Kiel: Iran-Benefizkonzert für feministische Revolution
Weit mehr als 400 Menschen sind laut Menschenrechtsorganisationen bei den regimekritischen Protesten im Iran getötet worden. Die Führung im Land schreckt nicht davor zurück, mit äußerster Härte gegen die Demonstrierenden vorzugehen.
Das zeigen auch erste Hinrichtungen, die an Mohsen Shekari und Majidreza Rahnavad vollstreckt wurden, beide erst Anfang 20. Auch weiteren Inhaftierten droht die Hinrichtung. Die Menschenrechtsorganisation "Hawar help" begleitet die feministische Revolution im Iran, unter anderem mit Petitionen und Forderungen an die Bundespolitik. Für diese Organisation fand Montagabend ein Benefizkonzert in der Kirche am Alten Markt in Kiel statt.
Ein Benefizkonzert für die Revolution im Iran
Ein Abend, der innerhalb kurzer Zeit vom Unternehmer Bastian Mahmoodi zu Gunsten der Menschenrechtsorganisation Hawar help initiiert wurde. Düzen Tekkal, Leiterin der Organisation, dankt persönlich per Video-Grußbotschaft. Mit Werken von Bach, Grieg und Barber bestreiten Justus Frantz und die Philharmonie der Nationen einen eindrucksvollen Konzertabend. Gesprächsrunden mit Mitgliedern aus der Landespolitik, moderiert von Hans-Jürgen Mende, ergänzen das Programm. Höhepunkt des Abends: Zwei bekannte persische Melodien, darunter die inoffizielle Nationalhymne "Ey Iran" eindringlich gespielt von der deutsch-iranischen Geigerin Azadeh Maghsoodi. Auf ihrem Oberteil abgedruckt: der politische Slogan der Protestbewegung im Iran "Zan Zendegi Azadi - Frau, Leben, Freiheit"
Azadeh Maghsoodi begleitet die Unruhen im Iran
Mit großer Betroffenheit, Trauer, aber ebenso großer Hoffnung begleitet die Violinistin die Unruhen im Heimatland ihrer Eltern. Dass Sie - im Gegensatz zu ihren Angehörigen - hier in Freiheit leben darf, mache ihr ein schlechtes Gewissen. "Warum hatte man das Glück? Dass hier ein freies Leben gelebt werden darf? Das ist etwas, was einen tagtäglich begleitet. Aber umso mehr steht man in der Pflicht daraus eben auch Mut und Kraft zu schöpfen, um etwas für die Menschen dort zu tun."
"Ey Iran" auf Instagram gepostet
Noch nie habe sich Azadeh Maghsoodi zuvor politisch geäußert. Doch als sie von dem brutalen Mord an Jina Mahsa Amini erfahren habe, ging es ihr wie den Meisten in der Diaspora. Sie konnte nicht anders und brach das Schweigen: "Mein erstes Statement: ich hab 'Ey Iran' auf Instagram gepostet, eigenspielt auf der Geige, und das war natürlich einerseits total klar, dass ich es machen muss. Aber ich hab auch kurz gedacht: Soll ich? Soll ich nicht? Als ich es gemacht habe, dachte ich 'Oh Gott, was hab ich getan', aber ich bin stolz, dass ich das gemacht habe, es ist wie eine Ehre."
Azadeh Maghsoodis Wunsch: Die Friedenshymne im Iran zu spielen
Das musikalische Statement bei Instagram hat sich gelohnt. Innerhalb weniger Wochen es sogar von der iranischen Prominenz geteilt. Azadeh Maghsoodis Wunsch, die Friedenshymne nicht nur virtuell, sondern eines Tages im Iran selbst spielen zu dürfen, dieser Wunsch ist größer denn je. "Oh Iran, oh juwelenreiches Land - wo die Kunst entsprang aus deiner Hand. Schlechtes Denken bleibe fern und weit - beständig bleibst Du in Ewigkeit." Ein Benefizkonzert für die Protestbewegung im Iran.