von Lina Bande

Ein schlichter Raum mit weißen Wänden, Holzfußboden und einer kleinen Vitrine mit Pokalen und Auszeichnungen - ein typisches Dorfgemeinschaftshaus eben. Sonst treffen sich hier in Kittlitz die örtlichen Vereine oder Seniorengruppen. Und im Raum nebenan, hinter einem nun geöffneten Rolltor, steht eigentlich das Feuerwehrauto.

Es soll für alle etwas dabei sein

Die Künstlerin Gesine Biller (l.) und die Organisatorin Andrea Sacker in Kittlitz.

Das Feuerwehrauto parkt den August lang draußen, hinter dem Gebäude. Denn Andrea Sacker braucht Platz, erzählt sie. "Einmal, damit die Lichtdurchflutung schöner ist und der Raum größer wird. Denn wir sind jetzt tatsächlich elf Künstlerinnen und Künstler - das war vor ein paar Jahren noch ein bisschen weniger." Es habe aber immer viel zu sehen gegeben, betont sie. "Hier darf keiner rausgehen und sagen - es hat mir nicht gefallen." Sacker kümmert sich in Kittlitz um "Dörfer zeigen Kunst". Deshalb stehen jetzt im Dorfgemeinschaftshaus Skulpturen aus Edelstahl, Tische mit Papierkunst, Bronzeguss-Figuren und Schmuck. Die weißen Wände sind kaum noch zu sehen: Dicht an dicht hängen hier Fotografien, Acrylbilder und Zeichnungen.

Niedrigschwellig, ohne flach zu sein

Gesine Biller ist eine der Kunstschaffenden. Ihre Werke hängen sonst auch in Städten, in größeren Galerien. An der Aktion im Lauenburgischen nimmt sie trotzdem jedes Jahr ganz bewusst teil, sagt sie. "Es ist niedrigschwellig, ohne dass es flach ist. Man hat eine ganz große Bandbreite an Kunst und man hat das Publikum, das hat man greifbar, das ist immer da." Man komme ins Gespräch. "In anderen Ausstellungen hast du die Vernissage, die Finissage und du hast dann ein Publikum, das eingeladen ist. Hier kommen die Leute her und wollen sehen, was alles geboten wird."

"Dörfer zeigen Kunst" seit 2004 etabliert

Das Publikum kommt längst nicht nur aus dem Lauenburgischen. Seit 2004 hat sich "Dörfer zeigen Kunst" etabliert, in vielen Ausstellungsräumen gibt es ein großes Rahmenprogramm, Mitmachaktionen, Musik, erklärt Biller. "Ich war ganz stolz in den ersten Jahren, als ich verkauft habe: Bilder, die nach Berlin gegangen sind zum Beispiel."   

Gut für Kunstschaffende der Region    

Die Künstlerin Simone Richter stellt in Behlendorf neben Zeichnungen von Günter Grass aus.

Gerade für die Künstlerinnen und Künstler aus der Region, die noch gar nicht lang im Geschäft sind, ist "Dörfer zeigen Kunst" so eine vielversprechende Plattform. Simone Richter ist mit ihren hellen, fröhlichen Gemälden und Gedichten zum ersten Mal dabei, sie stellt ein paar Orte weiter in Behlendorf aus. "Jeder fängt klein an und kann sich dann herausarbeiten. Und wenn man dann vor Ort eine Ausstellung besuchen kann, dann ist das ganz wundervoll! Man bekommt dann ja auch die Anfänge von einem Künstler mit, der sich noch entwickelt.“

Werke hängen im Raum mit Zeichnungen von Günter Grass

Sie sei sehr dankbar für diese Chance, sagt die Künstlerin - vor allem, weil ihre Werke nun gemeinsam mit Grafiken und Zeichnungen von Günter Grass in einem Ausstellungsraum hängen. Er hat über 30 Jahre in Behlendorf gelebt. Übrigens entscheiden alle Dorfgemeinschaften selbst, was sie zeigen möchten, und wie sie sich organisieren.

"Wollen ein Künstlerdorf werden"

In Behlendorf behält Mechthild Hempel als künstlerische Leiterin den Überblick. Sie sucht sich ganz gezielt Kunstschaffende für die Ausstellung aus. Nach und nach baut sie so Hemmschwellen innerhalb der Nachbarschaft ab. "Ich habe inzwischen für nächstes Jahr schon wieder zwei Anwärterinnen, hier aus dem Dorf, wo ich sage - wow, die sind gut! Wenn die hier noch mitmachen, ist das wieder ein Gewinn. Wir wollen doch so ein kleines Künstlerdorf werden."

Türen an Wochenenden im August geöffnet

Das ist Behlendorf jetzt ohnehin schon - genauso wie Kittlitz und die 16 anderen Dörfer, die im August an den Wochenenden die Türen ihrer Gemeinschaftshäuser für Kunstinteressierte aus ganz Deutschland öffnen.

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