Bilder zum Anfassen: Workshop für analoge Fotografie
Alte Vinylplatten, Bücher aus Papier, diese Medien werden wieder beliebter, ebenso wie die analoge Fotografie. Mancherorts werden sogar die Filmrollen knapp. In einen Workshop erlernen Interessierte die alte Technik.
Ein Workshop für Analogfotografie in einem kleinen, hellen Fotostudio unweit der Innenstadt Hannovers. Bastian ist einer von drei Teilnehmern, die hier von Fotograf Thomas Kupas mehr über ihr altes Schätzchen erfahren wollen. Aus einem Rucksack hat der 47-Jährige eine Voigtländer geholt, "Photo Klimesch Braunschweig" ist auf einem vergilbten Aufkleber im Inneren des Gehäuses zu lesen, ein Erbstück seiner Mutter. Bastian würde die Kamera gern mal benutzen, sagt er, und sehen, ob sie überhaupt noch funktioniert. Seine Freundin Jana, die den Kurs für beide gebucht hat, denkt ähnlich. "Ich finde die Geräte einfach sehr schön. Und zugegeben, ich finde, hier muss man auch wissen, was man tut", erzählt sie.
Mensch und Tier, Blende vier!
Blende, Belichtungszeit, Empfindlichkeit des Films - hier gibt es was zu lernen. Statt wie beim Handyfoto einfach draufzuhalten, muss man bei analogen Kameras erst einmal vieles mechanisch von Hand einstellen, erklärt der Workshopleiter. Hat die Kamera einen Belichtungsmesser, wo lässt sich die Schärfentiefe verändern, wie entriegele ich die Rückwand, um die Filmrolle einzulegen? "Mensch und Tier, Blende vier, Sonne lacht - Blende acht", empfiehlt Kupas und hält einen Film mit Lichtempfindlichkeit 100 hoch. "Der ist jetzt also schon 22 Jahre abgelaufen. Ich werde ihn heute einlegen und mal gucken, was passiert. Also man sagt: alte Filme doppelt so lange belichten", erzählt er. Das Ergebnis sei mit so einem alten Film aber völlig unkalkulierbar. Insofern bleibe es spannend.
Entschleunigen beim analogen Fotografieren
Es ist ein anderes Arbeiten als mit einer Digitalkamera. Beim Fotografieren von Hochzeiten oder Schulklassen muss er schnell überprüfen können, ob das Foto gelungen ist, sagt Kupas. Geduld braucht man bei der Analogfotografie. Sie ist zudem mit sechs bis acht Euro Entwicklungskosten für 36 Bilder deutlich teurer als die digitale Fotografie, dafür mache es mehr Spaß: Experimentieren, Erforschen, was sich wie beeinflussen lässt, sagt der 64-Jährige. Die analoge Fotografie könne die Fotografierenden, ein bisschen zurückholen, entschleunigen und sie die Prozesse nochmal anders betrachten lassen, sagt er. "Und natürlich hat analoge Fotografie eine ganz besondere Ästhetik. Also mir persönlich geht es auch darum, andere Fotos zu machen, mit einem anderen Look, mit weniger Perfektion, aber mehr Emotion", betont Kupas.
Fotografieren mit Spaß und Klickgeräusch
Bastian hat inzwischen den Filmzähler ausgemacht und prüft, ob sich beim Druck auf den Auslöser seiner Voigtländer die Linse öffnet. Leider hakt die Mechanik vor dem nächsten Schritt des Workshops: Fotografieren in der Stadt. Die Canon von Jesse hingegen ist bereits einsatzbereit. Was macht für ihn den Reiz der Analogfotografie aus? "Das ist hauptsächlich Spaß, die Geräusche natürlich: Klasse, besser geht es nicht. Und die Fotos, die da rauskommen, sind sehr schön", erzählt Jesse.