Eine einzigartige Stimme: Rosenstolz-Sängerin AnNa R. ist tot

Stand: 18.03.2025 13:50 Uhr

Rosenstolz-Sängerin AnNa R. ist tot. Die als Andrea Rosenbaum geborene Sängerin sei plötzlich und unerwartet im Alter von 55 Jahren gestorben, wie auf ihrem Instagram-Profil mitgeteilt wurde. Ihr Management bestätigte den Tod.

Ihr Tod "schockiert und verwirrt uns zutiefst", hieß es in dem Instagram-Post. "Mit ihrer einzigartigen Stimme, ihrer Präsenz und ihren Liedern blieb sie seit der Gründung von Rosenstolz eine konstante Lebensbegleiterin für unzählige Menschen. Sie hatte noch viele Musikpläne." Die Todesursache der Musikerin ist unklar. Inzwischen hat die Polizei ein offizielles Todesermittlungsverfahren eingeleitet.

Rosenstolz-Komponist Peter Plate schrieb: "Ich werde unseren ersten gemeinsamen Abend niemals vergessen. Wir tranken Schaumwein, du erzähltest mir, du wolltest Jazzsängerin werden und ich wollte Popmusik machen. Noch in derselben Nacht gingen wir zu mir und nahmen einen Song auf. Ich war hingerissen von deiner Stimme, von deiner Art zu singen, von deiner Gabe jedes unserer Lieder in die schönsten Farben zu hüllen."

Anfänge von Rosenstolz in der Berliner Schwulenszene

Als AnNa R. 1991 mit Peter Plate und seinem Freund Ulf Sommer anfing, gemeinsam Songs zu schreiben, wurde ein neues Musikgenre geboren: Der deutsche Mondän-Pop. Die Lieder von Rosenstolz waren irgendwo zwischen Schlager und Chanson angegliedert. Die Fans in den Berliner Schwulenbars und Underground-Galerien waren begeistert. Schnell wurde Rosenstolz zum Publikumsliebling.1999 nahm Rosenstolz mit Hella von Sinnen den Ehe-für-alle-Song "Ja, ich will" auf.

Nur der Mainstream verstand sie lange nicht, ihre Lieder wurden kaum im Radio gespielt. "Ich habe mir immer gesagt: Die Leute kommen ja, wir schaffen das auch ohne Radio", sagte AnNa R. einmal im Interview. Der Knoten im Radio platzte Anfang der 2000er-Jahre mit "Liebe ist alles". Es folgten Charthits wie "Ich bin Ich" und "Wann kommt die Sonne?". Das erfolgreichste Album "Das große Leben" von 2006 hielt sich mehr als zwei Jahre in den Charts. Zudem wurde das Duo mehrfach mit dem Musikpreis Echo ausgezeichnet. Für ihr Engagement gegen Aids bekamen Rosenstolz 2011 das Bundesverdienstkreuz.

Eine Stimme, die sich ins Gedächtnis brannte

Mit ihrer ungewöhnlichen Alt-Stimme hätte Anna R. durchaus auch Opern-Arien schmettern können. "Es gibt Stimmen, die hört man, und die brennen sich ins Gedächtnis, ob man will oder nicht. AnNa R. hat eine solche Stimme. Hell, kraftvoll, melancholisch", schrieb das "Süddeutsche Zeitung Magazin" einmal über sie.

Ihre Lieder erzählten Geschichten von Sehnsucht, Verletzlichkeit und Stärke - immer getragen von dieser einzigartigen, facettenreichen Stimme, die zugleich kraftvoll und verletzlich sein konnte. "Wenn ich an Anna denke, dann höre ich die Stimme in meinem Kopf",erinnert sich der Silly-Gitarrist und -Geiger Uwe Hassbecker an die gemeinsamen Jahre. "Das war ihr wichtig, dass sie die Menschen berührt. Da konnte sie drüber reden und fing dabei an zu weinen."

Silly trauert um ehemalige Sängerin

Nach ihrer Zeit bei Rosenstolz war die Sängerin bei den Bands Gleis 8 und Silly aktiv. "Zutiefst schockiert haben wir vom plötzlichen, unerwarteten Tod unserer Freundin und ehemaligen Gastsängerin Anna R. erfahren", schrieb Silly auf Instagram. AnNa R. habe den Silly-Songs mit ihrem ganz eigenen Charme, ihrer großen Sensibilität und ihrer unverwechselbaren Stimme neues und trotzdem reifes Leben eingehaucht. 2023 veröffentlichte sie das Solo-Album "König:in".

Noch vor einigen Wochen hatte sie bei Instagram für ihre "Mut zur Liebe"-Tournee geworben, die in diesem Oktober starten sollte. "Das ist wirklich tragisch, dass sie jetzt wieder auf Tournee gehen wollte und ein neues Album fertig hatte", rang Peter Plate in den "Tagesthemen" nach den passenden Worten.

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Dieses Thema im Programm:

Nordmagazin | 17.03.2025 | 19:30 Uhr

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