Ein Gebäude, was in unterschiedlichen Farben angestrahlt wird. © Urs Müller Foto: Urs Müller
Ein Gebäude, was in unterschiedlichen Farben angestrahlt wird. © Urs Müller Foto: Urs Müller
Ein Gebäude, was in unterschiedlichen Farben angestrahlt wird. © Urs Müller Foto: Urs Müller
AUDIO: Lichtkunstenergie (4 Min)

Niedersachsen: Lichtkunst und Energieverbrauch in Museen

Stand: 16.05.2023 09:43 Uhr

Lichtkunst arbeitet mit Licht und das kostet Energie. Genau wie Werbung, die leuchtet, sollte sie abgeschaltet werden, um Strom zu sparen, sagen Kritiker. Aber verbraucht Lichtkunst wirklich so viel Energie?

von Agnes Bührig

Franz Betz ist dem Thema Energie mit seinem Atelier ganz nahe: Es liegt in einer alten Transformatoren-Station im Bezirk Kleefeld. Wo einst Elektrizität umgespannt wurde, surrt jetzt ein Lasercutter. Mit Licht graviert der Lichtbildhauer Linien in eine neongelbe Plexiglasscheibe. Weil nicht mechanisch graviert wird, wirke sich das positiv auf den Energieverbrauch aus, sagt der Künstler. "Das ist ein Laserstrahl, der hinten von einer CO2-Röhre produziert wird. Diese Röhre hat jetzt 60 Watt. Das ist eher wenig, würde ich sagen. Dadurch, dass es berührungslos ist. Ich habe hier auch eine Portalfräse, da hast du ein Gerät dran, das hat 600 Watt. Und wenn du jetzt so eine Kreissäge hast oder ähnliches, die verbraucht eher ein bis zwei Kilowatt pro Stunde."

Lichtkünstler Franz Betz: Elektrische Heizung teurer als Licht

Ein Mann mit Hut und Brille steht lächelnd vor einer Maschine. © Agnes Bührig / NDR Foto: Agnes Bührig / NDR
Lichtkünstler Franz Betz vor seinem Lasercutter.

Normalerweise ist es dunkel im Atelier von Franz Betz. Damit lässt sich die Wirkung von Lichtkunst optimal testen und entwickeln. Doch nicht die Rechnung für den Betrieb von Leuchtkörpern und Maschinen machte Franz Betz vor ein paar Jahren Sorgen, sondern die elektrische Heizung. Sie ist inzwischen ausgetauscht. Den Raum zu beleuchten, schlägt hingegen deutlich geringer zu Buche als ihn zu heizen.

Wichtig für die Lichtkunst sind zudem die Raum-Eigenschaften. "Es geht bei Licht nicht nur darum, zu sagen, ich habe ein Objekt was leuchtet, sondern es geht immer um den Raum. Und der Raum hat natürlich eine bestimmte Farbigkeit." In den Anfängen der LEDs sei das so gewesen, dass die LEDs zwar hell waren, aber die hätten einen sehr geringen Farbwiedergabewert gehabt. "Das heißt, alles, was du drunter gelegt hast, war nur hell oder dunkel, aber du hast keine Farben unterscheiden können. Und für manche Fälle war das eben damals von Nachteil, auf energieärmere Produkte umzustellen, weil du diese Farbigkeit dann gar nicht hattest."

Kunstmuseum Celle nennt sich auch 24-Stunden-Kunstmuseum

Ein lila violett angestrahltes Gebäude, ein Kunstmuseum in Celle. © NDR/Kulturjournal
Das Kunstmuseum Celle von vorn.

Dieses Problem existiert heute nicht mehr - und so lässt sich in Museen mit flächendeckender Fassadenkunst durchaus Geld sparen, wenn sie mit modernen Leuchtkörpern betrieben wird. Auf rund 0,3 Prozent des Gesamtetats schätzte der Konservierungswissenschaftler Stefan Simon im vergangenen Herbst etwa die Kosten für die Lichtarbeit von Dan Flavin an der Fassade des Museums Hamburger Bahnhof in Berlin.

