Wie eine junge Iranerin die Proteste in ihrer Heimat begleitet
Seit dem Tod der 22-jährigen Masha Amini geht eine Protestwelle durch den Iran. Auch in Schleswig-Holstein finden seit Wochen Kundgebungen statt, viele Menschen wollen ihre Solidarität mit den Demonstrierenden im Iran zeigen - auch eine junga Frau, die vor vier Jahren aus dem Iran nach Kiel flüchtete.
Tausende Menschen sind nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen bei Protesten im Iran verletzt und verhaftet worden. Es gibt Bericht über zahlreiche Tote. Luftlinie etwa 4.000 Kilometer entfernt in Kiel hält eine junge Frau ihr Telefon fest in der Hand. Seit Monaten hat die 26-Jährige kaum noch Kontakt zu ihren Freunden im Iran. Sie haben kein Internet, erzählt sie. Ihren Namen möchte sie aus Sicherheitsgründen nicht sagen. Vor vier Jahren ist sie aus ihrer Heimat nach Kiel geflohen. Sie sagt, sie hatte dort als Frau zu wenig Rechte. Inzwischen studiert sie in Kiel, im vierten Semester. Aus Sicherheitsgründen wird das Studienfach hier nicht genannt. Täglich verfolgt die 26-Jährige die Proteste in ihrem Heimatland über Social Media. "Ich fühle mich schuldig, dass ich nicht mit meinen ehemaligen Kommilitonen im Iran kämpfen kann. Diese Freiheit hier kann ich nicht genießen", erzählt Shima.
Demonstranten fordern härtere Sanktionen gegen das Regime im Iran
Sie geht hier gemeinsam mit Freunden und Kommilitonen in Deutschland auf die Straße. Damit will sie den Menschen im Iran hier eine Stimme geben. Die Frau kritisiert, dass viele Politiker in Deutschland zwar ihre Solidarität mit den Protesten bekunden, aber zu wenig gehandelt werde. Sie fordert härtere Sanktionen gegen das Regime im Iran - wie zum Beispiel die Ausweisung des iranischen Botschafters. Außerdem eine klare Anerkennung der Proteste hier in Deutschland.
Die Demonstranten wollen weiter für die Freiheit kämpfen - egal um welchen Preis
Für die 26-Jährige kommen die Proteste in ihrem Heimatland nicht überraschend. Masha Aminis Tod habe für viele Iraner und Iranerinnen das Fass zum Überlaufen gebracht. Gerade junge Menschen in dem Land wünschen sich seit Jahren mehr Freiheit. Jetzt wollen sie genau dafür kämpfen, erzählt sie. "Auch wenn das bedeutet, dass wir unser Leben verlieren. Dann ist wenigstens die nachfolgende Generation frei." Etwas sei aber bei dieser Revolution anders, sagt die junge Frau. Frauen und Männer kämpfen zusammen für mehr Frauenrechte. Das beeindrucke sie. Genauso wie der weltweite Zusammenhalt vieler Iranerinnen und Iraner.
Sie fühlt sich auch in Deutschland nicht ganz sicher
Trotz der rund 4.000 Kilometer Entfernung zu ihrem Heimatland fühlt sich die Studentin auch hier in Deutschland nicht ganz sicher. Sie vermutet, dass der iranische Geheimdienst auch im Ausland Regimekritiker verfolgt. Trotzdem will sie hier weiter auf die Proteste aufmerksam machen. Und andere Facetten ihres Landes zeigen. Denn der Iran sei mehr als Gewalt und Unterdrückung, erzählt sie. Seit einigen Wochen organisiert die Frau daher eine Fotoausstellung in Kiel im Rahmen der Kulturwochen Iran mit Bildern aus ihrer Heimat. Das helfe ihr, den Menschen das wahre Gesicht des Irans zu zeigen.
Transparenzhinweis der Redaktion: Aus Sicherheitsgründen haben wir den Namen und das Studienfach der jungen Frau aus dem Artikel entfernt.