Niedersachsen: Lichtkunst und Energieverbrauch in Museen
Franz Betz ist dem Thema Energie mit seinem Atelier ganz nahe: Es liegt in einer alten Transformatoren-Station im Bezirk Kleefeld. Wo einst Elektrizität umgespannt wurde, surrt jetzt ein Lasercutter. Mit Licht graviert der Lichtbildhauer Linien in eine neongelbe Plexiglasscheibe. Weil nicht mechanisch graviert wird, wirke sich das positiv auf den Energieverbrauch aus, sagt der Künstler. "Das ist ein Laserstrahl, der hinten von einer CO2-Röhre produziert wird. Diese Röhre hat jetzt 60 Watt. Das ist eher wenig, würde ich sagen. Dadurch, dass es berührungslos ist. Ich habe hier auch eine Portalfräse, da hast du ein Gerät dran, das hat 600 Watt. Und wenn du jetzt so eine Kreissäge hast oder ähnliches, die verbraucht eher ein bis zwei Kilowatt pro Stunde."
Lichtkünstler Franz Betz: Elektrische Heizung teurer als Licht
Normalerweise ist es dunkel im Atelier von Franz Betz. Damit lässt sich die Wirkung von Lichtkunst optimal testen und entwickeln. Doch nicht die Rechnung für den Betrieb von Leuchtkörpern und Maschinen machte Franz Betz vor ein paar Jahren Sorgen, sondern die elektrische Heizung. Sie ist inzwischen ausgetauscht. Den Raum zu beleuchten, schlägt hingegen deutlich geringer zu Buche als ihn zu heizen.
Wichtig für die Lichtkunst sind zudem die Raum-Eigenschaften. "Es geht bei Licht nicht nur darum, zu sagen, ich habe ein Objekt was leuchtet, sondern es geht immer um den Raum. Und der Raum hat natürlich eine bestimmte Farbigkeit." In den Anfängen der LEDs sei das so gewesen, dass die LEDs zwar hell waren, aber die hätten einen sehr geringen Farbwiedergabewert gehabt. "Das heißt, alles, was du drunter gelegt hast, war nur hell oder dunkel, aber du hast keine Farben unterscheiden können. Und für manche Fälle war das eben damals von Nachteil, auf energieärmere Produkte umzustellen, weil du diese Farbigkeit dann gar nicht hattest."
Kunstmuseum Celle nennt sich auch 24-Stunden-Kunstmuseum
Dieses Problem existiert heute nicht mehr - und so lässt sich in Museen mit flächendeckender Fassadenkunst durchaus Geld sparen, wenn sie mit modernen Leuchtkörpern betrieben wird. Auf rund 0,3 Prozent des Gesamtetats schätzte der Konservierungswissenschaftler Stefan Simon im vergangenen Herbst etwa die Kosten für die Lichtarbeit von Dan Flavin an der Fassade des Museums Hamburger Bahnhof in Berlin.
Doch es gibt auch inhaltliche Argumente für die Wahl des Leuchtmittels, sagt Julia Otto vom Kunstmuseum Celle: "Wir haben zwar Kunstwerke bei uns im Museum, die noch mit Glühbirnen arbeiten, wir haben aber ganz viele Kunstwerke, die sehr früh schon mit LED gearbeitet haben und wo die Künstlerinnen und Künstler gesagt haben, ich nehme das Medium, was uns als Gesellschaft wenig kostet und wenig Schaden anrichtet. Und ich möchte auch mit den zeitgenössischen Medien Lichtkunst machen. Denn die greifen auf, womit wir umgehen." 24-Stunden-Kunstmuseum nennt sich das Kunstmuseum Celle, denn auch nachts sind dort künstlerische Arbeiten zu sehen: leuchtende Fassadenkunst.
Lichtkunst-Ausstellung günstiger als Malerei-Ausstellung
Wichtig zu wissen sei aber auch, dass eine Lichtkunst-Ausstellung in der Regel nur die Hälfte der Energie einer Malerei-Ausstellung verbrauche, sagt die Kunsthistorikerin. Denn wo im einen Fall Werke ausgeleuchtet und vielleicht temperiert werden müssen, strahlt im anderen Fall das Werk aus sich selbst heraus. Ein Umstand, der gerade in diesen Zeiten stärker beachtet werden sollte.