Ausstellung "China hinter Glas" im Landesmuseum Hannover
Vor 300 Jahren verbreitete sich die Technik der Hinterglasmalerei aus Europa nach China. Jetzt kommt sie von dort zurück, in einer Ausstellung im Landesmuseum Hannover mit dem Titel "China hinter Glas". Zu sehen sind 75 chinesische Bilder aus der Sammlung des Sinologen Rupprecht Mayer aus dem 18. und 19. Jahrhundert.
Es ist ein Eintauchen in die Welt Chinas zwischen 1850 und 1965: Sanfte Hügelketten, demütig blickende Frauen, Männer aufbrausend in theatralen Opernszenen. Die Hinterglasbilder galten zunächst als Luxus, der Adligen und Wohlhabenden vorbehalten war. Mit zunehmender inländischer Produktion von Glas, konnte sich auch die einheimische Bevölkerung diese Art von Kunstwerken leisten, sagt die Direktorin des Landesmuseums Hannover, Katja Lembke, und erklärt: "Es war insofern etwas wirklich fundamental Neues, weil sich die chinesische Malerei eigentlich in Schriftrollen befand. Rollen, die eigentlich nur im Schrank lagen und die man herausgeholte, wenn man einen hochstehenden Besucher bekam und zeigen wollte, was man hat. Diese Gemälde hinter Glas dagegen wurden permanent gehängt. Das ist ein ganz klarer europäischer Einfluss, der sich darin auch schon zeigt, dass man Wandbilder hergestellt hat. Da ist schon eine gewisse Revolution zu erkennen."
Kontrast zwischen damals und heute
Die Sujets sind hingegen eher traditionell: Herausgestellt wird die Schönheit der Frau, gezeigt wird sie zudem als Mutter mit Nachwuchs. Männer hingegen spielen raumgreifend Theater oder sind Darsteller in Opernszenen. Dem gegenüber steht die ungegenständliche Hinterglasmalerei von heute. Bilder des Künstlers Kurt Baumfeld aus Hildesheim zeigen flächige Farbverläufe, inspiriert von Wassily Kandinsky. Sie zu malen, bedarf einiger Planung. "Ich male auf der Rückseite des Bildträgers und muss dann das Bild von vorn nach hinten aufbauen", erklärt Baumfeld. "Ich beginne zum Beispiel mit weniger Flächigkeit und Konturhaftem oder Akzenten. Und dann, langsam, breitet sich das Vorabgeschehen aus, bis ich den Hintergrund erreicht habe."
Mythisch wirkender Schattenwurf auf dem Boden
Es ist eine kleine, aber feine Ausstellung, deren Konzeption Ruhe und Kontemplation verbreitet. Die modernen Arbeiten sind in Vitrinen in der Mitte des Raumes gestellt, Trennwände aus Glas zeigen dekorative Verästelungen von Bäumen. Die historischen Bilder hängen an den Wänden drum herum. Durch die Spiegelung der Spots, die sie beleuchten, werfen sie mythisch wirkende Schatten auf dem Boden. Den meisten Besucherinnen und Besuchern gefällt das.
Der Rundgang durch die Ausstellung beginnt mit der Schönheit der Frau und endet mit Vögeln, Blumen und anderen Glücksbringern. Pfingstrosen etwa symbolisierten Reichtum. Die Besitzer dieser Bilder wollten damit vermutlich auch das Bild von sich selbst prägen - und es verinnerlichen: Wer die Glücksbringer-Werke frontal betrachtet, sieht auch sich selbst - im Spiegel zwischen den gemalten Tieren und Pflanzen.
Ausstellung "China hinter Glas" im Landesmuseum Hannover
Vor 300 Jahren verbreitete sich die Technik der Hinterglasmalerei aus Europa nach China. In Hannover sind 75 chinesische Bilder aus dem 18. und 19. Jahrhundert zu sehen.
- Art:
- Ausstellung
- Datum:
- Ende:
- Ort:
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Niedersächsisches Landesmuseum Hannover
Willy-Brandt-Allee 5
30169 Hannover - Telefon:
- (0511) 98 07 - 686
- Preis:
- 10 € / ermäßigt 8 € / Familien 20 €
- Öffnungszeiten:
- Dienstag bis Sonntag 10 – 18 Uhr
Montag geschlossen - Hinweis:
- Das Museum begrüßt das freiwillige Tagen einer medizinischen Maske.