Feminale: Festival will Komponistinnen sichtbarer machen
Ob Konzert oder Lehrpläne: Nach wie vor stehen vor allem männliche Komponisten in den Programmen. Mit dem Feminale-Festival, das am Dienstag gestartet ist, wollen fünf Studierende der Hamburger Hochschule für Musik und Theater dem etwas entgegensetzen.
Wenn die Sopranistin Linda Wesche auf die Feminale im vergangenen Jahr angesprochen wird, erzählt sie gerne von dieser Begegnung: "Wir waren im Foyer der Hochschule und da kamen Leute von extern und haben uns gefragt: Wo geht’s hier zum Jazzkonzert der Feminale? Und wir bekamen ganz große Augen und sagten uns: Ah, das ist unglaublich! Von außerhalb kommen Leute und fragen, wo es zu unserem Konzert geht - das war einfach ein tolles Gefühl!"
Feminale: Viel Aufmerksamkeit für ein wichtiges Thema
So ähnlich könnte es wieder kommen: viel Aufmerksamkeit und Interesse für ein wichtiges Thema. Wesche ist Teil des Teams, das Komponistinnen wieder mehr ins Bewusstsein bringen möchte. Das Festival im vergangenen Jahr war ein gelungener und sehr gut besuchter Auftakt, erzählt ihre Mitstreiterin Antonia Brinkers, die ebenfalls Gesang studiert: "Wir haben ganz tolle Rückmeldungen bekommen und es hat total viel Spaß gemacht. Deswegen war gleich klar, dass wir das im nächsten Jahr wieder machen wollen, weil es gleich schon wieder ganz viele Ideen gab für neues Repertoire. Und wir haben schon jetzt Anfragen für nächstes Jahr und für 2026!"
15 Veranstaltungen an fünf Tagen
Es läuft. Aus drei Festivaltagen im vergangenen Jahr sind in diesem Jahr fünf geworden. Von Hildegard von Bingen über Barbara Strozzi, Clara Schumann, Ethel Smyth und Louise Farrenc bis hin zu Sofia Gubaidulina und Aretha Franklin gibt es insgesamt 15 Veranstaltungen. Und eine Menge Orga, wenn man auch zu den Aufführenden gehört und außerdem moderiert. "Wir haben eine wahnsinnig lange Excel-Tabelle: Raumpläne, Zeitpläne, Probenpläne, Finanzpläne - es steckt eine riesige Struktur dahinter", erklärt Brinkers.
"Wir haben auch nochmal andere Bereiche mit einbezogen", erzählt Wesche. "Wir haben ein Konzert in Kooperation mit der Musiktheorie, das Landesjugendjazzorchester dabei, die Lehrenden und die Schulmusik mit einbezogen. Das Schulmusikorchester wird im Foyer spielen, einen Satz aus der Amy-Beach-Sinfonie. Wir haben auch ein Format aus der Kirchenmusik, wo die Leute mitsingen können." Darüber hinaus steht Musik von iranischen Komponistinnen und Kammermusik aus verschiedenen Epochen auf dem Programm.
Kaum Komponistinnen im Lehrplan: "Das kann nicht sein!"
"Keine Stücke im Musikunterricht, keine Stücke in der Musiktheorie, in der Gehörbildung oder in der Musikgeschichte auch leider sehr, sehr wenig immer noch. Und auch in den Prüfungen nicht. Also gerade bei Klavier: Es ist immer wieder das Gleiche, was gespielt werden soll. Und da haben wir uns gedacht: Das kann nicht sein!" So fasst die Pianistin Josephina Lucke die Initiative zusammen. Außer ihr, Linda Wesche und Antonia Brinckers gehören auch Leo Kröger und Amy Buttschard dazu. Gemeinsam setzen sie sich dafür ein, dass auch Werke von Musikerinnen Teil der Prüfungs- und Lehrpläne werden. In der Notenbibliothek der Hochschule gibt es dafür bereits einen eigenen Bereich, damit das Repertoire leichter auffindbar ist. Und auch das digitale Archiv erweitert sich stetig.
Männliche Dominanz: "Über Jahrhunderte unser Kulturleben geprägt"
Die, die viel dazu beitragen können, dass unbekanntes Repertoire verstanden, aufgeführt und weitergetragen wird, sind die Lehrenden, die diesmal auch auftreten, darunter Michaela Kaune, Burkhard Kehring, Bernhard Fograscher und Asya Fateyeva. "Ich glaube, diese Traditionen waren sehr stark", so Fateyeva. "Dass die Frauen auch nicht einmal wählen durften - das war schockierend spät, dass sie dieses Recht bekommen haben. Deswegen war es uns einfach nicht bewusst, dass es so prägend war und über Jahrhunderte unser Kulturleben geprägt hat."
Für die Saxofonistin Fateyeva ist es selbstverständlich, Werke von Komponistinnen aufzuführen. Doch sie ist begeistert vom Elan der Studierenden, die ein vielfältiges Programm zusammengestellt haben und sogar einen Pizzalieferanten als Sponsor gewinnen konnten - für den Austausch nach den Konzerten.
Feminale: Festival will Komponistinnen sichtbarer machen
Am Dienstag ist das fünftägige Festival gestartet, organisiert von Studierenden der Hamburger Hochschule für Musik und Theater.
- Art:
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Hochschule für Musik und Theater Hamburg
Harvestehuder Weg 12
20148 Hamburg