Elbphilharmonie: "Kurdistan"-Festival bringt Weltmusik an die Elbe
Die Klassische Musik ist das Kernrepertoire für die Elbphilharmonie. Das Konzerthaus setzt aber auch andere Akzente, so wie mit dem Festival "Kurdistan". Bis Sonntag präsentieren die Macher unterschiedliche Facetten des kurdischen Sounds.
"Der Hintergrund von kurdischer Musik ist immer die Geschichte mit ihrem Schmerz, der Unterdrückung und dem Nomadenleben. Der Anlass, ein Lied zu schreiben, ist ja meistens, ein Gefühl auszudrücken," so sieht Aynur den Charakter der kurdischen Musik. Die in Ostanatolien geborene Sängerin ist ein Star mit mehr als 500.000 Followern bei Instagram. Sie ist der wahrscheinlich prominenteste Gast beim "Kurdistan"-Festival.
Aynur spielt im Großen Saal der Elbphilharmonie mit dem Kamantsche-Spieler Kayhan Kalhor und dem Ensemble Resonanz. Die Begegnung mit westlichen Orchestern ist für sie nichts Neues. Im September ist Aynur erst beim Morgenland Festival mit dem Osnabrücker Sinfonieorchester aufgetreten: "Musiker müssen offen sein. Wir müssen unsere Herzen und Gedanken öffnen, um eine Verbindung zu finden. Wir wollen einen gemeinsamen Weg finden, um zusammenzukommen."
Kurdophone mischt Einflüsse aus kurdisch-persischen Musik
Die Idee von Austausch und Neugier prägt auch den Festivalauftakt im Kleinen Saal der Elbphilharmonie. Dort spielt die Band Kurdophone, gegründet vom Musiker Omid Darvish in seiner Wahlheimat Wien. Die Gruppe mischt Einflüsse aus der kurdisch-persischen Musik mit Jazzrock und Klassik. Die Auftritte von Aynur und der Band Kurdophone stehen vor allem für das, was man Crossover nennen könnte.
Das Festival hat aber auch kurdische Tradition für Puristen im Angebot. Die Gruppe Danuk rekonstruiert zum Beispiel Lieder aus alten Aufnahmen, die auf Wachswalzen aufgezeichnet sind. Und belebt diese traditionellen Lieder dann mit eigenen Arrangements, wie der Sänger Ferhad Feyssal erklärt: "Wir versuchen, die originalen Melodien zu bewahren und zu unterstützen. Mit den originalen rhythmischen Mustern und Tonleitern. Und dann bauen wir etwas um diese Melodie herum."
Festival "Kurdistan" mit neun Veranstaltungen
Insgesamt umfasst das Festival neun Veranstaltungen. Darunter auch zwei Konzerte zum Mythos Dersim: eine Region im Osten von Anatolien, in der 1937/38 zehntausende Menschen, überwiegend alevitische Kurden, von der Türkischen Armee ermordet wurden.
Dieses kurdische Trauma beleuchtet auch ein Vortrag des Musikethnologen Martin Greve. Als Begleitprogramm zum Festival zeigt das Zeise Kino in Altona außerdem den Film "Half Moon" von 2006, über die fiktive Reise einer Musikgruppe durch die Grenzgebiete zwischen dem Iran, Irak und der Türkei. Dieser Film gilt als Parabel für die kurdische Geschichte. Er wurde im Iran verboten und ist der Lieblingsfilm der Sängerin Aynur.
Elbphilharmonie: "Kurdistan"-Festival bringt Weltmusik an die Elbe
Bis Sonntag präsentieren die Festivalmacher neun Veranstaltungen. Neben Konzerten gibt es einen Vortrag sowie eine Kino-Matinee.
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Elbphilharmonie
Platz der Deutschen Einheit 4
20457 Hamburg