Vor 150 Jahren geboren: Heinrich Vogeler - Künstler und Kommunist
Als Jugendstil-Künstler widmet sich Heinrich Vogeler der Ästhetik und allem Schönen. Doch geprägt von Krieg und Gewalt werden seine Werke nach dem Ende des Ersten Weltkrieges deutlich politischer. Ein bürgerlicher Künstler begibt sich in den Klassenkampf.
Am 12. Dezember 1872 kommt Heinrich Vogeler in Bremen zur Welt. Dort wächst er in einer Kaufmannsfamilie auf. Finanziert vom Vater beginnt er im Alter von 18 Jahren ein Studium an der Düsseldorfer Kunstakademie. Für den Klassenkampf und die Rechte des Proletariats hat er zu diesem Zeitpunkt noch kein Interesse.
Während des Studiums geht Vogeler immer wieder auf Reisen. Er besucht unter anderem Belgien, die Niederlande und Italien. Nach dem Abschluss seines Studiums kauft er sich vom Erbe seines Vaters ein Haus in Worpswede und schließt sich dort einer Künstlergruppe an, zu der auch Otto Modersohn und Paula Modersohn-Becker gehören.
Barkenhoff - Treffpunkt für Künstler und Intellektuelle
Vogeler verwandelt sein Haus in ein Kunstwerk und der "Barkenhoff", wie das Haus aufgrund eines angrenzenden Birkenwaldes genannt wird, entwickelt sich zum kulturellen Zentrum der Worpsweder Künstlergruppe.
Der Weiße Saal des Barkenhoffs wird zum Treffpunkt für Künstler und Intellektuelle. Dichter Rainer Maria Rilke, mit dem Vogeler gut befreundet ist, sucht den Barkenhoff immer wieder auf. Im Bild "Sommerabend", eines der berühmtesten Werke Vogelers, hält er 1905 fest, wie das Leben im Barkenhoff aussieht.
Neue Orientierung und Kriegserfahrungen
Doch das Leben am Barkenhoff macht ihn auf Dauer nicht glücklich. Seine Ehe gerät zunehmend in die Krise. Auf zahlreichen Studienreisen sucht Vogeler deshalb nach neuer künstlerischer Orientierung.
Als 1914 der Erste Weltkrieg ausbricht, meldet sich Vogeler freiwillig zum Militärdienst. Während des Krieges wird er hauptsächlich in Südost- und Osteuropa eingesetzt, wo er als Militärmaler arbeitet.
Gegen Ende des Krieges beginnt er die militärischen Ereignisse aufgrund seiner eigenen Erfahrungen zunehmend kritisch zu sehen. Er schreibt einen Protestbrief und Friedensappell mit dem Titel "Märchen vom lieben Gott" an den deutschen Kaiser. Daraufhin wird er aus dem Militärdienst entlassen und auf dem Barkenhoff unter Polizeiaufsicht gestellt.
Heinrich Vogelers Kampf für den Sozialismus
Nach Ende des Krieges engagiert sich Vogeler immer häufiger politisch. Er baut Kontakte zu Bremer Sozialisten auf, hält Vorträge und tritt Mitte der 1920er-Jahre der KPD bei. Auch sein Kunststil verändert sich. Er malt Fresken, die Szenen revolutionären Kampfes und Entwürfe neuen gesellschaftlichen Lebens zeigen. Sein Stil wird fortan dem sozialistischen Realismus zugeordnet.
Sein berühmtestes Bild aus dieser Zeit, der "Hamburger Werftarbeiter", zeigt, wie er sich mit der Arbeiterklasse solidarisiert und seine Kunst in den Dienst einer gerechteren Welt stellen möchte.
Immigration in die Sowjetunion und Tod
Um sich in den Dienst des Sozialismus zu stellen, geht Vogeler 1931 nach Moskau. Er hilft bei der Umwandlung der Sowjetunion in einen Industriestaat im Auftrag staatlicher Stellen und setzt sich in Kunst und Literatur für den Aufbau eines "wahren Sozialismus" ein. Gleichzeitig engagiert er sich als Antifaschist politisch gegen die NS-Diktatur in Deutschland. Er arbeitet für die Zeitschrift "Das Wort", die von Exil-Deutschen, unter anderem von Bertolt Brecht, herausgegeben wird.
Nach dem deutschen Einmarsch in die Sowjetunion wird Vogeler von den russischen Behörden zwangsevakuiert. Er wird nach Kornejewa in Kasachstan gebracht, wo der Künstler 1942 völlig entkräftet und bettelarm in einem Krankenhaus stirbt.