Bislang unbekanntes Porträt von Friedrich Hölderlin entdeckt

Stand: 07.11.2022 13:07 Uhr

Lange galten die Arbeiten des jüdischen Künstlers Arno Nadel als vernichtet. Doch jetzt taucht nach und nach vieles wieder auf - unter anderem ein bislang unbekanntes Porträt von Friedrich Hölderlin.

Im Eingangsbereich der Landesbibliothek Oldenburg stehen zwei unscheinbare Vitrinen. Hinter Glas liegt ein Schatz: das Werk von Arno Nadel. Der Künstler wurde in Auschwitz ermordet. Seine Arbeiten galten als vernichtet, verschollen, vergessen. Doch jetzt tauchen Bücher, Bilder und Musik wieder auf. Der Oldenburger Sammler und Literaturwissenschaftler Christoph Prignitz stieß in einem Berliner Antiquariat auf eine bisher unbekannte Original-Radierung von Arno Nadel: ein Hölderlin-Porträt.

Hölderlin-Porträt soll Landesbibliothek Oldenburg übergeben werden

"Das sprang mir ins Auge", erzählt Prignitz. "Das letzte Hölderlin-Porträt ist Ende der 40er-, Anfang der 50er-Jahre entdeckt worden." Seine Entdeckung mache ihn glücklich, sagt der 74-Jährige. "Vor allem weil man nie damit gerechnet hat, so etwas noch mal in seinem Leben zu entdecken." Diesen Schatz will Prignitz, der seine Doktorarbeit über Hölderlin geschrieben hat, nun der Landesbibliothek übergeben.

Arno Nadel: 1878 geboren, 1943 nach Auschwitz deportiert

Arno Nadel © Screenshot
Arno Nadel arbeitete unter anderem als Musikwissenschaftler zu jüdischen Volksliedern und zur Synagogenmusik.

Arno Nadel wurde 1878 geboren: Musiker, Schriftsteller, Maler - und Jude. Im März 1943 wird er nach Auschwitz deportiert. Seine Sammlung wurde vermutlich im Zweiten Weltkrieg zerstört. Doch einiges wurde wiedergefunden. Etwa vor drei Jahren ein Orgel-Vorspiel - und auch Gedichte von ihm tauchen wieder auf.

Am 10. November soll Nadels Werk - das Hölderlin-Porträt und weitere Werke aus dem Besitz von Christoph Prignitz - offiziell an die Landesbibliothek Oldenburg übergeben werden. Die daraus entstehende Spezialsammlung soll zeitgleich mit der Ausstellung "Das geht auch mich an!" präsentiert werden.

 

Weitere Informationen
Gedenkstein an die Opfer des Holocaust auf dem Jüdischen Friedhof in Rostock. © picture-alliance/ dpa/dpaweb Foto: Bernd Wüstneck

Holocaust: Der Völkermord der Nazis an den Juden

Mehr als sechs Millionen Juden wurden während der NS-Zeit ermordet. Daran erinnert jedes Jahr am 27. Januar ein Gedenktag. mehr

Dieses Thema im Programm:

Hallo Niedersachsen | 06.11.2022 | 19:30 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

NS-Zeit

Malerei

Eine Frau sitzt auf einem Stuhl und lächelt in die Kamera. Neben ihr stehen die Worte "Die Hauda & die Kunst" © NDR/ Flow

Kunstwissen to go - serviert von Bianca Hauda

Bianca Hauda serviert Kunstwissen in kleinen Happen: Porträts von Künstler*innen, deren Bilder und Werke in deutschen Museen zu sehen sind. mehr

Der Arm einer Frau bedient einen Laptop, der auf einem Tisch in einem Garten steht, während die andere Hand einen Becher hält. © picture alliance / Westend61 | Svetlana Karner

Abonnieren Sie den NDR Kultur Newsletter

NDR Kultur informiert alle Kulturinteressierten mit einem E-Mail-Newsletter über herausragende Sendungen, Veranstaltungen und die Angebote der Kulturpartner. Melden Sie sich hier an! mehr

NDR Kultur App Bewerbung © NDR Kultur

Die NDR Kultur App - kostenlos im Store!

NDR Kultur können Sie jetzt immer bei sich haben - Livestream, exklusive Gewinnspiele und der direkte Draht ins Studio mit dem Messenger. mehr

Mehr Kultur

Tänzerinnen und Tänzer auf der Bühne in Saïdo Lehlouhs Stück "Témoin" © Kampnagel / Le Kabuki

"Témoin": Vibrierender Breakdance-Abend auf Kampnagel

"Zeuge" heißt das neue Stück des französischen Choreografen Saïdo Lehlouh übersetzt. Er zeigt es gestern und heute beim Sommerfestival auf Kampnagel. mehr