HfbK: Tut die Hochschule genug gegen Antisemitismus?
Eine Veranstaltung der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg (HfbK) wurde vergangene Woche durch eine Pro-Palästina-Demonstration gestört. Dabei soll es sogar eine Morddrohung gegeben haben. Der Antisemitismus-Beauftragte Stefan Hensel übt scharfe Kritik an der HfBK, Hochschulchef Martin Köttering rechtfertigt sich im Hamburg Journal.
Pro-Palästina-Aktivisten störten die Feier mit "Free Palestine"-Rufen und dem Verteilen von Flugblättern. Als ein Besucher aufstand und im Gehen den Aktivisten "From the Hamas Murderers!" ("Von den Hamas-Mördern!") zuruft, entgegnet einer der Demonstrierenden: "I will follow you and kill you" ("Ich werde dich verfolgen und umbringen").
Hochschulpräsident Martin Köttering äußerte sich im Hamburg Journal zu dem Vorfall: "Wir sind ein offenes Haus. In dem Moment, wo wir Menschen von außen einladen, mit uns in den Diskurs zu gehen, können wir nicht an der Tür eine Gesinnungsprüfung machen." Die Hochschule sieht sich als "ein sicherer sowie offener Ausstellungs- und Diskursraum".
Allerdings stand die HfbK bereits zuvor in der Kritik, weil Hochschulpräsident Köttering zwei Kuratoren der umstrittenen Documenta-Kuratorengruppe Ruangrupa als Gastprofessoren empfangen hatte. Auf der Documenta waren Bilder mit judenfeindlichen Motiven zu sehen. Kurz nach ihrer Gastprofessur hatten die beiden Aktivisten dann öffentlich Sympathie für die Terrorangriffe der Hamas gezeigt.
Mutmaßlicher Täter bisher nicht identifiziert
Laut Hochschulchef Martin Köttering habe die Hochschule alles in ihrer Macht stehende getan, um den Vorfall aufzuklären: "Wir haben sehr viele Bemühungen unternommen, mit Studierenden zu sprechen. Wir haben auch Aufzeichnungen von Handys ausgewertet, um zu schauen, ob wir die Morddrohung aufklären können", sagt Köttering. "Das ist uns nicht gelungen. Wir sind da in enger Absprache mit dem Betroffenen, der mit unserem Vorgehen völlig einverstanden ist." Der Betroffene war kein Jude. Anzeige erstatten will er nicht.
Aber reicht das? Noch immer ist der mutmaßliche Täter nicht identifiziert. Er soll kein Studierender der Hochschule sein. Gesucht wird auch nicht mehr nach ihm. Das sei zu wenig, findet der Hamburger Antisemitismusbeauftragte Stefan Hensel und nimmt den Hochschulleiter in die Pflicht: "Es wird immer irgendetwas gemacht, aber die Frage ist: Macht man etwas, weil man wirklich etwas klären will? Dann könnte die Hochschule die IHRA, die offizielle Holocaust-Definition des Europäischen Parlaments, annehmen und dann kann man genau dagegen vorgehen", erklärt Hensel.
Akzeptiert die HfbK ein Restrisiko?
Aber das wollen sie an der Hochschule für Bildende Künste offenbar nicht. Viel lieber setzt die HfbK auf Dialogangebote zur Prävention. Den Vorfall findet auch Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank abscheulich. Trotzdem stärkt sie Köttering den Rücken: "Ich möchte, dass unsere Hochschulen offene Orte sind und bleiben. Gleichzeitig will ich allen Studierenden und allen Lehrenden das Gefühl geben, ihr seid hier sicher - jüdischen Studierenden, aber auch allen anderen. Das ist ein Weg, den unsere Hochschulen gerade nach dem 7. Oktober nachkommen."
Es ist unklar, wie sie an der HfbK solche Vorfälle in Zukunft ausschließen können. Es scheint, als hätten sie ein Restrisiko akzeptiert.