Doch es gibt auch inhaltliche Argumente für die Wahl des Leuchtmittels, sagt Julia Otto vom Kunstmuseum Celle: "Wir haben zwar Kunstwerke bei uns im Museum, die noch mit Glühbirnen arbeiten, wir haben aber ganz viele Kunstwerke, die sehr früh schon mit LED gearbeitet haben und wo die Künstlerinnen und Künstler gesagt haben, ich nehme das Medium, was uns als Gesellschaft wenig kostet und wenig Schaden anrichtet. Und ich möchte auch mit den zeitgenössischen Medien Lichtkunst machen. Denn die greifen auf, womit wir umgehen." 24-Stunden-Kunstmuseum nennt sich das Kunstmuseum Celle, denn auch nachts sind dort künstlerische Arbeiten zu sehen: leuchtende Fassadenkunst.

Lichtkunst-Ausstellung günstiger als Malerei-Ausstellung

Wichtig zu wissen sei aber auch, dass eine Lichtkunst-Ausstellung in der Regel nur die Hälfte der Energie einer Malerei-Ausstellung verbrauche, sagt die Kunsthistorikerin. Denn wo im einen Fall Werke ausgeleuchtet und vielleicht temperiert werden müssen, strahlt im anderen Fall das Werk aus sich selbst heraus. Ein Umstand, der gerade in diesen Zeiten stärker beachtet werden sollte.

Weitere Informationen
Eine Licht-Kunst-Installation auf Sylt. © Frank Goldenstein Foto: Frank Goldenstein

Sylt: Lichtkunst statt Punks in Westerland

Auf der Insel Sylt wurden mehrere Kunstinstallationen aufgebaut - und zwar dort, wo im vergangenen Jahr wochenlang Punks gezeltet haben. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Klassisch in den Tag | 16.05.2023 | 09:20 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Museen

Ausstellungen

Ein leerer Bilderahmen hinter Polizei-Absperrband. © NDR Foto: Foto: [M] Aleksandr Golubev | istockphoto, David Wall | Planpicture

Kunstverbrechen - True Crime meets Kultur

Lenore Lötsch und Torben Steenbuck rollen spektakuläre Kunstdiebstähle auf. Sie nehmen uns mit an Tatorte, treffen Zeugen und Experten. mehr

Eine Grafik zeigt einen Lorbeerkranz auf einem Podest vor einem roten Hintergrund. © NDR

Legenden von nebenan: Wer hat Ihren Ort geprägt?

NDR Kultur erzählt die Geschichte von Menschen, die in ihrer Umgebung bleibende Spuren hinterlassen haben - und setzt ihnen ein virtuelles Denkmal. mehr

Der Arm einer Frau bedient einen Laptop, der auf einem Tisch in einem Garten steht, während die andere Hand einen Becher hält. © picture alliance / Westend61 | Svetlana Karner

Abonnieren Sie den NDR Kultur Newsletter

NDR Kultur informiert alle Kulturinteressierten mit einem E-Mail-Newsletter über herausragende Sendungen, Veranstaltungen und die Angebote der Kulturpartner. Melden Sie sich hier an! mehr

NDR Kultur App Bewerbung © NDR Kultur

Die NDR Kultur App - kostenlos im Store!

NDR Kultur können Sie jetzt immer bei sich haben - Livestream, exklusive Gewinnspiele und der direkte Draht ins Studio mit dem Messenger. mehr

Mehr Kultur

Porträtbild des Hamburger Kultursenators Carsten Brosda. © picture alliance/dpa Foto: Marcus Brandt

11 Prozent mehr Geld für Kultur - Brosda zufrieden mit Hamburger Haushalt

Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda spricht im NDR Interview über die Kultur-Förderung, die "Kühne-Oper" und die Beatles. mehr