Löcknitz: 60 Jahre Leidenschaft und Liebe für die Mandoline
Mit der Mandoline lässt sich gefühlt alles spielen: Volkslieder, Schlager, Klassische Musik, Filmmusik. Hierzulande tritt das Instrument eher selten in Aktion. Es sei denn, man hat so ein engagiertes Ehepaar, wie die Schächters.
Jeden Mittwochabend ist Probe in der alten Löcknitzer Grundschule. Die Musikerinnen und Musiker sitzen im Halbkreis. Vor der Tafel: Bernd Schächter. Seit 60 Jahren gibt er hier den Takt an und bringt zusammen mit seiner Frau Christine, die im Orchester mitspielt, die Mandolinen zum Klingen.
Zufallsfund von Mandolinen in Löcknitz
Beide waren schon immer musikalisch, unterrichtet haben sie aber mal Mathematik, Physik und Chemie. Als sie als Junglehrer nach Löcknitz, an die deutsch-polnische Grenze kamen, gehörte es zum guten Ton, sich nach dem Unterricht um eine Arbeitsgemeinschaft zu kümmern. "Zufällig waren im alten Hort alte Mandolinen. Irgendwann musste in Löcknitz mal eine Gruppe bestanden haben. Diese Mandolinen haben wir uns geholt, dann ging es los: Keiner konnte Noten, keiner konnte spielen", erinnert sich Bernd Schächter. Er blättert mit seiner Frau daheim in Blankensee in Ordnern voller Zeitungsartikel und Fotos.
Hunderte Mandolinenschülerinnen und -schüler
Am Anfang war die Mandolinengruppe ein reines Schülerensemble, später nannten sie sich Volksinstrumentenorchester. Seit der Wende spielen beim Löcknitzer Mandolinenorchester wieder viele ehemalige Schülerinnen und Schüler mit. Ihr Alter: von zwölf bis 82 Jahren. Wie vielen die Schächters rund um Löcknitz das Zupfen beigebracht haben? Es müssen Hunderte gewesen sein.
Heute wie damals kümmert sich Christine Schächter um die Anfänger: "Wie soll ich sagen - es hält uns nicht am Leben, aber im Leben. Wir sind eine Generation, die ist damit aufgewachsen: Wenn man was macht, dann macht man es richtig. Wir können nicht anders, als pünktlich zu sein, als da zu sein, als auch was zu geben."
Von Handgeschriebenem zu Noten aus dem Internet
Zu DDR-Zeiten war es nicht einfach, an Noten heran zu kommen. Gefiel Bernd Schächter ein Titel, setzte er alle Hebel in Bewegung. Ob Volkslieder, klassische Musik oder Filmmusik - Hefter voller Noten haben die Schächters aufbewahrt. Vor dem Musizieren kam früher das Notieren, erzählt Bernd Schächter: "Wir haben da erst einmal auf Transparentpapier und dann mit Ausziehtusche jede einzelne Note rauf geschrieben. Computer gab es ja noch nicht - jedenfalls nicht bei uns."
Heute stöbern die 82-Jährigen im Internet, sind immer auf der Suche nach neuen Musikstücken, schicken Anfragen nach Frankreich, in die Niederlande oder mailen das Mandolinenorchester in Atlanta an. "Die haben mir sofort Noten geschickt. Wir haben dann die Sachen eingeübt und die MP3 nach Amerika geschickt", sagt Bernd Schächter. "Und er hat geantwortet: 'Good job, Bernd'", ergänzt seine Frau Christine.
Jubiläumskonzert: 60 Jahre Löcknitzer Mandolinenorchester
Dreimal die Woche geben die Schächters Unterricht. Sie bestreiten in 60 Jahren mehr als 600 Konzerte und organisieren Reisen. Sie sind leidenschaftlich, aber auch fordernd. Ans Aufhören denken Bernd Schächter und seine Frau Christine längst noch nicht. Gerade üben sie für ihr Jubiläumskonzert am kommenden Sonnabend in der Löcknitzer Kirche.
Wer Lust hat, dem Löcknitzer Mandolinenorchester zu lauschen: Das Konzert am Samstag beginnt ab 16 Uhr. Die Schächters feiern in diesem Jahr nicht nur 60-jähriges Jubiläum mit ihrer Mandolinen-Gruppe: Im Juli sind sie 60 Jahre verheiratet.