Ausstellung "Pippis Papa": Gab es Pippi Langstrumpfs Vater wirklich?
Die Geschichten über Pippi Langstrumpf und ihren Vater Efraim zählen zu den populärsten Werken der europäischen Kinderliteratur des 20. Jahrhunderts. Jetzt enthüllt das MARKK: Es gab tatsächlich einen Schweden, der in der Südsee strandete und dort sein Glück machte!
Es ist der Weihnachtsmorgen 1904. Das Schiff "Herzog Johann Albrecht" gerät im Pazifik in einen Sturm und sinkt. An Bord ist auch der Schwede Carl Pettersson, der in Neuguinea für eine deutsche Kolonialgesellschaft Palmenplantagen betreut. Er rettet sich auf die Tabar-Inseln im Bismarck-Archipel, gründet dort später mit seiner pazifischen Frau Singdo eine große Familie und wird reich. Die Geschichte macht in Schweden Schlagzeilen, die vermutlich auch Pippi-Langstrumpf-Schöpferin Astrid Lindgren kennt.
"Sie hat die Geschichte mit Sicherheit gekannt", erzählt die schwedische Anthropologin Helena Regius. Sie entdeckt viele Parallelen zu Efraim Langstrumpf, forscht weiter und findet in Schweden Nachfahren Carl Petterssons: Camilla und Madeleine Eleby. 2003 reisen die Geschwister nach Papua-Neuguinea: "Wir waren ein paar Mal dort unten und haben unsere Verwandten getroffen, mit denen wir eine gemeinsame Familienzeremonie für unsere Vorfahren gefeiert haben."
Ausstellung "Pippis Papa" erzählt spielerisch vom Kolonialismus
Diese außergewöhnliche Familiengeschichte bildet den Rahmen für eine bunte, spannende und sehr informative Ausstellung. "Wir versuchen, diese Geschichte der kolonialen Bezüge greifbar zu machen und nutzen dafür die Lebensgeschichte von Carl Pettersson. Insofern ist das für uns eine Möglichkeit, anhand einer persönlichen Biografie Einblicke in die deutsche Kolonialgeschichte zu geben."
Das ist gelungen! Anhand Petterssons Geschichte wird die Kultur des fernen Inselstaates vorgestellt: bunte Kleidungsstücke, typische Schnitzereien, Geschichten von den Lebensbedingungen der Menschen dort. In fünf Kapiteln wird die deutsche Kolonialgeschichte begreifbar, zum Beispiel durch den Alltag von Petterssons Kindern, die weder in der pazifischen noch in der schwedischen Gesellschaft wirklich akzeptiert waren. Sie wurden in Missionarsschulen unterrichtet, fern von ihren Familien.
"Oma hat nie darüber gesprochen. Erst, als sie alt war. Sie sind einfach weggeschickt worden, weg von ihren Familien und dem Leben, das sie kannte", erzählt Anthia Hoerler-Fong über ihre Oma, die älteste Tochter Carl Petterssons. Die Ausstellung thematisiert auch die aktuelle Kinderbuchdebatte über koloniale Weltbilder am Beispiel der Pippi-Langstrumpf-Bücher. So bringt man die deutsche Kolonialgeschichte ohne erhobenen Zeigefinger nicht nur Kindern nahe. Ob Carl Pettersson für Astrid Lindgren wirklich das Vorbild für Efraim Langstrumpf war, wird jedoch wahrscheinlich für immer ein Geheimnis bleiben.
Ausstellung "Pippis Papa": Gab es Pippi Langstrumpfs Vater wirklich?
Die überraschenden Parallelen der Biografie des Schweden Carl Pettersson zu den Pippi-Langstrumpf-Büchern zeigt jetzt eine Ausstellung im MARKK.
- Art:
- Ausstellung
- Datum:
- Ort:
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MARKK - Museum am Rothenbaum Kulturen und Künste der Welt
Rothenbaumchaussee 64
20148 Hamburg - Telefon:
- 040 42 88 79 0
- E-Mail:
- info@markk-hamburg.de
- Preis:
- Regulär 9,50 €, ermäßigt 5,00 €
- Öffnungszeiten:
- Dienstag bis Sonntag von 10-18 Uhr
- Donnerstag bis 21 Uhr