Die Kunst des Sterbens: Ausstellung zeigt Bestattungskulturen
Gestorben wird immer, nur drüber reden mag kaum jemand. Um das Verhältnis zum Thema ein bisschen aufzulockern, gibt es in Lübeck eine neue Ausstellung mit dem Titel "Bestattungskulturen in Lübeck und der Welt". Mit dabei: ein Sarg in Form eines Autos und ein Sarg zum Probeliegen.
Museumsdirektor Lars Frühsorge läuft ein wenig aufgeregt im Vorraum des Museums auf und ab. Gerade wird das letzte Exponat der Ausstellung an seinen Platz gebracht. Ein Sarg in Form eines Mercedes Benz. Eigens angefertigt für die Ausstellung. "Das ist das Star-Stück der Ausstellung", erzählt Führsorge. "Ich habe das persönlich in Ghana bei dem Sargtischler abgeholt. Es war ein großer bürokratischer Aufwand, so einen Sarg aus Ghana nach Deutschland zu bringen. Dass er jetzt hier zu seinem finalen Bestimmungsort ins Museum gebracht wird, das ist ein berührender Moment."
Zwei Meter zehn ist der weiße Sarg lang, 70 Zentimeter hoch und 80 breit. Innen an den Fenstern sind bunt gemusterte Vorhänge in Rot, Grün und Gelb - den Farben Ghanas. In diesem Land sind Beerdigungen anders als bei uns: fröhlicher, bunter. Mit Tanz, Gesang und eben besonderen Särgen. "In Ghana gibt es die Tradition figürlicher Särge. Wenn ein Mensch stirbt, dann wird in dem Sarg sein Beruf nachgezeichnet. Eine Marktfrau zum Beispiel, die sehr gute Geschäfte gemacht hat in Ghana, die würde sich zu Lebzeiten einen Mercedes kaufen als Statussymbol. Und darum werden Marktfrauen in Ghana auch als 'Mama Benz' bezeichnet, wenn sie sehr wohlhabend sind. Auch Menschen, die vielleicht nicht sehr reich waren, denen spendiert man so einen Mercedes-Sarg, dass sie zumindest im Jenseits gewissermaßen Wohlstand erleben dürfen", sagt Führsorge.
Unterschiede und Gemeinsamkeiten in der Beerdigungskultur
Skulpturen, Schmuck, Urnen, Glaskugeln oder Totenmasken: 70 Exponate aus den unterschiedlichsten Materialien und Farben aus 24 Ländern zeigen, wo sich die einzelne Beerdigungskulturen überschneiden, sagt der Museumsdirektor: "Wir befinden uns in einem Vorraum, der ein bisschen einstimmen soll in das Thema. Das ist der Raum des 'Übergangs'. In diesem Raum gibt es auch eine Hörinstallation. Es werden hier Gebete zu hören sein, buddhistische Gebete, die für tote Menschen gesprochen werden, damit sie einen guten Weg ins Jenseits und vor allem in einen guten Weg zu einer Wiedergeburt finden."
Einige Skulpturen würden aber auch ganz deutlich die Unterschiede zu unserer Bestattungskultur demonstrieren, so der Experte: "Wir sehen einen Mann und eine Frau und wenn wir genau hinsehen, sehen wir, dass es sich hier auch um einen Sexualakt handelt. Das ist etwas, was wir traditionell in Madagaskar gefunden haben. An der Küste dort gibt es die Ethnie Sakalawa und diese 'Art erotique' von Bestattungen ist dort sehr bekannt."
Enttabuisieren und Berührungsängste abbauen
Die Ausstellung will das Thema Tod ein wenig enttabuisieren und Berührungsängste abbauen. Zu diesem Zweck steht mitten im dritten Raum ein hellbrauner Sarg. "Dieser Sarg ist eine Möglichkeit zum Probeliegen. Das würde man normalerweise vielleicht nicht unbedingt machen. Und ich habe das selber natürlich ausprobiert. Ich kann sagen: Da drin zu liegen ist schon ein intensives Erlebnis, aber auch ein sehr Erhellendes."
Die Kunst des Sterbens: Ausstellung zeigt Bestattungskulturen
Die Austellung "Bestattungskulturen in Lübeck und der Welt" beschäftigt sich mit dem Verhältnis zum Tod. Mit dabei: ein Sarg in Form eines Autos und ein Sarg zum Probeliegen.
- Art:
- Ausstellung
- Datum:
- Ende:
- Ort:
-
Industriemuseum Geschichtswerkstatt Herrenwyk
Kokerstraße 1-3
23569 Lübeck
- Hinweis:
- Geöffnet:
Freitag bis Sonntag 14 - 17 Uhr