Kunstfestspiele Herrenhausen: Programm 2024 wird politischer
Vom 16. Mai bis zum 2. Juni präsentiert das genreübergreifende Kulturfestival in Hannover knapp drei Wochen 28 künstlerische Produktionen, viele davon mit politischem Fokus. Ein Überblick.
Mit "Rhapsody in Yellow: A Ping Pong Piano Battle" spiegelt der aus Singapur stammende Künstler Ming Wong das politische Ping Pong zwischen Nixon und Mao in den 1970er Jahren wider. Die US-amerikanische "Rhapsody in Blue" trifft auf "Der gelbe Fluss", komponiert von Yin Chengzong während der Kulturrevolution in China. Ingo Metzmacher ist Intendant der Kunstfestspiele Herrenhausen und erklärt: "Also der Konflikt, oder die Beziehung wird sozusagen auf die musikalische Ebene gehoben. Aber man sieht die ganze Zeit auf einem Film darüber die historischen Bilder von Nixons Besuch in China."
Es geht viel um Politik in dieser vorletzten Ausgabe der Kunstfestspiele Herrenhausen unter der Leitung von Ingo Metzmacher. Auf dem Maschteich vor dem Neuen Rathaus von Hannover wird eine zehn Meter hohe, leuchtende Weltkugel schwimmen, die uns an die Verletzlichkeit der Welt erinnern soll. "Mothers - A Song For Wartime" ist ein Chor aus Frauen der Ukraine, Polens und Weißrusslands, die sich sich den Kräften der Zerstörung entgegensetzen.
Höhepunkt der Kunstfestspiele 2024: Bernsteins "Mass"
Aus Nordeuropa kommt "Vástádus eana - The answer is land". Die samische Choreografin und Regisseurin Elle Sofe Sara aus Norwegen verbindet Elemente aus Jojk-Gesang und schamanischem Tanz. Der künstlerisch gespiegelte Kampf der Sámi ums angestammte Land, ist auch der neuen Kulturdezernentin, Eva Bender, ebenso wichtig wie der politische Diskurs in der Kultur: "Gerade in den aktuellen Zeiten, in denen wir um unsere Demokratie immer mehr kämpfen müssen, ist es absolut wichtig, Kultur nicht nur als freiwillige Leistung, sondern als zentrale Leistung für die Gesellschaft und unser Zusammenleben zu sehen. Das ist tatsächlich auch mein Antritt genau dafür zu arbeiten und zu kämpfen."
Höhepunkt der Kunstfestspiele ist in diesem Jahr "Mass", Leonard Bernsteins muntere Messe von 1971. Beteiligt sind Grammy-Preisträger Lucas Meachem als Priester, die NDR Radiophilharmonie und neun Chöre aus Hannover. In weiteren Konzerten ist das Kronos-Quartett zu hören und das Piano-Duo GrauSchumacher mit einer Hommage an den jüngst verstorbenen niedersächsischen Komponisten Anton Plate.
Künstlerische Überraschungen an den Wochenenden
An den Wochenenden gibt es Zirkus und Zirkustheater. Chefdramaturg Rainer Hofmann gibt Einblicke: "Das reicht dann von einem großen Akrobaten der Compagnie Common Ground bis hin zu jemandem wie Andrea Salustri, der mit Styropor jongliert und selbst aber total hinter dem Material zurücktritt. Man staunt, was Styropor eigentlich alles kann - bis hin zum Musikmachen." Musik und ein Programm das neugierig macht.