland einen Trend ausgelöst. Eine jüngere Generation von Pianisten - insbesondere aus der Neoklassik - eifert ihm nach. Mit Tennisbällen oder Klebeband entlockte der deutsche Pianist seinem Instrument ganz neue Sounds. Teilweise klang das sogar elektronisch. Auf seinem neuen Album hört man das Klavier, aber auch - und das ist ein Premiere - einen Synthesizer.
Einige Aufnahmen entstanden schon vor vier Jahren
2019 entstanden die ersten Aufnahmen zu "Philanthropy". Bertelmann traf sich damals mit Samuli Kosminen, dem Schlagzeuger der isländischen Band Múm, in Helsinki. "Wir schlossen uns für zwei Tage ein und machten verschiedene Sessions," sagt der Pianist. Zwei Tracks aus diesen Sessions finden sich nun auf dem Album: "Generosity" und "Altruism". Trotz nachträglicher Bearbeitungen hört man den Live-Charakter der Stücke und die Lust an der Improvisation.
Intime technoide Sounds
Die Musik von Hauschka ist im Ansatz minimalistisch. Vieles erinnert an Clubmusik und technoide Sounds. Trotzdem ist "Philanthropy" kein Album für das ausgelassene Tanzen auf dem Dancefloor. Dafür ist der Sound zu intim und zu stark nach innen gekehrt. Der rhythmische Charakter der Musik ist jedoch stark ausgeprägt. Das liegt daran, wie Hauschka das Piano spielt. Er setzt es oftmals weniger als Melodieinstrument, sondern vielmehr perkussiv ein. Das klingt schroff, hart oder sanft - aber niemals gefällig.
Der unverwechselbare, eigene Klang von Hauschka
Nach Ausflügen in die Neoromantik kehrt Hauschka mit diesem Album wieder stärker zu seinen experimentellen Wurzeln aus Club und Klanglabor zurück. Und das ist gut so, denn hier liegt die Stärke des Pianisten. Mit seiner Instrumentalmusik hat der gebürtige Düsseldorfer eine eigenständige musikalische Sprache entwickelt. So differenziert und fragil seine Klangbilder sind, so weit sind sie von der austauschbaren Klangtapete aus der artverwandten Neoklassik entfernt.
"Philanthropy"
- Genre:
- Club
- Label:
- City Slang
- Veröffentlichungsdatum:
- 20.10.2023
- Preis:
- 26,99 €