Museen in MV: Verbandschef Stuth zieht positive Bilanz
In der Museumslandschaft in MV gab es in diesem Jahr viel Bewegung. Die einen haben nach längerer Schließzeit wieder geöffnet, die anderen machen sich mit neuen Konzepten zukunftsfit. Das freut auch Steffen Stuth, den Vorsitzenden des Landesmuseumsverbands.
Gut ein Jahr war das Volkskundemuseum in Schönberg geschlossen. Die Stadt stritt mit dem Trägerverein um die Zuschüsse. Zu teuer hieß es noch 2023, der Museumsleiter schmiss entnervt das Handtuch. 2024 folgte die Wende, die Kommunalwahl im Juni rettete gewissermaßen das Museum in zentraler Lage am Marktplatz. Mit dem neuen Stadtparlament keimte der Wille zum Erhalt der Sammlung wieder auf.
Gut so, denn Schönbergs Renommee gehe weit über das hinaus, was von einem Heimatmuseum zu erwarten wäre, sagt Steffen Stuth. Der Vorsitzende des Landesmuseumsverbands ist erleichtert über die positive Entwicklung: "Weil es ja eher ein Museum für das Schönberger Land - also ein "Landesmuseum" - ist . Das ist eine besondere Herausforderung, solche Museen können auch nicht ehrenamtlich geführt werden."
Parchim macht es vor: Museen neu erfinden
Um die 230 Häuser gibt es in Mecklenburg-Vorpommern, von den kleinen Heimatstuben bis zu den staatlichen Museen. Dass sie flächendeckend vertreten sind, macht die Häuser als Anlaufpunkte für andere Kulturanbieter relevant. Konzerte und Lesungen finden dort statt, sie sind Treffpunkte und Orte des Ehrenamts. Dass das funktioniert, zeigt der Fall Parchim.
In diesem Jahr wurde offenkundig, wie die Investition in den Standort Kulturmühle sich auch für das Stadtmuseum auszahlt. Die Besucherzahl habe sich im Vergleich zu den Vorjahren verzehnfacht, sagte im Sommer der Leiter der Einrichtung, Benjamin Kryl. "Wir sind gewachsen mit unseren Aufgaben, wir sind nicht mehr nur ein stadtgeschichtliches Museum - das sind wir "auch" - aber mit unseren Sonderausstellungsflächen können wir auch andere Themen bedienen."
Die weiten Flächen verbinden modernen kühlen Schick mit altem Industriecharme. Für Steffen Stuth liegt der messbare Erfolg daran, dass Parchim mutig gewesen sei: "Man hat gesagt: Wir müssen das Museum neu erfinden. Es muss anders sein, weil es heute neue Sichtweisen gibt. Und wir haben es in Parchim mit einer ungewöhnlichen, manchmal nicht ganz unanstrengenden Gestaltung zu tun, und genau so ist das richtig. Die haben damit das Museum für die Zukunft gerettet."
Überraschungserfolg des Jahres Heimatmuseum Sternberg
Gute Nachrichten gibt es auch aus Sternberg. Das Heimatmuseum hat seinen Sitz gegenüber der Stadtkirche im April wieder beziehen können. Angesiedelt im ältesten Haus der Stadt, brachte der lange Sanierungsstau Ende 2018 den Museumsbetrieb zum Erliegen, erklärte Bürgermeisterin Kathrin Haese. "Das Museum war einsturzgefährdet, die Baudenkmalbehörde hatte das Haus gesperrt und deswegen mussten wir das Museum sanieren. Wir haben neue Balken eingezogen."
Das Haus ist wieder standsicher, hat einen neuen Anbau, eine komplett neue Ausstellungskonzeption. Im zentralen Raum: Erdgeschichte am Beispiel des Sternberger Kuchens und zahlreicher versteinerter Funde. Für Steffen Stuth ist das der Überraschungserfolg des Jahres.
Anklam setzt aufs Ikareum und Otto Lilienthal
Die guten Nachrichten reißen auch in Vorpommern nicht ab. In Anklam soll im Frühsommer 2025 das Tourismuszentrum an der Nikolaikirche eröffnet werden. Die Kirche selbst wird zum sogenannten Ikareum umgebaut, der neuen Heimat des Otto-Lilienthal-Museums. 2,8 Millionen Euro soll es allein für diesen Teil von der öffentlichen Hand geben, mehr Förderung vom Bund wäre wünschenswert, sagte Anklams Bürgermeister Michael Galander: "Problematisch ist im Moment, der fehlende Bundeshaushalt. Vielleicht müssen wir noch ein bisschen Geduld haben, aber dann würden wir gerne das Ikareum mit dem letzten Bauabschnitt platzieren."
Das Geld sei in Anklam gut investiert, findet Museumsverbandschef Steffen Stuth, dort entstehe ein einmaliger, zentraler Cluster für die Stadt und die Region: "Es geht aber auch voran in Wolgast, es geht voran in Stralsund, irgendwann werden im Meeresmuseum im Katharinenkloster dann auch die Aquarien, dann ist das ein toller Anlaufpunkt. Da wird Vorpommern in der nächsten Zeit einiges hinzugewinnen."
Museen leiden unter öffentlichem Spardruck
Hinzugewinnen soll auch Mecklenburg, wenn im Herbst 2025 das Staatliche Museum in Schwerin wieder öffnet - nach dann gut vier Jahren Schließzeit. "Wenn man ein Museum total schließt, muss man sich das aus meiner persönlichen Erfahrung immer sehr genau überlegen. Es kann natürlich mehrere Jahre vom Netz sein, und dann kommt keiner mehr, weil man sich an das Haus nicht mehr erinnert. Wenn man Glück hat, kann man wieder anknüpfen, aber es ist auch etwas, wo man sich neu beweisen muss."
2024 hat auch gezeigt: Wo Museen neu öffnen, stehen die Besucher zunächst einmal Schlange. Damit das anhält, müssen die Häuser investieren, sich stetig erneuern und Mitarbeiter halten, statt Stellen abzubauen. Allerdings hänge das von der Finanzlage der zumeist öffentlichen Träger ab. Städte und Gemeinden stehen unter immer größerem Spardruck. Dieses Problem, dessen ist sich Steffen Stuth sicher, werde sich im kommenden Jahr weiter verschärfen.