Streetart in ländlicher Idylle: Der "Banksy von Loitz"
Im kleinen Städchen Loitz gestaltet ein Streetart-Künstler heimlich, schnell und im Stillen die grauen Fassaden. Mittlerweile gibt es sogar Stadtpläne mit Hinweisen, wo seine Werke zu finden sind.
Früher war die Stadt Loitz (Landkreis Vorpommern-Greifswald) recht grau, jetzt ist es hier viel bunter als anderswo. Denn in Loitz lebt ein etwas geheimnisvoller Künstler - scheu und zurückgezogen. "Als ich in Loitz angekommen bin, habe ich überhaupt nicht an Graffiti gedacht. Ich hatte das Haus und das Haus war mein Projekt", erzählt er. Irgendwann sei er aber mit seinem Haus so weit gewesen, dass er wieder Zeit hatte für etwas anderes. "Ich habe gedacht, Mensch, hier mit den alten Wänden, das wäre doch ein super schöner Kontrast. Und wen stört's? Wen sollte es stören?"
Künstler verpasst Loitz seine eigene Note
Er nennt sich Hein Lohe, kommt aus Greifswald und arbeitet als Beamter in Stralsund. Er suchte einen Ort zum Leben zwischen diesen Städten. So kam er auf Loitz. Und inzwischen hat Lohe dem Städtchen eine ganz eigene Note verpasst. Hinter seinem eigenen Haus übt er an der Garagenwand. Dabei entwickelt er offenbar einen eigenen Stil. "Offensichtlich habe ich eine Handschrift, obwohl ich das immer verneint hätte. Aber ob ich jetzt realistisch, comichaft oder abstrakt versuche zu malen, scheint es so zu sein, dass Leute, die sich mit Streetart beschäftigen, darin eine Handschrift erkennen."
Hein Lohe hat Loitz zu seiner Open-Air-Galerie gemacht - mit Dauerausstellung. Da lächelt an einer Straße ein riesiges orangefarbenes Gesicht von einer grauen Betonwand. In die Fenster eines verfallenden Hauses hat er ein Bild eingefügt: Ein freundliches blaues Monster und ein Mädchen reichen darauf Blumen nach draußen. Denn Lohe arbeitet manchmal auch indirekt. Dann malt er seine Streetart zu Hause und baut sie in Fensterlöcher unbewohnter Häuser ein. Im Handumdrehen schraubt er sie an den alten Rahmen fest.
Lohe will unerkannt bleiben
Dabei bleibt er fast ungesehen - eben so wie der britische Streetart-Künstler Banksy, an den man bei Hein Lohe unweigerlich denken muss. "Das ist natürlich auch immer ein kleiner Egotrip. Einerseits möchte ich mich nicht in der Öffentlichkeit darstellen, andererseits geht es gar nicht anders", sagt Lohe. Im Film verbirgt der Künstler sein Gesicht unter der schwarzen Kapuze seines Pullis. Er lässt sich von hinten filmen, oder versteckt sich hinter den Blättern eines Busches. Den meisten Menschen in Loitz gefällt seine Kunst. Nur einer hat ihn bisher angezeigt.
Beim Malen im Flow
"Loitz hat halt viel zu bieten an Fläche. Und ja, ich hab‘ mich da in so einen Rausch oder so einen Flow gemalt." Als 16-Jähriger hatte Lohe mal den Film "Beat Street" gesehen. Mit Rap und Breakdance und Graffiti. Da ging es los mit der Straßenkunst. "Ich weiß gar nicht, ob ich Streetart mache oder Graffiti. Man sucht halt einfach ein Wort. Das ist so: 'Frage zwei Menschen und du kriegst vier Definitionen von dem, was Graffiti ist oder Streetart.' Also ich bemale Wände."
Mehr über den "Banksy von Loitz" und darüber, was es außerdem in der Region entlang der Peene zu entdecken gibt, können Sie in der Nordstory "Nur die Ruhe! Sommer an der Peene" in der ARD Mediathek ansehen.