"Zucchero - Sugar Fornaciari": Vom Bauernjungen zur Blues-Ikone
Zucchero ist - neben Andrea Bocelli - aktuell der größte Weltstar, den Italien musikalisch zu bieten hat. Wie sehr er sich diesen Erfolg erkämpfen musste, das erzählt er in dem Film-Porträt "Zucchero - Sugar Fornaciari".
Sein richtiger Name ist Adelmo Fornaciari. Der Kosename "Zucker" stammt aus seiner Schulzeit. "Ich war ein süßer, introvertierter Junge. Deshalb hat mich die Lehrerin 'Zucchero' genannt", erinnert er sich im Film.
Zucchero - Meister des Blues und Soul
Geboren 1955, wächst Zucchero in Roncocesi auf, einer ländlichen, damals armen Gegend in der Emilia-Romagna. Weil die Eltern den ganzen Tag mit der Landwirtschaft beschäftigt sind, verbringt er viel Zeit mit der Großmutter - und in der Kirche. Dort darf er als eifriger Messdiener nämlich an der Orgel üben - die Blues- und Soul-Songs aus Amerika, die er liebt. Als er mit Anfang 20 erstmals nach New Orleans reist, ist das wie Nach-Hause-Kommen, erzählt Zucchero: "Ich erinnere mich, wie ich vom Flugzeug aus diese Sümpfe sah und den Mississippi. Da standen zwar andere Bäume als in der Emilia, aber für mich sahen sie aus wie die Pappel-Haine am Po. Es fühlte sich an, als habe ich schon immer dort gelebt, als sei ich dort geboren."
Zucchero, der den Blues ohnehin schon in der Stimme hat, muss nur noch Sound und Rhythmus nach Italien importieren. Erfolgreich ist er mit seinem Italo-R&B anfangs nicht. Beim legendären Sanremo-Festival landet er regelmäßig auf den hintersten Plätzen. Aber mit seinem dritten Album "Rispetto" verschafft er sich 1986 endlich den ersehnten Respekt.
Ein Ausnahmekünstler geplagt von Depressionen
Gestrickt ist der Film des Regie-Duos Valentina Zanella und Giangiacomo De Stefano recht konventionell: frühe Bühnen- und Privat-Aufnahmen vom noch milchgesichtigen Zucchero, die nostalgische Gefühle aufkommen lassen - und professionelle Konzertbilder von der aktuellen Welttournee. Dazu prominente Stimmen, die den Ausnahmekünstler preisen. Wer es noch nicht wusste, der staunt allerdings schon über die Fans, die Zucchero hat - von U2-Sänger Bono, der mehrere Songs für ihn geschrieben hat, bis Sting: "Er ist ein Geschenk Gottes, könnte man sagen. Wenn ich Zucchero höre, weiß ich sofort, dass er es ist."
Queen-Gitarrist Brian May berichtet, wie er ihn zum Auftritt beim Benefiz-Konzert für Freddie Mercury 1992 überredet hat, und Paul Young, wie toll es war, mit ihm dort auf der Bühne zu stehen. Wirklich berührend aber wird es, wenn Zucchero von der Kehrseite seiner Karriere erzählt: den Depressionen, in denen er jahrelang gefangen war und die ihn durchs Leben begleiten. Weil der große Erfolg für ihn großen Druck und Versagensängste mit sich bringt: "Ich stand ganz oben in den Charts, hätte also endlich glücklich sein sollen. Sting wollte mit mir singen, aber ich habe abgesagt. Ich war wie ausgelöscht und völlig deprimiert."
Aber seine seelischen Tiefs übersetzt er in Musik. So entsteht in dieser Zeit "Miserere" mit Luciano Pavarotti - ein Song für die Ewigkeit. Geschrieben von einem italienischen Bauernjungen, dem heute Weltstars auf Augenhöhe begegnen. Im Film-Porträt über Zucchero kann man ihn und seine aus tiefster Seele kommende Stimme nochmal ganz neu entdecken.
Zucchero - Sugar Fornaciari
- Genre:
- Dokumentation
- Produktionsjahr:
- 2023
- Produktionsland:
- Italien
- Regie:
- Valentina Zanella, Giangiacomo De Stefano
- Länge:
- 75 Minuten
- FSK:
- ab 12 Jahren
- Kinostart:
- 26. September 2024