Die Künstler hinter Hannovers kunterbunten Klavieren
Hinter dem "Piano Bombing" stecken David Dünkelhaft und Daniel Drunter. Sie lassen alte Pianos aufbereiten und stellen sie in Hannover auf. So entstehen kleine Kulturorte an unterschiedlichsten Stellen.
Es sind die letzten Farbtupfer, die Künstlerin Iris Schmitt an das ausrangierte Klavier malt. Dieses Piano soll nun für gute Laune an einem öffentlichen Ort in Hannover sorgen. "Es wird das erste Klavier, dass wir legitim und offiziell aufstellen können, das machen wir am Podbi-Park. Das ist ein ganz großer Tag für uns", sagen David Dünkelhaft und Daniel Drunter. "Piano Bombing" nennen sie ihr Projekt, das eher durch Zufall entstanden ist, sagt David Dünkelhaft, Initiator des Ganzen: "Es fing alles mit Covid an. Ich habe wie jeder normale Mensch versucht während des Lockdowns Klavier spielen zu lernen und wollte mir ein Klavier besorgen. Auf Ebay Kleinanzeigen bekommt man sie umsonst, also habe mir erstmal ein Klavier zugelegt. Dann habe ich mir ein zweites und ein drittes Klavier geholt."
Das war der Moment, wo David festgestellt hat, dass drei Klaviere zu viel für eine Wohnung sind, er wollte es loswerden. Doch das Klavier entsorgen zu lassen, kostete sehr viel Geld. "Dann ist der innere Schwabe in mir hochgekommen und ich habe mich entschlossen das Klavier einfach in einen Tunnel zu stellen, zusammen mit Daniel."
Klaviere sind aufwendig aufbereitet
Doch ganz so einfach hat es sich das Künstler-Duo dann doch nicht gemacht: Zuvor wurde das Piano aufbereitet, von einem Klavierstimmer gestimmt und von Künstlern kreativ bearbeitet. So wie das aktuelle Piano von Künstlerin Iris Schmitt bemalt wurde. Eine Woche lang gestaltete die Hannoveranerin das Klavier, bis zu sechs Stunden am Tag. "Diesen süßen Geist, den das Klavier innehält, weil es zur Seite geschoben wurde und eigentlich kaputt ist, hat was Mystisches. Jetzt darf der kleine Geist weiterleben."
Projekt begann als Guerilla-Aktion
Weiterleben darf dieses Piano diesmal ganz legal, gestartet ist das Projekt aber als Guerilla-Aktion. Generell werden die Klaviere gut angenommen. Doch es gibt auch Vandalismus, erzählt David Dünkelhaft: "In der Nordstadt wurde uns ein Klavier tatsächlich kaputt getreten und dabei haben wir festgestellt, dass das eines der besten Sachen ist, die uns passieren konnte. Denn da ist uns klar geworden, dass dieses Projekt langsam eine Hydra geworden ist. Für jedes Klavier, was wir durch Vandalismus verlieren, bekommen wir im Endeffekt zwei Neue."
Piano-Standorte sind musikalische Begegnungsstätten
Einmal in der Woche finden Konzerte statt. Jeder darf sich ans Klavier setzen. Wichtig für den Standort beim Piano-Bombing: Überdacht und wettergeschützt muss es sein, außerdem sollte es ein gewisses Durchlaufpotential geben. Wie in Hannover List, wo das neuste Kunstwerk stehen soll. Vor Ort gibt es noch den letzten Feinschliff und dann gibt es auch schon das erste Konzert mit Publikum. Das ist begeistert: "Das ist ein super Konzept, wieder Räume in der Stadt für Kultur zu erschließen", sagt Georg May. Passant Frank Beß findet die Idee toll: "Ich bin Live-Musik-Liebhaber und ich gehe fast jeden Tag auf kleine Konzerte und da sind solche Sachen einfach super!"
Die Klaviere sollen auf der ganzen Welt stehen
Doch Hannover soll für das Kunst-Projekt nur der Anfang sein, sagt Daniel Drunter: "Ich würde sagen, Pianos können überall stehen. Wir haben in Hannover jetzt fünf Pianos auf 500.000 Einwohner, also pro 100.000 Einwohner steht ein Klavier und das auf Gesamtdeutschland gerechnet, da kann man sich ausrechnen wie viele Pianos es geben sollte." Die beiden Initiatoren wurden sich freuen, wenn die Initiative in Amsterdam, London oder New York aufgegriffen werde. "Da haben wir gar nichts dagegen, das ist in Ordnung." Das erste Piano hat es zumindest schon nach Berlin geschafft. Jetzt soll das Projekt möglichst viele weitere Unterstützer finden - von Niedersachsen aus über die Landesgrenze hinweg.