Gemälde von Barbara Winkler: "Als ob man einen Goldschatz heben würde"
In Hamburg hat eine Ausstellung mit Bildern von der 2023 verstorbenen Malerin Barbara Winkler Eröffnung gefeiert. Der farbenfrohe Nachlass der Sigmar-Polke-Schülerin ist erstmals zu sehen: in der Galerie Hilde Leiss.
Bilder wie in der Sonne gebadet - Barbara Winkler hat sie seit Ende der 90er-Jahre in Öl, Acryl und Kreide mit dynamischen Strichen auf Papier oder eine Leinwand geworfen. Man sieht abstrakte Farbwirbel, verwaschene Umrisse. "Ich war total begeistert, als ich sie das erste Mal gesehen habe", erzählt die Galeristin Hilde Leiss. "Ich habe gesagt: So etwas Farbenfrohes habe ich schon lange nicht mehr in meiner Galerie gezeigt."
Dass Winkler mit Sigmar Polke und Gotthard Graubner zwei wichtige deutsche Maler als Lehrer hatte, ist der Galeristin ziemlich schnuppe: "Hauptsache, es ist eine Qualität in sich. Man redet immer von großen Namen, aber dahinter steckt ganz wenig."
"Jedes Mal verblüfft von dem, was wir gesehen haben"
Der Künstler Uwe Pohlmann steht vor einem der Bilder, einer vibrierenden Farbfläche. Er hat diese Bilder neu entdeckt. "Es war wirklich so, als ob man einen Goldschatz heben würde", so Pohlmann. "Alle Bilder waren einzeln verpackt. Beim Aufreißen und Herausholen waren wir jedes Mal verblüfft von dem, was wir gesehen haben."
Als die Malerin letztes Jahr gestorben ist, kam ihr Bruder auf Pohlmann zu. Jetzt gehört der Nachlass von mehr als 200 Bildern ihm. Der Hamburger Künstler war ein alter Freund Winklers, kannte sie noch aus dem Studium an der Hochschule für Bildende Künste in den 70er-Jahren. Eine wilde Zeit, erzählt er lächelnd: "Barbara mich häufig ‘ausgeliehen’, um mit mir tanzen zu gehen - im Sahara, einer Disko, wo James Browns ‘Sex Machine’ und andere solche Stücke liefen."
Barbara Winkler: Bis 2014 in der Toskana gelebt, gemalt und geliebt
Danach verloren sie den Kontakt. Bis 2014 hat die Künstlerin in der Toskana gelebt, gemalt und geliebt, erzählt Pohlmann. "Ich habe Kontakt aufgenommen zu ihrem Liebhaber, einem deutschen Journalisten, der damals schon 60 Jahre alt war und in dem Ort Greve in Chianti eine alte Wassermühle besaß, die er renoviert hatte. Die beiden hatten sich bei einer Ausstellung kennengelernt. Dadurch ist dann eine intensive Liebesbeziehung entstanden, die mit ihrer Kraft, wie ich finde, aus diesen Bildern heraus strahlt."
Winklers Bilder sind farbige Detonationen, in denen Orange- und Gelbtöne dominieren. Dafür hat die Künstler Farbpigmente aus Florenz verwendet, wie sie schon die alten Renaissance-Meister benutzt haben, erklärt Pohlmann. Zwischen den Farbflächen sieht man die Umrisse von Tieren - dann den nackten Rücken einer Frau. Die Bilder sind sinnlich, voller Erotik.
Kurator stark beeindruckt: "Bin förmlich ausgeflippt"
Nach einem schweren Unfall 2014 kam Winkler zurück nach Hamburg. Letztes Jahr ist sie mit 75 Jahren gestorben. Um sie öffentlich bekannt zu machen, wandte sich Pohlmann an seinen alten Studienfreund, den erfahrenen Kurator Mike Holland. "Als ich diese Bilder gesehen habe, bin ich förmlich ausgeflippt", so Holland. "Die Qualität dieser Kunst kann man kaum beschreiben." Der Kurator hat auch eine Idee, wo die Bilder in Zukunft hängen könnten. "Man braucht einen öffentlichen Raum - und da bieten sich die Karstadt-Häuser an, die jetzt leer stehen. Sie würden mit dieser Geschichte die Innenstadt wiederbeleben, anstatt sie zu veröden. Das wäre wunderbar!"
Galeristin Hilde Leiss lächelt beim Betrachten der farbintensiven Bilder. "Manchmal sind es die feinen Dinge", bemerkt Leiss. "Die Leute, die man fast nicht sieht, haben mehr Qualität, als wenn das so ein Großmaul ist."
Falls Sie die Bilder von Barbara Winkler näher kennenlernen möchten, können Sie in der Galerie Hilde Leiss im Großen Burstah 36 vorbeischauen.