50 Jahre Musikhochschule Hannover: Zahl der Studierenden hat sich verdreifacht
Eine Woche lang gibt es zum 50. Geburtstag Konzerte und Vorträge an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover.
Sie hat renommierte Kulturschaffende wie den Pianisten Igor Levit und die Dirigentin Joana Mallwitz gefördert, hat spezielle Institute zur jüdischen Musik oder zur Musikermedizin, erforscht aber auch das besondere Vergnügen von Weltraum-Abenteuern in Unterhaltungsfilmen wie Star Wars: Die Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover. In diesem Jahr wird sie 50 Jahre alt und feiert dies mit Konzerten und Vorträgen in dieser Woche.
Musikhochschule: 1.500 Studierende aus aller Welt
Eine Studentin stimmt mit ihrer Band alte Hits und neue Songs zu Ehren des Jubiläums an. Rund 1.500 Studierende aus aller Welt werden in Hannover derzeit zu Musikerinnen und Musikern, Schauspielerinnen und Schauspielern, zu Bandmanagerinnen und Bandmanagern und Musiklehrerinnen und -lehrern ausgebildet. Die Nachfrage ist derzeit an den Musikschulen besonders groß, sagt die Präsidentin der Hochschule, Susanne Rode-Breymann. "Die Musikschulen suchen Lehrkräfte ohne Ende. Und wenn man hört, dass die Kinder nicht mehr schwimmen können und Schwimmkurse eingerichtet werden müssen, damit die das lernen, das ist jedem klar. Aber was machen wir mit der Musik? Wir bräuchten jetzt auch die Schwimmkurse für die Musik, weil der Erstkontakt gar nicht stattgefunden hat." Das Musikleben ist immer noch nicht auf dem Niveau wie vor der Pandemie.
33 Studiengänge, darunter viele Forschungen
Auf den Istzustand der Musikbranche können sich die Studierenden in 33 Studiengängen vorbereiten. Zudem wird in Hannover an einer Reihe von Instituten geforscht. Am FMG etwa geht es um Musik und Gender. "Das ist jetzt ein Einblick in die Ausstellung, die wir in der Landesbibliothek präsentiert haben." Musikwissenschaftlerin Maren Bagge zeigt das Ergebnis ihrer Forschung zu Jenny Linds Briefen. Aus sechs Perspektiven wird das Image der Opernsängerin des 19. Jahrhunderts hinterfragt. "Sie verkörpert eine bestimmte Rolle als Sängerin, sie wird irgendwie wahrgenommen. Der erste große Star auf der Bühne, gerade auch durch die Amerika-Tournee. Aber andererseits ist sie auch die nicht skandalumwobene Frau. Es spielt ein bisschen mit diesen Gegensätzen, die auch schon im Titel sind, also Whisky und Wohltätigkeit. 'Whisky' ist Jenny Lind als Werbefigur." Das basiere auf einer Werbung für einen amerikanischen Whisky aus den 1960-Jahren."
Hochschule Hannover entwickelt Studiengänge weiter
Hinterlassenschaften, die sich unabhängig voneinander und auch in neuen Kontexten betrachten lassen. Jenny Lind nicht mehr nur als Teil der Musikgeschichte zu sehen, sondern vielleicht auch in Kontrast zu Musikerinnen als Werbeikonen oder zur Nachhaltigkeit des Reisens, damals und heute, das öffne neue Wissensräume, sagt die Präsidentin der Musikhochschule Hannover. Um dafür mehr Raum zu schaffen, feilt sie gerade an einem Modellstudiengang, erklärt Susanne Rode-Breymann: "Wir haben uns mit den Bachelor- und Masterstudiengängen so sehr auf's Millimeterpapier eingelassen, dass wir wieder Freiraum schaffen müssen, um etwas zu erfinden. Also nicht nur Wissen lernen, anwenden und üben - das muss man natürlich im Musikstudium - sondern eben auch irgendein Modul, wo man erstmal nichts weiß." Das sei die Zeit, wo sie sich gemeinsam ans Erfinden setzen würden.
Zahl der Studierenden hat sich verdreifacht
Dazu wünscht sich Susanne Rode-Breymann mehr Platz und zeitgemäßere Räume. Nicht nur, weil sich die Zahl der Studierenden in 50 Jahren fast verdreifacht hat. Auch Aufführexperimente zwischen anlog und digital, wie sie in der Pandemie erprobt wurden, passen nicht mehr in die Probewaben, die 1973 eigens für das neue Gebäude der Hochschule entworfen wurden. Auch, wenn es sich im Innenhof bei gutem Wetter immer noch gut konzertieren lässt.