Mecklenburgerin Isabel Lorenz: Malen im Stil der Alten Meister
"Schönheit wird die Welt retten": Das ist das Lebensmotto von Isabel Lorenz. Die 20-Jährige aus Nordwestmecklenburg malt in ihrer Freizeit - und zwar in altmeisterlicher Weise wie im 18. und 19. Jahrhundert.
Unter dem reetgedeckten Dach ihres Elternhauses sind die Wände schwarz. Kerzenleuchter, Gipsbüsten berühmter Künstler und: großformatige Ölgemälde auf Staffeleien. Isabel Lorenz' Kleidung: dunkel, wilhelminisch. Die junge Frau spricht bedächtig über ihre erste eigene Gemäldeausstellung im Sommer in Gadebusch: "Die meisten sagen, dass sie meine Werke an die Werke der Alten Meister erinnern und dass sie beeindruckt waren von den Details, der Farbgebung und den Kontrasten. Private Leute wollten zum Beispiel gerne eine Maria in ihrem Wohnzimmer haben. Das finde ich auch nicht verwerflich, aber ich verkaufe meine Werke nicht gerne an Privatpersonen."
Isabel Lorenz: Alte Meister als Vorbild
Ihre Werke muten an wie barocke Figurenensembles, wenn Engel sich um eine Maria gruppieren. Daneben: fürstliche Porträts wie aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Als richtiger Ort dafür schweben der 20-jährigen Autodidaktin eher Kirchenräume oder Museen vor.
Isabel Lorenz hat schon als Kind gerne gezeichnet. Seit drei Jahren beschäftigt sie sich zunehmend mit Geschichte und Theologie - und mit den Gestaltungsprinzipien der Alten Meister. Sie hat sich zunächst Vorbilder wie Caravaggio oder Rubens genommen und sie gekonnt kopiert. Sie ist bescheiden und bemüht, die richtigen Worte für ihre Arbeit zu finden: "Zunächst übte ich mit Acrylmalerei, bis ich schließlich zur Ölmalerei gewechselt bin, weil das für meine Zwecke einfach praktischer ist. Ich denke, mein bisher umfangreichstes Gemälde war jenes unter dem Titel 'Die unbefleckte Empfängnis', da es das erste Werk war, das ich gänzlich aus meiner eigenen schöpferischen Kraft hervorbrachte, ohne mich dabei an eine direkte Vorlage zu halten."
Malen lernen durch Youtube und Bücher
In ihrem Dachgeschoss arbeitet sie gerade an einer Jesus-Darstellung: der Körper des Gekreuzigten in den Händen der Schmerzensmutter, der Mater Dolorosa. Nach der Bildidee kommt die Vorzeichnung mit Bleistift. Mit Braun- und Grautönen entsteht eine Untermalung, die dann die Licht- und Schattensetzung vorgibt. Ölfarbe ist für ihre Darstellungszwecke das beste Medium. Die Farbe bleibt auf der Leinwand einige Zeit beweglich, sagt die gelernte Verwaltungsangestellte: "Es trocknet relativ schnell, manchmal innerhalb von ein bis zwei Tagen. Das ist ein Vorteil, wenn man wie bei dem Bild noch Rippen reinmalen muss. Dann kann man das besser verblenden. Ich hab mir das selbst angeeignet, durch Youtube-Tutorials, aber auch durch Bücher, in denen die Techniken der Alten Meister erklärt werden."
Auch orthodoxe Ikonen und Porträts wie etwa der deutsch-römische Kaiser Joseph II. gehören zur Bilderwelt von Isabel Lorenz. Die farblich begrenzte Grundierung in dunklen Tönen schlägt eine Brücke zu ihrem Idol Caravaggio. In dessen Historienmalerei findet sie universelle Wahrheiten und tugendhafte Werte, dargestellt in anspielungsreichen Allegorien. Diese Motive seien gar nicht angestaubt, sondern schlicht zeitlos, erklärt sie: "Diese Mythen bewahren nicht nur das Erbe unserer Kultur, sondern sind gleichsam die Wurzeln, aus denen unser geistiges und moralisches Dasein genährt wird."
Kunst, die gesehen werden soll
Isabel Lorenz arbeitet bis zu vier Monate an einem Bild - und dann soll es natürlich auch gesehen werden. Kürzlich hat sie sich einen eigenen Kanal bei Instagram eingerichtet und lädt dort Fotos ihrer opulenten Gemälde hoch. "Ich hatte es mir schon lange überlegt, aber mich immer dagegen gewehrt, weil ich diese modernen Mittel der Verbreitung nicht gut finde. Das ist alles so oberflächlich, aber mir haben viele Leute gesagt, dass das meine Reichweite vergrößern würde und ich dadurch vielleicht mal an eine Kirche oder ein Museum rankommen würde." Auch wenn sie ihr Hobby zur Perfektion getrieben hat: Verdienen will Isabel Lorenz damit nichts, sondern einfach nur, dass ihre Kunst gesehen wird.