Symbol der deutschen Teilung: Elbbrücke Dömitz eröffnet
Nach dem Zweiten Weltkrieg blieb die zerstörte Dömitzer Eisenbahnbrücke zwischen Ost- und Westdeutschland eine Ruine. In den vergangenen Monaten wurde sie umfangreich saniert. Am Freitag ist die neue Aussichtsplattform offiziell eröffnet worden - ein Wahrzeichen zwischen Niedersachsen und Mecklenburg.
Jahrzehntelang überquerten Züge an dieser Stelle die Elbe, später war die Eisenbahnbrücke eine Ruine. Jetzt können Besucher von dort aus weit über die Elbwiesen in die Natur schauen. Eine Aussicht zum Genießen, betont der verantwortliche Architekt Ralf Pohlmann. "Das sind rund 130 Meter, die wir jetzt den Skywalk schon errichtet haben, also die ersten vier Brückenbögen."
Der Plan: "Skywalk" bis zur Elbe
Vier Brückenbögen sind begehbar. Zwölf weitere in Richtung Osten warten noch darauf, ebenfalls zu einer Aussichtsplattform umgebaut zu werden. "Die Perspektive ist natürlich, den Skywalk bis vorn an die Elbe zu bringen, also bis zum letzten Pfeiler", sagt der Bürgermeister der Samtgemeinde Elbtalaue, Jürgen Meyer. "Vielleicht gibt es auch noch die Möglichkeit, am letzten Pfeiler einen kleinen Balkon anzubringen. Da muss man noch mal drüber reden."
Leuchtturmprojekt in Elbtalaue
Jürgen Meyer, Bürgermeister der Samtgemeinde Elbtalaue, schaut nicht nur auf die sanierte Brücke, sondern auch auf weitere Vorhaben direkt am Deich, wie ein Infozentrum und ein barrierefreier Zugang mit Parkplatz. "Die Flächen sind vorhanden. Wir sind schon in Grundstücksverhandlungen", erläutert Meyer. Nur die Finanzierung sei noch nicht geklärt. "Wir wollen den Tag der Eröffnung ein Stück weit dafür nutzen, um für dieses Leuchtturmprojekt im Biosphärenreservat Niedersächsische Elbtalaue zu werben."
Barrierefreier Zugang mit Fahrstuhl
Bis dieses Besucherzentrum fertig sein könnte, werden aber wohl noch mindestens fünf Jahre vergehen. Damit rechnet zumindest der Bürgermeister, denn es müsse auch noch ein Fahrstuhl gebaut werden. "Wenn sie heute öffentliche Einrichtungen herstellen, sind sie verpflichtet, barrierefrei zu bauen." Die jetzige Situation sei eine Ausnahmeregelung gewesen. "Aber darauf wird es jetzt ankommen, dass wir da genau ansetzen."
Ziel erreicht: Brücke gerettet
1873 wurde die Eisenbahnbrücke über die Elbe bei Dömitz eröffnet. Bis zum Frühjahr 1945 wurde sie für den Verkehr genutzt. Ein Luftangriff zerstörte das Bauwerk auf mecklenburgischer Seite, die deutsche Teilung verhinderte einen Wiederaufbau. "150 Jahre, nachdem der erste Zug hier lang fuhr, können nun Fußgänger die Brücke betreten", freut sich Pohlmann. "Der Steg hier oben ist im Grunde genommen die Kür einer großen Pflichtübung. Und die Pflichtübung war wirklich erst mal die Brücke zu retten für die nächsten Jahrzehnte. Ansonsten wäre das hier oben alles gar nicht sinnvoll gewesen."
Brückenpfeiler aus Naturstein
Der Architekt verweist darauf, dass die größte Herausforderung die Sanierung der 16 Brückenpfeiler gewesen sei. Sie sind aus Naturstein gemauert. "Durch Pflanzenbewuchs sind sie wirklich sehr, sehr stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Und auch dadurch, dass die Brückenbögen nicht mehr beweglich waren und bei Temperaturveränderungen sehr starke Risse bekommen haben." Zerstörte Steine seien ersetzt, Risse saniert und vor allen Dingen vieles neu verfugt worden. Gekostet hat der Umbau rund 7,5 Millionen Euro, bezahlt mit Fördermitteln.
Öffentliche Führungen bei den "Tagen der Industriekultur"
Die Brücke ist nun für jedermann zugänglich. Im Rahmen der "Tage der Industriekultur am Wasser" der Metropolregion Hamburg gibt es am 24. September jeweils um 11, 13 und 15 Uhr eine Führung samt Vortrag mit Architekt Pohlmann. Das Programm verspricht Einblicke in die bewegte Geschichte des Bauwerks und in das aktuelle Projekt seiner Nachnutzung. Dabei soll auch über den neuen "Skywalk" spaziert werden.