"Ihr Paket ist abholbereit": Kunsthalle Osnabrück feiert Jubiläum
Seit 30 Jahren gibt es die Kunsthalle im ehemaligen Dominikanerkloster in der Osnabrücker Innenstadt. Das Jubiläum soll mit verschiedenen Ausstellungen gefeiert werden. Jetzt startet eine über eines der dringlichsten Themen der Gegenwart.
Noch werden die Wände des ehemaligen Kirchenschiffs mit überdimensionalen QR-Codes beklebt, die brennen sollen, Metallkäfige in Position gebracht. Darin: Schrott, Elektroschrott, recycelt und zum Anschauen und Begreifen. Was für eine Menge - von der der ausstellende Künstler Aram Bartholl schon immer verschreckt und ebenso fasziniert war: "Ich geistere schon seit vielen Jahren auf Recyclinghöfen rum und denke: 'Och, guck mal hier, damit kann man doch sicher noch was machen'. Oder dass ein Container voller Fernseher irgendwie toll aussieht, wie eine Skulptur", so der Künstler aus Berlin.
Elektroschrott stimmt nachdenklich
Ein alter Traum wird hier umgesetzt. Bartholls Liebe zu dem Material, so denkt er, wird bei den Besuchern sicher ganz unterschiedlich aufgenommen. So auch die Berge von ausgemusterten Handys, die neben aller Ästhetik auch nachdenklich machen: "Es liegen Millionen von Handys in Schubladen bei Leuten zuhause, die voller Gold sind, voller Rohstoffe. Die Diskussion geht ja jetzt gerade los, auch mit der weltweiten Situation, dass die Rohstoffe auch aus diesen gebrauchten Geräten gewonnen werden sollten und eben nicht wieder neu aus den Bergen geschürft werden sollten."
Handys, Kabel, Stecker, insgesamt 80 Kubikmeter, in verschiedensten Farben, sortiert von grob bis ganz fein geschreddert - trotz der Kälte des Schrotts hat der Berliner Künstler eine emotionale Nähe zu ihm: "Wie viele Emotionen sind da durchgegangen und was wurde im Internet alles angeschaut. CPU-Kühler, Netzteile, die ganz viel Strom und Geschichten erlebt haben aus dem Netz - es sind einerseits die Rohstoffe, die da drin stecken, aber andererseit auch unser Umgang mit elektronischer Datenverarbeitung und Kommunikation im weiteren Sinne. Das ist eine Überlappung an Geschichten, die ich sehr spannend finde."
DHL-Station soll neue Besucher anlocken
Ständig an Aram Bartholls Seite in den vergangenen Wochen war Juliane Schickedanz. Sie ist eine der beiden Direktorinnen der Kunsthalle Osnabrück. Für sie behandelt die Ausstellung imposant und sinnlich zugleich die Warenströme der Gegenwart. Und was steht dafür mehr als das Geschäft mit den Päckchen, die in undefinierbarer Masse weltweit verschickt werden? So hat Bartholl eine 30 Meter lange DHL Packstation in seine Ausstellung integriert. Die gibt ihr auch den Namen: "Ihr Paket ist abholbereit."
Denn: die DHL Station ist tatsächlich von morgen bis Ende Februar geöffnet. Schickedanz freut sich über dieses zeitlich begrenzte Angebot: "Die Kunsthalle und zeitgenössische Kunst, als hybrider Ort, an den man kommt und vielleicht nochmal ganz neu durch die Hintertür überrascht wird: 'Wo ist jetzt eigentlich mein Päckchen? In der Kunsthalle. Och ne, ich wollte da eigentlich doch nie hin, aber jetzt gehe ich'", erklärt Schickedanz. Dienstags bis sonntags von 11 bin 18 Uhr könne man hier die Päckchen abholen und abschicken.
Die Kunsthalle als Recyclinghof und Packstation - Schickedanz war direkt begeistert von Bartholls waghalsigem Ansatz, wie sie sagt: "Das kann man alles besichtigen, begehen, erleben, lernen, weil die Ausstellung nicht nur eine Installation ist, sondern auch eine Werkstatt, in der Besucher aller Altersgruppen an Veranstaltungen, Workshops, Mitmachaktionen, Repaircafés teilnehmen können." Der Eintritt ist natürlich frei - die Kunden wollen schließlich so einfach wie möglich an ihre Päckchen und Pakete kommen.
"Ihr Paket ist abholbereit": Kunsthalle Osnabrück feiert Jubiläum
Seit 30 Jahren ist die Kunsthalle in einem ehemaligen Dominikanerkloster beheimatet. Zum Jubiläum gibt's freien Eintritt und eine eigene "Packstation".
- Art:
- Ausstellung
- Datum:
- Ende:
- Ort:
-
Kunsthalle Osnabrück
Hasemauer 1
49074 Osnabrück - Telefon:
- 0541 323 21 90
- Preis:
- Eintritt frei
- Öffnungszeiten:
- Di-So 11-18 Uhr
- Hinweis:
- am 24.12., 25.12., 31.12. und 1.1. geschlossen