Die Band Jeremias beim Reeperbahn Festival 2021 © NDR Foto: Julian Rausche

Neue Musik(erfolge) made in Niedersachsen

Stand: 07.09.2023 06:00 Uhr

Wer an große Musik-Acts aus Niedersachsen denkt, hat wahrscheinlich Bands wie die Scorpions oder Fury in the Slaughterhouse vor Augen. Welche Bands und Acts aus Niedersachsen erobern bald die großen Bühnen? Ein paar Beispiele.

von Max von Schwartz

Der Höhepunkt des kommerziellen Erfolgs von Music-Giganten wie den Scorpions, Fury in the Slaughterhouse und Mousse T. war in den 80er- und 90er-Jahren. Wer sind die neuen Musiktalente aus Niedersachsen, die auf den großen Bühnen stehen?

Jeremias: Indiepop aus Hannover

Es wird langsam Herbst, die Festival-Saison neigt sich dem Ende entgegen. Für die hannoversche Band Jeremias geht es jetzt erst richtig los. Am 22. September erscheint ihr zweites Studioalbum: "Von Wind und Anonymität". Die Indiepop-Band schneidet darauf auch nachdenkliche Themen an, wie den Druck, der mit dem kommerziellen Durchbruch einhergeht. Doch auch die für Jeremias typischen Songs, gut gelaunt und mit groovy-tanzbaren Basslines, fehlen nicht auf der neuen Platte. Schon seit 2021 geht es für Jeremias steil nach oben. Das Debütalbum "Golden Hour" schaffte es auf Anhieb auf den 9. Platz der deutschen Album-Charts. Kurz darauf folgte der Sommer-Hit "Liebe zu Dritt", der gemeinsam mit den Künstlern "Provinz" und Majan produziert wurde.

Jeremias ist mittlerweile in der deutschen Musikszene kein unbekannter Name mehr. In diesem Jahr standen zahlreiche Festival-Shows auf dem Programm, darunter das Deichbrand oder das Open Air St. Gallen, zu dem über 100.000 Besucher kamen. Ab Oktober gehen die vier Jungs aus Hannover auf Tour, viele der Konzerte sind bereits jetzt ausverkauft. Dazu kommen über 25 Millionen Aufrufe einiger Songs der Hannoveraner Band auf der Musikstreaming-Plattform Spotify. Der Hype um Jeremias lässt also nicht nach.

Hi! Spencer: Pop-Rock-Punk-Indie-Mix aus Osnabrück

Hi! Spencer © Hi! Spencer
Der Hi!-Spencer-Sound bewegt sich irgendwo zwischen Pop, Rock, Punk und Indie.

Als Newcomer im engeren Sinne gilt die Osnabrücker Gruppe "Hi! Spencer" wahrscheinlich nicht mehr. Die Band wurde schon 2012 gegründet und veröffentlicht seitdem fleißig Musik. Doch die neueste EP "Memori" brachte der Band um Komiker Sven Bensmann noch mehr begeisterte Hörer und Kritiker. Die Platte beschäftigt sich mit dem Gefühl des "Nirgends rein passen" - ein Thema, mit dem sich die Band auskennt, denn musikalisch ist sie nicht einem konkreten Musikstil zuzuordnen. Der Hi!-Spencer-Sound bewegt sich irgendwo zwischen Pop, Rock, Punk und Indie. Erinnerung und Selbstfindung sind dabei die Themen, mit denen sich die Band von Beginn an auseinandergesetzt hat.

Ronja Maltzahn und das BlueBird Orchestra: Worldpop aus Bad Pyrmont

Ronja Maltzahn Trio © Agentur Lautstrom Foto: Zuzanna Badziong
Multiinstrumentalistin Ronja Maltzahn schreibt ihre Texte auf Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch, Russisch und Schwedisch.

Für ordentlich Furore sorgte Ronja Maltzahn im letzten Jahr - allerdings abseits der Bühne. Eigentlich sollte die 29-jährige Bad Pyrmonterin im März 2022 auf einer Veranstaltung der Klimaaktivisten von Fridays for Future spielen - wurde aber kurzfristig wieder ausgeladen. Der Grund dafür: ihr Haar. Maltzahn trägt als weiße Person Dreadlocks, die als Symbol der schwarzen Bürgerrechtsbewegung gelten. Und das sei kulturelle Aneignung.

Maltzahn ließ sich nicht beirren, die Dreadlocks blieben, genau wie ihr einzigartiger Sound, eine Mischung aus Folk und Pop. 2021 wurde Maltzahn von Udo Lindenberg mit dem Panikpreis ausgezeichnet, der junge Musiker*innen ermutigen und fördern soll. Die Multiinstrumentalistin schreibt ihre Texte in verschiedenen Sprachen. Auf Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch, Russisch und Schwedisch. Auch die Instrumente ihrer Band kommen aus aller Welt: neben Saxofon und Horn, Cello und Geige spielt das "BlueBird Orchestra" auch Handpan und Nyckelharpa. Das Genre nennt Maltzahn passend: Worldpop. Ihre Musik klingt nach Fernweh, Freiheit und Fantasie.

Egal ob Jeremias, Hi! Spencer oder Ronja Maltzahn. In Niedersachsen gibt es einige, vielversprechende und preisgekrönte Newcomer, die nur darauf warten, die deutsche Musikszene zu erobern. Ob sie eines Tages an den Erfolg von Fury, den Guano Apes oder den Scorpions anknüpfen können, bleibt abzuwarten.

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Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Journal | 07.09.2023 | 16:00 Uhr

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