Vom Wohnzimmer in die Hamburger Kunsthalle: "Figur und Landschaft"
Zwei Sammlerinnen öffnen ihre Schatzkiste für alle Kunstfreunde. Die Ausstellung "Figur und Landschaft" in der Hamburger Kunsthalle zeigt mehr als 100 Gemälde und Zeichnungen aus dem 19. Jahrhundert, die sich im Privatbesitz von zwei Hamburgerinnen befinden.
Die Ausstellung beginnt als Reise in den Süden. Man sieht das überwucherte Kolosseum in Rom, rauchende Vulkane, nachdenkliche Mönche in pittoresken Landschaften. Es ist die Italien-Sehnsucht von Künstlern aus ganz Europa im 19. Jahrhundert in allen Farben und Größen.
Trennungsschmerz für die Allgemeinheit
Die beiden Sammlerinnen Petra Wohlfahrt und Helga Wormsbächer kennen sich seit Jahrzehnten. Sie sind Mitglieder im kleinen Verein der Freunde des Kupferstichkabinetts, der fürs Sammeln begeistern will. Bei den beiden hat’s geklappt. Die Wände in ihrem Zuhause sind jetzt erst einmal leer, schmunzelt Andreas Stolzenburg, der Leiter des Kupferstichkabinetts. "Die beiden Damen leben sonst tatsächlich mit den Bildern, das heißt, ihre Wohnzimmer sind jetzt wirklich gefleddert." Kurator Peter Prange ergänzt: "Die beiden fühlen gerade einen Trennungsschmerz, denn sie müssen Weihnachten ein bisschen anders feiern als sonst - nämlich ohne ihre Bilder."
Handgemalte Weihnachtskarte
Nicht nur Italien in Öl haben die beiden Frauen in den vergangenen Jahrzehnten gesammelt, es gibt auch viele Naturbilder mit Wasserfällen und Baumstudien, sowie mehrere Ansichten von Dresden. Zeitgenossen Caspar David Friedrichs, der ab Dezember in der Kunsthalle mit einer großen Jubiläumsschau geehrt wird, waren hier am Werk. Darunter sind echte Preziosen, wie zum Beispiel eine postkartengroße Sicht auf Dresden und die Elbe im Mondenschein von Johan Christian Dahl. "Es handelt sich um eine Ölmalerei auf Papier, und auf der Rückseite ist eine Einladungskarte zur Botanischen Gesellschaft für den 24.12.", erklärt Andreas Stolzenburg. "Das hat er sicher als ein Weihnachtsgeschenk für jemanden gemalt - daher das kleine Format."
Kunsthallen-Detektive lüften Geheimnis
Die meisten der 70 Maler und drei Malerinnen, die in der Ausstellung zu sehen sind, sind eher solche aus der zweiten und dritten Reihe der Kunstgeschichte. "Das ist für uns gerade das Spannende", sagt Kurator Peter Prange, "weil man hier wirklich Entdeckungen machen kann." Bei einem Bild des Pförtnerhauses der Villa Borghese in Rom war der Maler zum Beispiel unbekannt. Andreas "Sherlock" Stolzenburg und sein Team haben jetzt nochmal genauer hingeschaut. "Und nach vielem Draufstarren haben wird dann schließlich doch eine Signatur entdeckt und die mit photographischen Tricks sichtbar machen können." Es stellt sich heraus: Der Schwede Gustav Wilhelm Palm hat dieses Bild gemalt. Der ausgezeichnete, liebevoll gestaltete Katalog umarmt jedes einzelne Bild der beiden Sammlungen und erzählt diese Geschichten.
Nicht nur Milliardäre sammeln
Es gibt auch bekannte Namen in den beiden Sammlungen: Zeichnungen von Adolph Menzel, August Macke und Ferdinand Hodler hängen in der Ausstellung. Man sieht auch 'Polospieler im Jenischpark' von Max Liebermann. Und das sind alles Exponate alles aus dem Wohnzimmer zweier Sammlerinnen. Man müsse kein Rockefeller für eine solche Sammlung sein, betonen die Ausstellungsmacher. Die Kunsthalle berät Sammlerinnen und Sammler und gibt immer wieder Tipps für Auktionen. Als Dankeschön darf die Kunsthalle zwei Bilder am Ende der Ausstellung behalten.
Vom Wohnzimmer in die Hamburger Kunsthalle: "Figur und Landschaft"
Zwei Hamburgerinnen zeigen Bilder aus ihrer Sammlung in der Kunsthalle - darunter Gemälde von Johan Christian Dahl, Oswald Achenbach und Max Liebermann.
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- Ausstellung
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- Ende:
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Hamburger Kunsthalle
Glockengießerwall 5
20095 Hamburg - Telefon:
- 040 428131200
- Öffnungszeiten:
- dienstags bis donntags 10 bis 18 Uhr, montags geschlossen